Kapitel 1 - Verhängnisvolles Date

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Kathy hatte immer noch das Gefühl jeden Moment in Ohnmacht fallen zu müssen.

Oder zu hyperventilieren.

Oder doch zu sabbern?

So viele Auswahlmöglichkeiten und sie konnte sich beim besten Willen nicht entscheiden. Sicher war aber, dass sie dem schönsten Mann der Welt gegenübersaß – und der sich mit ihr unterhielt. Es war ihr ein Rätsel wie sie es schaffte ihm halbwegs intelligente Antworten zu geben, da eine Gehirnzelle nach der anderen in einem Cocktail aus Hormonen ertränkt wurde.

„Und du arbeitest in einer Softwarefirma?", fragte Eric und beugte sich ein Stück weiter nach vorn. Die gedimmte Beleuchtung in dem kleinen Restaurant brachte seine dunklen Augen zum Funkeln und schimmerte auf seinen Haaren. Der Hauch seines Aftershaves wehte zu Kathy hinüber und sie musste sich zwingen nicht tief und genüsslich einzuatmen.

Stattdessen sah sie etwas verlegen auf ihr Wasserglas und murmelte: „Das hört sich so interessant an, aber eigentlich sitze ich nur im Büro."

„Sag das nicht so", wies Eric sie an und zwinkerte ihr zu. „Ich wette, dass alle anderen vollkommen aufgeschmissen sind wenn du nicht da bist. Oder?"

„Schon möglich", lachte Kathy und begann von dem Chaos zu erzählen, das sie vorgefunden hatte als sie sich im vorigen Monat eine Erkältung eingefangen und drei Tage das Bett gehütet hatte. „Du hättest das Gesicht meiner Chefin sehen müssen." Sie kicherte vor sich hin. „Sie hat mir einen Jahresvorrat von meinem Lieblingstee hingestellt und mich angefleht nie wieder krank zu werden."

Ein warmes, dunkles Lachen von Eric, das seine breiten Schultern beben ließ. „Siehst du, habe ich es doch gewusst."

Sie lächelte und nahm einen Schluck Wasser, um ihre trockene Kehle zu befeuchten. Warum musste er nur so heiß aussehen? Eric war groß, hatte dunkle Haare und dunkle Augen und ein fast beängstigend perfektes Gesicht – nur eine kleine Narbe an seiner Unterlippe bewies, dass er tatsächlich ein Mensch war und keiner der Halbgötter, die immer wieder mal einen Abstecher in die Welt machten. Denn so schön sie auch waren, die Halbgötter waren gefährlich für die Menschen. Wer sich mit ihnen einließ endete nicht selten unter der Erde. Menschen waren für sie Mittel zum Zweck. Meist als Zutat für sehr blutige Rituale.

Es gab unzählige Horrorgeschichten über sie, eine schlimmer als die andere. Sie waren nicht so leicht zu erkennen, außer dass sie makellos schön waren. Aber obwohl Eric aussah wie aus einer anderen Welt, die Narbe verriet seine menschliche Abstammung. Kein Halbgott war derart gezeichnet. Und Kathy glaubte auch nicht, dass je einer in einem Supermarkt gesehen worden war.

Wo er die Narbe wohl her hatte? Von einem Unfall? Oder einer Prügelei? Die Vorstellung war irgendwie heiß, dass er sich mit irgendwem geprügelt hatte. Kathy seufzte innerlich - sie hatte schon immer eine Schwäche für die vermeintlich Badboys gehabt.

Daher war es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen Erics Einladung abzulehnen. Sie hatte es erst für einen schlechten Scherz gehalten, als er sie beim Einkaufen angesprochen hatte. Sie hatte sich gerade den Kopf zerbrochen ob sie noch genügend Nudeln daheim hatte oder nicht – sie neigte dazu unzählige angefangene Packungen zu horten – da hatte eine tiefe Männerstimme sie aus ihren Gedanken gerissen.

Er hatte gefragt ob er sie kurz stören könnte und sie wollte schon ansetzen ihm schonend beizubringen, dass sie keine Ladenangestellte war, doch er hatte sie mit diesem sexy-schiefen Lächeln angesehen und sie nach ihrer Telefonnummer gefragt.

Und Kathy war auch nur eine Frau: Wenn so ein Prachtexemplar vor einem stand, dann lächelte man, nickte und hoffte sich an die Nummer erinnern zu können.

Magical Stories - Zauberhafte Kurzgeschichten (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt