11.

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Gemächlich strecke ich mich aus. Gestern waren die Stimmung trotz der auswegslosen Situation recht entspannt. Wir sind alle froh, dass Franco wieder da ist, und dass wir wieder Nahrung haben.
"Morgen.", nuschelt eine verschlafene Stimme neben mir. Bei den Versuch mich aufzurappeln, drückt Phil mich wieder zurück auf den Boden.
"Bleib liegen.", bittet er mich, "du bist so schön warm."
Mir entweicht ein leises Lachen. Zufrieden kuschelt er sich an mich. Gedankenverloren wuschel ich ihn durch die lockigen Haare.
"Weißt du, ", setze ich an, "Ich könnte mir schlimmere Gesellschaft vorstellen."
Von Phil kommt nur ein zustimmendes Brummen.
In diesen Moment bin ich seltsam zufrieden. Mir ist trotz der mittlerweile klirrenden Kälte erstaunlich warm. Könnte an den wundervoll warmherzigen Mann liegen, der sein Gesicht in meiner Schulter vergräbt und meine liebkosung genießt.
"Aufstehen, ihr Turteltauben! Teambesprechung."
Ein putzmunterer Paul lässt unsere kleine Blase platzen.
"Was? Was für eine teambesprechung?", frage ich schläfrig.
"Wie wir hier rauskommen."
"Ach so.", wiederwillig befreie ich mich aus Phils Umarmung und rappelt mich auf.
"Es gibt keinen Fluchtweg."
"Doch. Du hast ihn nur noch nicht gefunden."
Ein wenig beleidigt schlurfe ich zu den anderen, Phil ziehe ich hinter mir her.
"Also. Was habt ihr geplant?", frage ich in die Runde.
Robin fuchtelt mit den Händen in der Luft herum. "Wir sind fünf. Er ist allein. Also... Das nächste mal einfach überrennen."
"Nein. Schlechte Idee.", wiederspreche ich. "Er könnte bewaffnet sein."
"Ich habe keine Waffe an ihn gesehen."
"Hatte ich auch nicht. Trotzdem habe ich jetzt eine Narbe mehr."
Es war vielleicht etwas harsch ausgedrückt. Ein bedrückendes schweigen macht sich breit.
"Es tut mir wirklich leid, Jungs, aber in all der zeit, in der ich hier war, kam ich nie ohne seine Erlaubnis aus den Raum heraus. Sorry, aber..."
"Das heißt...", unterbricht mich Franco, "dass wir hier bleiben."
"Ja. Das heißt es."
Traurig schüttelt Phil den kopf. "Wer auch immer dieser Psychopath sein mag, er ist unmenschlich."
Wir nicken.
Hoffnungsvoll wirft Paul ein: "Es ist ein gesuchter Straftäter. Eventuell findet man ihn und mit ihn auch uns." Und mit einen Hauch stolz fügt er hinzu: "Wir haben nämlich so ziemlich die beste Polizei hier in Köln."
"Wie lange bist du eigentlich in den Raum?", werde ich von Franco gefragt.
Unwissend beige ich den Kopf. "Wie gesagt, so lange ich denken kann."
"Und wie alt bist du?"
Vielsagend schüttel ich den Kopf.
"Name, Alter, Wohnort... Ich weiß es nicht."
"Wir wissen zumindest, dass du am östlichen Ende von Köln wohnst. Wegen unseren Einsatz."
"Und ich würde dich auf Anfang zwanzig schätzen.", sagt Phil nachdenklich.
Nur einen Namen kann man nicht schätzen.
"Wisst ihr vielleicht, ob euer Straftäter eine Tochter hat?", wendet ich mich hoffnungsvoll an die Polizisten.
Bitte. Sagt ja. Gebt mir einen Namen.
Doch sie schütteln den Kopf.
"Er wird wegen Gewalt gegen eine Prostituierte und einer vermutlichen psychischen Störungen gesucht. Von Einen seiner Bekannten haben wir zwar erfahren, dass er sehr früh Vater wurde, wer die Mutter ist oder was mit den Kindern passiert ist, wissen wir genauso wenig wie über ihre Namen."
"Das heißt... Ich könnte rein theoretisch... seine Tochter sein?"
Angeekelt verziehe ich das Gesicht. Väterliche Zuneigung habe ich mir anders vorgestellt.

Der Raum (Auf Streife/die Spezialisten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt