Müde hebt er seinen Kopf und blinzelt in die aufgehende Sonne.
Gut sechs Monate sind vergangen seit er sie draußen im Wald bei seinen nächtlichen Streifzügen fand, zitternd vor Angst, verunsichert, halb verhungert.
Er nahm sie bei sich auf und kümmert such seitdem um sie, voller Zuversicht dass sie sich nie wieder in dem dunklen Wald verläuft aus dem er sie einst gerettet hat.
Leise steht er auf um sie nicht zu wecken und trottet mit gesenktem Kopf verschlafen hinaus.
Draußen angekommen hebt er seinen Kopf in die klare kühle Morgenluft.
Wie er es liebt, den würzig weichen Feldboden am Waldrand.
Er blinzelt, nimmt einen tiefen Atemzug und fängt dann an sich zu putzen als ihn plötzlich ein leises schüchternes miauen aufhorchen lässt.
Er blickt sich um und erblickt die grau braune Katze die jetzt schüchtern auf ihn zuschleicht, den abgemagerten Körper eng an den Boden gepresst.
Aufmerksam beobachtet er seinen Schützling wie sie ihm näherkommt, dem einzigen dem sie ihr ganzes Vertrauen geschenkt hat.
Endlich bei ihm angekommen stupst sie ihn zärtlich liebevoll an seiner Schnauze an.
Zufrieden unterwirft er sich ihr, was ein großer Vertrauensbeweis bei ihm ist da er in seinem bisherigen Leben nur schlechte Erfahrungen mit dieser Geste gemacht hat, was auch unzählige Narben auf seinem Bauch beweisen.
Sie klettert auf seinen Bauch und rollt sich dort ein, ein wohliges Gefühl von Geborgenheit und Liebe umgibt sie.
Zärtlich fängt Lena an ihm über eine besonders große Narbe zu lecken und dabei leise beruhigend zu schnurren.
Yanni genießt diese Art der Zuneigung die er bisher viel zu wenig bekam. Als Wolf galt er immer als eine Art Außenseiter, ein Einzelkämpfer der von vielen gemieden wird, sei es wegen seines durchdringenden Blicks oder seiner plötzlich auftretenden Agressivität, die aber eher selten vorkommt, gelten Wölfe doch als scheu, Yanni stellt da absolut keine Ausnahme dar.
Auch er ist sehr scheu, zurückhaltend und eher misstrauisch seit er von seinem Rudel verstoßen wurde.
Tief verletzt machte er sich auf ein neues Zuhause zu finden, immer tiefer trieb es ihn in den Wald hinein aus dem er für nunmehr 18 Jahre nicht mehr herauskam.
Doch eines Tages, es war ein eher trüber, verregneter Tag im April, sollte alles anders kommen als geplant.
Er streifte wie immer durch die Wälder, alleine, hungernd, verzweifelt sich nach einem Zuhause sehnend da vernahm er in der Ferne ein leises Rascheln.
Lautlos drehte er seinen Kopf und stellte seine Ohren auf.
War das nicht ein maunzen, kläglich, hilfe suchend, verzweifelt. Nein, das konnte nicht sein, nicht hier, nicht in dieser Ecke des Waldes die schwer erreichbar war und selbst für die Zweibeiner namens Menschen zu versteckt war um sie zu erreichen.
Lautlos schlich er weiter, da hörte er es schon wieder, dieses miauen, es schien von einem kleinen Kätzchen hier ganz in der Nähe zu kommen.
Yanni erhob den Kopf und suchte die Gegend ab aus der er das Geräusch vermutete, da sah er sie, ein kleines Kätzchen, verängstigt zitternd im Gestrüpp hocken.
Leise, um sie nicht noch weiter zu verängstigen schlich er zu ihr hin.
Sehr zögernd kommt sie auf ihn zu, ihren zierlichen, ausgemergelten Körper eng auf den Boden gepresst, den Schwanz eingezogen.
Als sie auf Höhe von seiner gesenkten Schnauze war fing das kleine Kätzchen neugierig an an seiner Schnauze zu schnuppern.
Als sie merkt dass von ihm scheinbar keine Gefahr ausgeht wird die grau braun gestreifte Katze langsam mutiger und fängt an Yanni über die Schnauze zu lecken.
Erst jetzt bemerkt der braun schwarz gefärbte Wolf dass die vor ihm stehende Katze total verwahrlost und verhungert aussieht.
Ihr Fell ist von Flöhen besetzt, struppig, verdreckt und weist einen stumpfen Glanz auf.
Er fragt sich wie sie die Welt wohl durch ihre Augen wahrnimmt, sie schaut ihn mit trüben, glasigen Augen müde und erschöpft an.
Langsam legt er sich auf den Waldboden und beobachtet wie sie langsam Vertrauen zu ihm aufbaut und sich zu ihm legt.
Scheinbar scheint das Kätzchen seine Nähe zu spüren denn es entspannt sich merklich, ihr Atem wird ruhiger, ihre Krallen fahren ein und ab und zu fängt sie an leise zu schnurren.
Auch Yanni merkt dass das Kätzchen sich, genau wie er, nach Liebe und Zuneigung sehnt.
Schüchtern und zärtlich fängt er an sie sauber zu lecken, bei der kleinsten Bewegung seines Schützlings hält er jedoch inne und fragt sich ob er zu weit gegangen ist.
Als er jedoch kurz darauf ihr zufriedenes schnurren vernimmt macht er sich weiter an die Fellpflege seines Kätzchens.
Liebevoll säubert Yanni das Fell seiner Samtpfote von Dreck und Ungeziefer das sich darin festgesetzt hat.
Kaum ist er fertig und lässt von ihr ab da kommt von dem kleinen Kätzchen ein verlangendes miauen, sie scheint es wohl zu genießen.
Um sie nicht weiter auf die Folter zu spannen und ihr die Unsicherheit zu nehmen die in ihr noch schlummert, leckt er ihr zärtlich über ihr, jetzt wieder glänzendes Fell.
Zufrieden schnurrend sucht sie seine Nähe und ruht sich aus bis ihr vor lauter Erschöpfung die Augen zufallen.
Sehr zärtlich nimmt er sie in seine Schnauze und trägt sie aus dem Wald, zu sich nach Hause wo sie in Sicherheit ist.
Als sie aufwacht schaut sie sich verwundert um und findet sich auf einer Wiese in einer Senke wieder die von dichtem Gras bewachsen ist.
Noch etwas zittrig und schwach versucht die kleine Fellnase aufzustehen doch Yanni drückt sie mit seiner Schnauze sanft aber bestimmt wieder nach unten da sie sich jetzt erstmal ausruhen soll.
Leise maunzend gibt Lena ihrem Beschützer zu verstehen dass sie Hunger hat, Yanni kommt jedoch schon mit einer Portion Fleisch zurück.
Gierig und ausgehungert schlingt die grau braune Katze die Brocken hinunter, dankbar dass Yanni sich um sie kümmert.
Als sie fertig mit der Nahrungsaufnahme ist klettert sie dem großen Wolf leichtfertig einfach auf den Rücken und legt sich, alle viere von sich gestreckt, auf ihn.
Glücklich bemerkt Yanni dass Lena langsam aber sicher zu ihm Vertrauen fasst, gleichzeitig schwindet auch seine Angst wieder ausgenutzt zu werden, da er spürt dass Lena ihn braucht.
Ihn, den bisher ausgestoßenen Wolf den keiner wollte.
Er, der bisherige Einzelkämpfer fühlt auf einmal ein wunderschönes Gefühl in seiner Brust.
Glücklich verliebt schließt Yanni die Augen und schläft ebenfalls ein, eng an sein kleines Kätzchen gekuschelt, er schwört sich sie nie wieder von seiner Seite gehen zu lassen.
Lena, die auf seinem Bauch liegt, schenkt ihrem Wolf einen verliebten Blick und leckt ihm weiter über seinen Bauch.
Zufrieden genießt er es und fühlt sich das erste Mal in seinem Leben geliebt, beschützt, geborgen und gebraucht.
Leise schnurrend schaut Lena ihn an, er verliert sich für einen kleinen Moment in ihren wunderschönen, klaren Augen, überlegt dann aber was der Tag heute für die beiden für Überraschungen bereithält.
Sie könnten wieder gemeinsam durch die Wiesen und Felder auf der Suche nach Nahrung streifen oder einfach nur in ihrer Senke beim Waldrand liegen und den Tag mit dösen verbringen.
Nun entschied sich das kleine Kätzchen, das bisher auf den Vorderpfoten ihres Beschützers gelegen hatte doch für die erstere Variante und sprang verspielt einem Vogel nach der sich frech direkt vor ihr Schnäuzchen gesetzt hatte und sie herausfordernd anschielte.
Mit einem gezielten Sprung fing sie das Tier, tötete es mit einem gezielten Kehlenbiss und sicherte sich auf diese Weise ihr Frühstück.
Da auch Yanni langsam merkte dass er Hunger bekam stand er auf und ging ebenfalls auf Nahrungssuche.
Mit vollem Magen kehrte er zu Lena zurück die ihn bereits sehnsuchtsvoll erwartete und mit vorwurfsvollem Blick anschaute als wolle sie ihn fragen wo er denn so lang geblieben ist.
Entschuldigend blickte er sein Kätzchen an und legte sich zu ihm.
Doch sie konnte ihm sein Verschwinden nicht lange übel nehmen, als sie in Yanni's grün-graue Augen blickte war aller Ärger verflogen.
Verschlafen schmiegt sie sich an ihn und genießt die Wärme die er abgibt.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlt sich das kleine Kätzchen geliebt und beschützt.
Mittlerweile ist das kleine Kätzchen selbstbewusster geworden und fährt ihrem Beschützer gegenüber auch mal die Krallen aus, was ihn zutiefst verletzt, so geschehen vor drei Tagen als er länger weg war und sie verzweifelt auf ihn wartete.
Leise maunzend zog sie durch das hohe Gras bis sie ihn im Gebüsch liegen sah, ganz mit jagen beschäftigt.
Beleidigt stellte Lena den Schwanz und die Nackenhaare auf und zog davon.
Als er wieder zu ihr kam würdigte sie ihn keines Blickes da sie sauer auf ihn war weil er sich so lange nicht hatte blicken lassen.
Selbst seine ganzen verzweifelten Erklärungsversuche halfen nicht dabei die Wut und Verzweiflung der kleinen Fellnase zu mildern.
Drei Tage später war scheinbar alles wieder in Ordnung, die beiden gingen gemeinsam auf die Jagd, spielten miteinander und waren scheinbar wieder unzertrennlich.
Eines Abends, es war einer dieser typisch warmen Spätsommerabende, machte er jedoch beim herumtoben mit ihr eine Entdeckung die ihn zutiefst beunruhigte und weswegen der braun schwarze Wolf sich große Sorgen um seinen Schützling macht.
Ihr sonst so glänzendes Fell wirkt stumpf unf glanzlos, sie hatte sich außerdem große Stücke davon weggekratzt und sich wund gebissen.
Auf seine Frage was sie gemacht hatte antwortete Lena nur, sie wäre hängen geblieben.
Doch da es immer öfter passierte fing Yanni irgendwann an, an Lenas Ausreden zu zweifeln.
Eines Nachts, er konnte mal wieder nicht schlafen, schlich er durchs Gras und sah wie sein Schützling sich leise wimmernd und kläglich maunzend büschelweise das Fell ausriss.
Sanft stieß er sie mit der Schnauze an, worauf sie heftig erschrak, die Nackenhaare aufstellte, ihm ihre Pfote ins Gesicht hieb und laut schreiend davonschoss.
Als er Lena schließlich nach kurzer Zeit einholte und zur Rede stellte, legte sie ein Geständnis ab was ihn zum einen verblüffte, zum anderen aber in tiefe Sorge versetzte.
Lena erzählte ihm ausführlichst dass sie früher von ihrer Mutter verstoßen wurde.
Jung, klein und ohne Lebenserfahrung war sie den Gefahren des dunklen Waldes schutzlos ausgeliefert, was bald dazu führte dass größere Tiere mit ihr „spielten" und sie ärgerten.
Aus Frust, Angst und Verzweiflung fing sie an sich exzessiv zu kratzen bis es blutete, nur so ertrug sie die jahrelange Tortur.
