Worte sind nur ein Versuch, Gedanken und Kreativität auf Papier zu bannen und sie so der Nachwelt zu erhalten. Sie sind somit keineswegs perfekt sondern fehlerhaft und unvollständig. Seht also nicht nur meine Worte, sondern auch die Gedanken hinter ihnen. Sie sind weitaus interessanter als der Versuch ihrer schriftlichen Manifestation.
Es scheint Ereignisse zu geben, die von einer höheren Instanz unbedingt verhindert werden wollen. Genau wie unsere Kursabschlussfahrt. Diese stand von Anfang an unter keinem guten Stern.
Zunächst ist die Buchung falsch gelaufen, also mussten wir den Termin umlegen, dann gab es finanzielle Schwierigkeiten. Wir müssen die Reise antreten, wenn nicht, bekommen wir unser Geld nicht zurück. Die Überweisungen waren schon fertig, das heißt das Geld ist weg, wenn wir die Reise nicht machen. Zu allem Überfluss muss ich mir mein Zimmer noch mit den Computer-Idioten teilen. Das heißt, sich alles über Computerspiele anhören zu müssen und vor zwei Uhr nicht schlafen zu können, da die sich literweise Energydrinks reinpfeifen dürften.
Dann war alles gegen mich. Der gesamte Kurs war gegen mich. Alle konnten mich nicht mehr leiden. Von einer Woche auf die andere legte die gesamte Klasse eine saubere 180 Grad-Wende hin, was ihre Meinung zu mir betraf. Diese Änderung war noch nicht alles, es standen Unmengen an Klausuren und Leistungskontrollen an; zusätzlich dazu war ich jetzt schon emotional völlig fertig. Die 11. und 12. Klasse waren von Anfang an etwas völlig neues. Die Leistungen die die Lehrer uns abverlangten, standen in keinem Verhältnis zu den früheren.
Ich selber kam damit nicht ganz klar. Jetzt auch noch das. Ich meine, ich müsste das doch eigentlich kennen aus der Grundschule, aber trotzdem habe ich keine Ahnung wie ich darauf reagieren soll, völlig allein dazustehen.
Es ist früh um sechs, als ich aufstehe. Wir müssen zwar erst viel später los, wodurch ich eigentlich ausschlafen könnte, doch wieder ein mal ist etwas dazwischen gekommen. Meine Eltern können mich nicht zur Schule bringen, also muss ich mit meinem Zeug Wohl oder Übel den Bus nehmen.
Als wäre das nicht schon genug, gießt es aus vollen Kübeln. Kaum dass ich aus der Tür trete, bin ich völlig durchnässt. Der Weg zur Straßenbahn ist nicht minder schrecklich. Dann muss ich auch noch auf den Bus warten, an einer Haltestelle ohne Dach. Super.
Ich friere bis auf die Knochen, als ich an der Schule ankomme. Am Bus steht keiner. Auch in der Nähe ist niemand, dabei bin ich genau pünklich.
Nach fünf Minuten habe ich Glück. Markus aus meiner Klasse kommt vorbei.
"Warum stehst du hier? Wir treffen uns doch im Schulhaus!"
Na prima, dass ich das auch mal erfahre. Ich bin aus mehreren Gründen schon vor längerem aus dem Kurschat ausgetreten, aber keiner scheint es für nötig zu halten, mir mal eine anderweitige Nachricht zukommen zu lassen.
Im Schulhaus stehen alle im Foyer und unterhalten sich. Ich stelle meinen Rucksack und meine Umhängetasche in eine Ecke und entferne mich ein paar Schritte. Ich muss wieder einen klaren Kopf bekommen. Ich bin sehr empfindlich geworden, gegen die Sticheleien und sonstigen Sachen gegen mich. Ich habe mich zurückgezogen, mich auf die Rolle des stillen Beobachters beschränkt, anstatt mich aktiv zu beteiligen, was ein großer Fauxpas gewesen wäre, legen die anderen doch jedes meiner Worte auf die Goldwaage.
Auch der Letzte hat es in die Schule geschafft, die Begrüßung und Belehrung sind durch und wir machen uns auf zum Bus. Ich habe es geschafft, zumindest ein wenig Smalltalk zu führen mit den Gemäßigteren in der Klasse. Drei Mädchen, die mich zwar nicht als engen Freund betrachten, mich aber auch nicht vor der gesamten Klasse oder im Stillen diskreditieren. Mich aber zu verteidigen, ist trotzdem zu hoch für sie.
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Klassenfahrt
Short StoryNiemand kann wissen, was bei einer Klassenfahrt alles passieren wird ...