Ich sprang nicht von der Klippe. Ich nahm keinen Anlauf. Es war so, dass ich einfach gelaufen bin. Als wäre dort eine Brücke oder ein Weg und kein tiefer Abgrund. Ich hatte nicht einmal gezögert. Ich bin einfach gegangen, mit geschlossenen Augen und angehaltenem Atem.
Ich hörte meine Mutter hinter mir Schreien, wieso? Mein Vater rief meinen Namen.
Katharinaaa!
Das a zog er in die Länge. Mama schrie immer weiter. Bis ich nichts mehr davon hörte, da sie schon zu weit entfernt waren.
Sie schreien wegen mir… Bin ich ihnen doch etwas wert? Haben sie mich doch lieb?
…
Was habe ich nur getan? Ich habe nur an mich selbst gedacht, dass all meine Probleme gelöst werden und ich nicht mehr ignoriert werde. Ich geliebt und vermisst werde.
Verdammt, ich hätte darüber nachdenken sollen. Wie es ihnen gehen wird, wie meine Lilly reagiert, wenn sie erfährt, dass ihre große Schwester nicht mehr existiert. Sie tot ist.
Eine Welle von Gefühlen stürzte über mich ein. Das am stärksten vertretene Gefühl war Reue. Hätte ich das doch nicht getan!
Danach kam Schuld. Ich bin schuld daran, dass meine Eltern eine Tochter weniger haben, weinen werden, meine Schwester niemanden mehr hat, der sie beschützt.
Aber ich war stolz darauf. Ich bin gesprungen, habe mein Ziel verfolgt und das war mein Schicksal.
Meine Augen waren immer noch geschlossen, zu viel Angst hatte ich zu sehen, was da unten auf mich wartet.
Ob man es rückgängig machen kann? Ob ich es schaffe im Fluss zu landen? Vielleicht überlebe ich? Ich öffnete meine Augen um zu sehen, wo ich lande.
Unter mir war das Flussufer, bedeckt von tausenden Kieselsteinen und kantigen Felsen. Ich könnte es schaffen. Es schaffen mich zum Fluss zu bewegen. mir fällt gerade ein, dass ich kein einziges Mal über den Schmerz nachgedacht habe. Wird es sehr wehtun?
Ich versuchte mich in der Luft zu bewegen aber ich schaffte es nicht. Mein Herz raste, es war lauter als das Rauschen des Flusses.
Bum bum
Bum
bum
Bum
bum
Und dann kam der Aufprall. Zu spät…