Wer andern eine Grube gräbt...
"Du bist'n Idiot."
Das plötzliche Tuten in der Leitung symbolisierte Heiji, dass Shinichi aufgelegt hatte. Schnell wählte er die Nummer seines besten Freundes noch einmal, nur um dann enttäuscht festzustellen, dass das Besetztzeichen ertönte.
"Mist", fluchte der Westjapaner. "Dabei wollt ich doch nur-"
In diesem Augenblick riss jemand die Haustür auf, vor der Heiji stand.
"Was wolltest du nur?", kam es knurrend von Shinichi.
Die Tatsache, dass Heiji vor der Tür seines Freundes stand und ihn dann auch noch anrief, fand Shinichi nicht lustig. Im Gegenteil, es nervte ihn total. Zumal Heiji, als er das letzte Mal bei ihm übernachtete, abgedüst war, ohne sich zu bedanken. Und nun stand er wieder hier, spät abends, in der Dunkelheit. Und wie er stand! Heiji war pitschnass, was für Shinichi nur den Schluss zuliess, dass der Westjapaner im strömenden Regen mit dem Motorrad unterwegs gewesen war.
"Kudo? Würdeste mich bitte reinlassen?" Heijis Stimme zitterte bereits vor Kälte, und Shinichi seufzte.
"Heiji?", erklang es plötzlich neben Shinichi, und Rans Kopf erschien hinter der Tür. "Was machst du denn hier?"
"Ähm, das erklär ich besser drinnen", sagte Heiji, drängte sich nun einfach an Shinichi vorbei und zog sich schliesslich seine durchnässte Jacke aus.
"Hat dich deine Freundin Kazuha etwa vor die Tür gesetzt?", fragte Shinichi, während er sich ein Grinsen bei dem Gedanken nicht verkneifen konnte und die Tür schloss.
Heiji wurde sofort knallrot.
"Kazuha is' nich' meine Freundin!", brauste er auf. "Die nervt doch nur! Ich bin froh, dass sie nich' hier is'!"
"Jetzt tust du ihr aber Unrecht", sagte Ran und warf Shinichi einen verheissungsvollen Blick zu. Sie ahnte, warum Heiji da war. "Ich mach uns einen Tee."
"Danke, Ran", murmelte Heiji, dann wandte er sich an Shinichi. "Ich geh mich erst mal umziehen. Kann ich dein Bad benutzen?"
"Klar."
Fünf Minuten später sassen Shinichi und der frisch umgezogene Heiji auf dem Sofa im Wohnzimmer und schwiegen sich an. Vorerst.
"Kann ich dich mal was fragen?"
Shinichi, der seinen besten Freund stumm gemustert hatte, zog die Augenbrauen zusammen.
"Wenn du mir zuerst meine Frage beantwortest", gab er zurück und lächelte hinterhältig. In diesem Moment erklang aus der Küche ein lautes Lachen, das jedoch sofort wieder unterdrückt wurde. Dann erschien Ran mit dem Tee und setzte sich neben Shinichi.
"Was sollte das gerade eben?", fragte Shinichi und musterte seine Freundin.
"Nichts, nichts", wehrte sie ab und verteilte die drei Tassen auf die Anwesenden.
Heiji, der ganz baff über Rans Reaktion war, wollte schon nach dem Grund fragen, als Shinichi seine Frage stellte.
"Da du im Englischen gut bewandert bist, kannst du mir sicher sagen, wie der englische Ausdruck für "Rinderdiebstahl" lautet, oder?"
Heiji öffnete schon den Mund und wollte antworten, als er innehielt. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Wenn Shinichi eine solch einfache Frage stellte, hiess das meistens, dass es eine Fangfrage war. Das würde auch Rans Lachen und ihre Reaktion von vorhin erklären.
"Warum willste das wissen?", fragte Heiji stattdessen. Shinichi zuckte mit den Schultern.
"Einfach nur so", wehrte er ab. "Also, was heisst "Rinderdiebstahl" auf Englisch?"