Cut-Out

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Poe

»Mama?«, frage ich und blicke auf mein Teller. »Ja, Poe?« Ich atme tief durch und lege die Gabel schließlich nieder. »Was hälst du von meinem Freund?« Sie unterbricht ihr kauen und schluckt schwer. »Meinst du Ezra?« Ich nicke und warte gespannt auf ihre Antwort. »Nun«, beginnt sie, doch stockt daraufhin. »Ich weiß nicht, er ist ganz nett«, sagt sie und trinkt schnell von ihrem Wasser, um meine Frage zu überspielen.
Traurig atme ich aus.
Jeder denkt das selbe von Ezra. Sie meinen er ist so voller Gewalt und tut mir nicht gut. Aber er ist doch so nett und liebevoll. Natürlich ist er manchmal nicht gut zu sprechen, aber ist das nicht jeder Mal? Sie kennen ihn einfach nicht. Ezra ist so—Ja, wie ist Ezra denn eigentlich? Und irgendwie scheint er mir in diesem Moment so unbekannt und fern. Als würde ich ihn nie gekannt haben, als ob alles nur eine Illusion in meinem Kopf gewesen ist. Alles kommt mir vor wie ein Traum, und dieser Gedanke lässt mich bis zum Abend nicht los.
Das klingeln meines Handys lässt mich aus meinen Gedanken schrecken. Verwirrt darüber wer mich jetzt noch anrufen könnte gehe ich an mein Handy. ‘He’, leuchtet es mir in weißen Großbuchstaben entgegen. Erfreut über den Anruf meines Freundes hebe ich sofort ab und lehne mich mit einem lächeln auf den Lippen zurück.
»Honey, wie geht's?«, fragt er und Glücksgefühle machen sich in meinem Körper breit. »Gut«, sage ich unbewusst etwas zu stumpf. »Poela, was ist los?« So nannte er mich nur wenn er wütend, traurig oder aufgeregt war. Oder wenn er das Gefühl hatte, das ich ihn anlügen würde.
»Alles gut, nur Mum—«, er seufzt traurig und ich schließe meine Augen. Ich kann es nicht leiden wenn er traurig ist. »Was hat deine Mutter für ein Problem mit mir? Kann sie mich nicht einfach als deinen Freund akzeptieren?« Unbehagen macht sich in meinem Magen breit. Sollte ich jetzt gegen meinen Freund oder gegen meine Mutter gehen?
»Ezra, hör mir zu—«, doch er unterbricht mich erneut. »Poe, wenn du mich liebst, dann komm in den Park. Und nimm alles nötige für's überleben mit.« Daraufhin legt er auf und lässt mich verwirrt allein. »Ezra, was hast du vor?«
Leise gehe ich die Treppe auf Zehenspitzen hinunter, um meine Mutter nicht zu wecken. Als ich am Wohnzimmer vorbeigehe leuchtet mir der helle Bildschirm des Fernsehens entgegen und das Schnarchen meiner Mutter ist aus den Lauten der Komödie herauszuhören. Gut das sie schläft, denn wach kann ich sie gerade nicht gebrauchen. Sie würde nur anfangen zu weinen, damit ich mitleid bekomme und bei ihr bleibe. Das hat sie schon damals geschafft, als ich mich für ein Elternteil entscheiden sollte. Und im nachhinein hab ich's auch nicht bereut, denn sonst würde ich schon längst wieder in Frankreich sein und dort eine Mädchenschule besuchen. Dann hätte ich nie Ezra kennengelernt.
Ich schleiche leise in die Küche und packe einige der Konservenravioli ein. Auch einige Dosen Linsensuppe landen in meinem Rucksack. Ich nehme noch einige Scheine aus der kleinen Schachtel, welche zur Aufbewahrung unseres Geldes dient. Auch diese packe ich schnell weg. Schließlich gehe ich in den Eingangsbereich und schlüpfe in meine ausgetretenen Sneaker.
Ein letztes Mal blicke Ich zurück, bevor Ich die Tür öffne und aus meinem Heim trete. Es ist, als würde ich eine Tür öffnen, welche in eine andere Dimension führt. Als würde diese Entscheidung alles ändern, und das tut sie im Endeffekt auch. Nichts wird mehr sein wie früher. Egal ob wir zurückkehren oder nicht. Das ist kein Traum, keine Illusion. Es ist die Realität, und das macht mir Angst.
»Ezra«, flüstere ich und gehe durch die vielen Büsche. Plötzlich höre ich ein rascheln, was nicht von mir stammen kann. Ängstlich presse ich meine Lippen aneinander und bücke mich. Das rascheln wird immer lauter und etwas unbekanntes bewegt sich in meine Richtung. »Ah, du bist hier. Ich habe dich schon gesucht«, sagt plötzlich eine mir bekannte Stimme und ich blicke hinauf. Ezra steht cirka einen Meter vor mir und schaut grinsend auf mich hinab. »Ich dachte schon du kommst nicht mehr«, sagt er und lächelt matt.
Ich stehe auf und fahre mit meinen Haaren durch sein dichtes Haar. Er legt meine Arme um seinen Nacken und Ich verkreuze sie miteinander. Seine Hände legt er auf meine Hüften, um mich näher zu sich ziehen zu können. Er lehnt seine Stirn an meine und atmet tief aus. »Ich hoffe du verlässt mich nie im Leben«

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Lieber AgraphiaVlg, ich hoffe ihr seid nicht zu sehr verstört. Dies ist ein kleiner Cut-Out welchen ich mal geschrieben habe. Vielleicht könnt ihr etwas damit anfangen.😊

Liebste Grüße, Medusa

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 12, 2018 ⏰

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