Bedrückt und traurig lauschte Yanni seinem Schützling, als sie endete wischte er eine Träne weg da ihn das ganze extrem berührte, was nicht zuletzt auf seine, für Wölfe eigentlich untypische, Hochsensibilität zurückzuführen war.
Sanft leckte er ihr über ihr Fell um sie zu beruhigen.
Gleichzeitig versprach er ihr dass er alles tun würde damit sie sich nicht noch weiter verletzt, er kämpft ja selbst auch mit dem Druck der manchmal einfach zu stark wird, was unzählige Narben auf seinem Körper beweisen die von genau den gleichen Taten herkommen wie bei Lena.
Er legt sich unterdessen ins hohe Gras, drückt sein Kätzchen schützend an sich und fängt an zu erzählen.
Lang erzählt er, von seinem Vater, einem großen Rudelführer der wahnsinnig viel Macht hatte und alles was eine andere Meinung wie er selbst hatte, gnadenlos unterdrückte, so auch seinen eigenen Sohn, während seine Mutter einfach nur tatenlos zuschaute, war sie doch zu schwach und schüchtern um sich zu wehren wenn der Vater den jungen Wolf zu heftig packte um ihm seine Meinung einzuprügeln
Schon bald entdeckte Yanni, der 4 Monate zu früh das Licht der Welt erblickte, dass er für das Rudelleben nicht gemacht war und verließ das Rudel um sich allein durchzuschlagen.
Das erwies sich am Anfang als sehr schwierig, machte ihm doch seine Vergangenheit zu schaffen, außerdem war er bisher immer in einem geschützten Rudel und nie auf sich allein gestellt.
Doch dass die Flucht vor seiner gewohnten Umgebung die beste Entscheidung seines Lebens war merkt er in den letzten Monaten immer mehr seit er Lena kennengelernt und sich in sie verliebt hat.
Doch eines Tages sollte es für ihn ganz anders kommen, die Geschichte eine unerwartete tragische Wende nehmen.
Mitten im Winter, es war klirrend kalt, begann Lena sich plötzlich
zunehmend merkwürdiger zu verhalten.
Immer öfter verließ sie den schwarz braunen Wolf um jagen zu gehen, zumindest behsuptete sie das. Auch sonst kapselte sie sich immer mehr von ihm ab, verzichtete auf eine gemeinsame Nahrungsaufnahme mit ihm, kurzum, das silbergraue Kätzchen entfremdete sich total.
Dieses Verhalten ließ in Yanni alte Ängste wieder aufsteigen. Die Angst erneut verlassen zu werden und wieder alleine durch den dunklen Wald zu streifen, auf der Suche nach einem Zuhause und einem Rudel welches ihn so aufnahm wie er nunmal war.
Verzweifelt machte er sich auf die Suche nach seinem Schützling die ihm inzwischen alles bedeutete.
Stundenlang durchstreifte er den dunklen Wald, doch er fand sie nirgends.
Deprimiert kehrte er zu seinem Bau zurück und verkroch sich dort, in der Hoffnung sie würde wieder auftauchen und es wäre alles wieder so wie vorher.
Schon nach einer Stunde machte er sich so heftige Vorwürfe etwas falsch gemacht zu haben und sie deswegen verloren zu haben, dass er sich aus alter Gewohnheit wieder anfing das Fell auszurupfen und sich blutig zu beißen so wie sie es auch getan hatte.
Frustriert bemerkte er nach einigen Tagen welche er komplett ohne essen und Schlaf verbracht hatte, dass Lena ihn wirklich verlassen hatte.
Zutiefst verletzt und nun wieder alleine verzog sich der einst so glückliche Wolf wieder in den Wald zurück um dort sein vorheriges Leben in Ablehnung, Einsamkeit und Trauer zu verbringen.
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Der Wolf und das Kätzchen
De TodoDies ist der Versuch meine Beziehung in eine Geschichte zu packen, Dinge die gut laufen aber auch die Sachen die nicht so gut laufen bzw liefen Schlussendlich sind wir leider nicht mehr zusammen, wer genauere Infos will wie es in Real Life abgelaufe...