Kapitel 8 - Schwierige Fragen

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Kathy hatte Schwierigkeiten sich auf Yvaines Buch zu konzentrieren.

Das lag weniger daran, dass sie manche Worte noch immer nicht auf Anhieb entziffern konnte, sondern viel mehr an dem Nachfahren der Hexe in ihrer Wohnung.

Dabei sollte man meinen, dass es sie genügend motivierte von einem Halbgott sowie von einer Strafzahlung der Stadt bedroht zu werden, damit sie sich mit ihrer gesamten Aufmerksamkeit dem Studium der Zaubersprüche widmete.

Aber offenbar hatten ihre Hormone da ein ganz anderes Interesse.

Immer wieder huschte ihr Blick zu Joshua, der an ihrem Schreibtisch an ihrem Laptop saß. Er hatte schon mit Gail telefoniert und die kommende Woche im Restaurant geplant – was Kathy immer noch ein schlechtes Gewissen bereitete – und aktuell war er dabei sich um den Papierkram rund um ihre Klassifizierung zu kümmern.

„Kathleen?" Bei der Erwähnung ihres Namens zuckte Kathy zusammen und fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden.

„Ja?"

Joshua drehte sich um, sein Gesichtsausdruck ließ jedoch die Schmetterlinge in ihrem Bauch sofort landen.

„Was stimmt nicht?", fragte sie.

„Wir haben etwas übersehen." Mit einem Seufzen fuhr er sich durch die blonden Locken. „Du hast nicht zufällig der Behörde am Samstag erzählt, dass du einen Halbgott getroffen hast?"

„Nein." Und da dämmerte es Kathy. „Oh verdammt."

„Ganz genau", pflichtete Joshua ihr mit unheilvoller Stimme zu. „Einen Halbgott zu sehen ist meldepflichtig."

Kathy legte das Buch vorsichtig auf den Tisch, weil sie Angst hatte, dass es ihr aus ihren plötzlich zitternden Händen fiel.

„Es gab so lange keine Sichtungen mehr hier in der Gegend... Ich habe nicht daran gedacht." Ihr Blick huschte wieder zu Joshua. „Das ist ein bürokratischer Albtraum."

„Ganz zu schweigen davon was passiert, wenn die Presse Wind davon bekommt."

Ein Kloß bildete sich in Kathys Hals, am liebsten hätte sie wie ein kleines Kind angefangen zu weinen.

„Ich hätte gerne mein langweiliges Leben zurück, hatte ich das schon gesagt?"

„So schlimm wird es nicht werden", versicherte ihr Joshua, aber sie wollte ihm nicht so ganz glauben. „Aber wir müssen es melden, da führt kein Weg daran vorbei. Wer weiß ob Kevaros sich wirklich nur auf dich eingeschossen hat oder ob er auch versucht andere Capacius in seine Gewalt zu bringen."

Bei dem Gedanken wurde es Kathy noch viel übler.

„Keine Sorge Kathleen, ich kümmere mich darum."

„Okay", murmelte sie. Joshua schenkte ihr noch ein kleines Lächeln, ehe er sich wieder umdrehte und nach dem Telefon griff. Kathy wartete ab und belauschte ohne Reue das Gespräch, zumindest Joshuas Seite davon. Man musste aber auch gar nicht mehr hören um zu wissen, wie ungehalten der Beamte am anderen Ende der Leitung war.

„Nein, auf keinen Fall", sagte Joshua plötzlich mit so harter Stimme, dass Kathy unwillkürlich zusammenzuckte. Er drehte sich zu ihr um, seine blauen Augen waren unergründlich. „Nein, keine Sicherungsverwahrung."

Hektisch schüttelte Kathy den Kopf. Himmel, sie wollte nicht eingesperrt werden! Auch wenn es nur zu ihrem Schutz gedacht war. Bei der Vorstellung in eine Zelle oder ein sicheres Haus oder wo auch immer hin zu müssen wurde ihr ganz schlecht.

Also noch schlechter als ohnehin schon.

„Okay, ja wir werden Sie auf jeden Fall sofort informieren." Er machte eine beschwichtigende Handbewegung und Kathy atmete auf. „Versprochen. Ja, ganz sicher. Sie haben mein Wort. Auf Wiederhören."

Magical Stories - Zauberhafte Kurzgeschichten (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt