Kapitel 10

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Ich hatte vergessen ein Handtuch mit zu nehmen! Und auch sonst hing keines da.
Ich riss den Duschvorhang zur Seite. Das einzige hier war mein Klamottenhaufen auf dem Boden. Verdammt. Ich schlang mir die Arme um den Oberkörper, es war wahnsinnig kalt in dem dampfigen Raum.

Mein Föhn! Kam es mir plötzlich in den Kopf und sah mich um. Lag noch im Koffer...
Mit der flachen Hand schlug ich gegen die geflieste Wand. "Das kann doch nicht wahr sein!"

Ok, durchatmen. Ich brauchte eine Lösung. Undzwar bevor ich zu einem Eiswürfel wurde.
Ich könnte mir meine Kleidung einfach wieder anziehen, aber ich hasste das Gefühl von trockener Kleidung auf nasser Haut.
Warten bis ich trocken war würde ewig dauern, ich hatte noch nicht einmal etwas um mir das nasse Haar weg zu binden.

Zu sagen, dass ich leicht verzweifelt war, wäre maßlos untertrieben gewesen.
Und dann klopfte es an der Türe.
Ohne groß nachzudenken nahm ich mir mein schwarzes Tshirt, das mir vor den Körper gehalten bis zur mitte der Schenkel reichte und öffnete die Tür einen kleinen Spalt breit.

Der Blick meines gegenübers schweifte ungeniert von meinem Haar bis zu den Zehen und wieder zurück.
"Dauerts noch lang."
"Ähm, es würde weniger lang dauern, wenn du mir vielleicht 'n Handtuch bringen könntest?" sagte ich und presste meine Lippen aufeinander.
Er grinste. Breit. Dieses überlegene Grinsen würde mich noch wütendender machen, wenn es nicht so verdammt gut aussehe.
"Oh, achso, nee, ich will ja nicht in deinen Sachen wühlen." ein funkeln trat in seine Augen und er wand sich langsam ab.
"Bitte." presste ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Während er immernoch nur meine eine Gesichtshälfte sah.

"Na ich will mal nich so sein."
Erleichterung machte sich in mir breit, als er in unser Zimmer ging. Nur kurz später kam er mit einem meiner weichen weißen Handtücher zurück und reichte es mir. Zumindest deutete er das an, als ich den Türspalt vergrößerte um danach zu greifen. Machte ihm dieses ärgern Spaß? Mir nämlich definitiv nicht.
Genervt schnaubte ich und verengte meine Augen, ließ aber meinen Arm ausgestreckt.
"Nächstes mal kannst du auch einfach ohne Handtuch ins Zimmer zurück kommen." sagte er gefolgt von einem Zwinkern.
Ehe ich seine Worte richtig verstand war er in den anderen Raum gegangen und das Tuch hing auf meinem Arm.

Wenn das sein Humor war, dann werden die nächsten Monate wohl anstrengend werden. Aber für mich stand einfach fest, dass ich auf dieser Schule bleiben werde. Da können auch keine drei Mitbewohner etwas dran ändern.

In mein Handtuch eingewickelt holte ich mir Klamotten und zog mich an.
Erst fertig angezogen wieder zurück im Zimmer fiel mir auf, dass tatsächlich ein Großteil der Kleidung vom Boden entfernt wurde.

Ich saß noch eine halbe Stunde alleine im Zimmer und lernte, bevor es Zeit zum Abendessen wurde. Meine blonden Haare waren noch immer etwas feucht und fielen mir leicht strähnig über die Schultern, in meinen Chucks verließ ich den Raum und und ging mit mehreren anderen die Treppe hinunter in den Speisesaal.

Kartoffelsuppe und Semmeln.
Ich hatte mich wieder zu Sonja und Mary gesetzt, obwohl Emery mir zugewunken hatte.
"Ich fasse es nicht, dass ihr echt vorhabt da morgen Abend hinzu gehen." sagte Mary und tauchte ein Stück Semmel in die Suppe.
"Wisst ihr überhaupt was da abgeht?"
Fragend sah ich sie an, ich wusste nicht was sie damit meinte 'was da abgeht'.
"Nein, aber du weist es doch genauso wenig." wand Sonja ein bevor ich fragen konnte.

"Ich mein ja nur." zuckte sie gleichgültig mit den Schultern.
Irgendetwas verschwieg sie doch...
Aber Sonja freute sich so. Ich freute mich zwar nicht direkt, aber ich mochte Partys definitiv mehr als im Zimmer zu sitzen.
Die Party wurde während dem Essen nicht mehr angesprochen, stattdessen unterhielten wir uns über Schule und Lehrer.
Als wir fertig waren verließen wir den Speisesaal.
"Bis später" sagte ich und sah noch Marys schnelles Augenrollen, bevor ich die Treppe nach oben ging.

Ich war wieder alleine im Zimmer umringt von mich anstarrenden Postern von den zuvor weißen Wänden.
Es war nichts zu hören, als das Summen des kleinen Kühlschranks mit dem Dosenbier Vorrat, während ich alle Autos, Motorräder und Frauen mit an die Wände der rechten Zimmerhälfte hängte.
Besser.
Ich war mir nicht sicher, ob das hier jetzt wirklich so ablaufen sollte oder ob ich einfach nur getestet wurde. Wie ich reagiere. Wie weit sie gehen konnten.

Nach einer Weile ging ich schon wieder, um mit Sonja zu den anderen zu gehen.
Auf der Treppe kamen mir die drei mir bekanntesten Gesichter entgegen. Gerade als ich fast an ihnen vorbei war, wurde ich am Oberarm zurück gehalten.
Der Brünette flüsterte mir wie beiläufig ins Ohr "Lass dir Zeit."
Er ging weiter, während ich kurz verwirrt stehen blieb und ihm hinterher sah.
Erst da fiel mir ein etwas kleines Mädchen mit langem, glatten, schwarzem Haar neben ihm auf.

Schnell setzte ich meinen Weg fort und ging mit Sonja in Zimmer 1.

Im Badboy ZimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt