3. KAPITEL

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HACHI WACHTE IN ihrem weichen Nest im Zweibeinerbau auf. Müde streckte sie ihre Glieder und trottete in einen anderen Teil des Baus, die "Küche" wie Zweibeiner den Teil nannten. In einem Eck standen zwei Schüsseln: Eine große Schüssel voll mit glibbrigem Schleimzeugs und eine Schüssel mit Milch. Angewidert ließ Hachi die Schüssel mit dem Futter stehen und trank die Milch, dann verließ sie den Bau durch eine klappe, durch welche man nur nach draußen kam und nicht wieder rein.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Bald ist Sonnenhoch. Ich sollte mich beeilen!, dachte die weiße Kätzin und sprintete so schnell ihre Pfoten sie trugen durch den Wald. Plötzlich prallte sie mit einer hellgrauen Kätzin zusammen.

"Pass doch auf! Wegen dir ist meine Beute abgehauen.", jaulte sie, doch als sie Hachi sah, schaute sie verwundert drein und fragte: "Wer bist du? Bist du ein Hauskätzchen?"

"Ich bin Hachi und ich war ein Hauskätzchen. Bist du nicht Geisterpfote aus dem Schatten-Clan?"

"Woher weißt du das?", fragte Geisterpfote neugierig und zugleich argwöhnisch.

"Ich habe dich in letzter Zeit beobachtet, weil ich mich dem Schatten-Clan anschließen wollte.", gestand Hachi. Geisterpfote schaute sie ungläubig an.

"Du hast was?! Und wie kommst du auf die Idee, dass der Schatten-Clan ein Hauskätzchen aufnimmt?" Als Hachi nicht antwortete seufzte Geisterpfote und miaute: "Also gut. Ich werde dich zu Tulpenstern bringen, aber mach dir keine Hoffnungen."

"Danke!", Hachis Augen leuchteten. Die graue Kätzin führte sie durch den Wald, bis sie auf einen roten Kater mit schwarzen Pfoten trafen.

"Vulkankralle, dieses Hauskätzchen will sich dem Schatten-Clan anschließen. Ich werde sie zu Tulpenstern bringen.", miaute Geisterpfote.

"Ok. Du musst dann nicht mehr jagen gehen.", die Augen von Vulkankralle verengten sich zu Schlitzen. Anscheinend mochte er keine Hauskätzchen, was auch eigentlich kein Wunder war.

Hachi wurde von Geisterpfote durch einen Ginstertunnel geführt. Überall waren Katzen, die sie anstarrten. Vermutlich wegen dem hellblauen Halsband mit den glitzernden Steinen.

"Ich muss mit Tulpenstern reden.", erklärte Geisterpfote einem schwarz-weiß gefleckten Kater. Dieser musterte Hachi und für einen Moment sah es so aus als würde er sie nicht gehen lassen, ließ sie dann aber in einen Brombeerstrauch gehen, der offensichtlich ein Bau war. In einem Moosnest zusammengerollt lag eine Kätzin.

"Tulpenstern.", begann Geisterpfote.

"Hm...?", miaute die rote Katze im Nest verschlafen und richtete sich auf.

"Ich bin dieser Katze im Wald begegnet. Sie will sich dem Schatten-Clan anschließen."

"Wie heißt du denn?", fragte die Anführerin an Hachi gewandt.

"Ich heiße Hachi."

"Du riechst nach Hauskätzchen und du hast ein Halsband. Warum willst du dein warmes und bequemes Nest verlassen und dich dem Schatten-Clan anschließen? Weißt du überhaupt wie schwer das Leben eines Kriegers ist?", fragte die Anführerin.

"Ja, aber ich möchte nicht länger ein Hauskätzchen sein, weil das Leben bei den Zweibeinern schrecklich ist und ich frei sein möchte. Außerdem schmeckt das essen scheußlich.", antwortete Hachi.

"Ok. Ich werde darüber nachdenken. Ihr könnt jetzt gehen... Achja und solange ich noch am überlegen bin wird Hachi wie eine von uns behandelt. Du kannst mit ihr trainieren gehen, Geisterpfote.", beschloss Tulpenstern und entließ die beiden Katzen damit.

Geisterpfote stand Hachi nun gegenüber. Sie waren auf der Sandlichtung. Langsam umkreisten sich die beiden Katzen, bis Hachi dann schließlich angriff. Sie sprang ab und versuchte auf Geisterpfotes Rücken zu landen, doch Geisterpfote sah wohin sie springen wollte und konnte ausweichen. Hachi landete zwar mit den Pfoten auf dem Boden, doch Geisterpfote drückte sie sofort wieder runter.

"Du kannst eine Kriegerin nicht besiegen Hauskätzchen!", miaute sie triumphierend.

"Aber du bist doch erst eine Schülerin geworden...", erwiderte Hachi,"Und bitte nenn mich nicht Hauskätzchen. Ich war zwar eins, aber jetzt bin ich keins mehr!"

"Einmal Hauskätzchen, immer Hauskätzchen!", neckte Geisterpfote Hachi.

"Ich bin kein Hauskätzchen!", fauchte Hachi wütend und sprang auf. Geisterpfote, die sich immer noch auf Hachis Rücken klammerte, fiel erschrocken herunter. Hachi drehte sich zu der immer noch geschockten Geisterpfote um und bearbeitete ihr Fell mit den Krallen, bis eine Katze zwischen den Bäumen hervor trat und schrie: "Sofort aufhören!" Hachi zuckte zusammen und drehte sich langsam um. Hinter ihnen stand Tulpenstern. Na toll! Jetzt werden sie mich bestimmt nicht in den Clan aufnehmen, dachte die weiße Katze traurig.

"W-w-wie lange bist du schon da, Tulpenstern?", fragte Geisterpfote, offensichtlich schämte sich die kleine graue Katze dafür, dass sie sich von einem Hauskätzchen hatte überraschen lassen.

"Lange genug.", antwortete die Anführerin nur, "Ich habe gesehen wie du reagiert hast, als Geisterpfote dich beleidigt hat." Hachi senkte den Kopf und wartete darauf, dass Tulpenstern weiter sprach. "Ich habe beschlossen dich in den Clan aufzunehmen!"

"W-w-wirklich?!", stammelte Hachi.

"Ja. Bei Sonnenuntergang wirst du zur Schülerin ernannt und bekommst einen Schülernamen. Geisterpfote, du wirst ihr zeigen wo sie schlafen wird." Tulpenstern drehte sich um und verschwand im Unterholz. Freudig sprang Hachi in die Luft und landete elegant wieder auf den Pfoten. 

"Komm mit.", miaute Geisterpfote, als Hachi sich beruhigt hatte. Von der Feindseeligkeit von vorhin war keine Spur mehr da. Leicht verwirrt und doch erleichtert, dass Geisterpfote sie akzeptierte, trottete sie der grauen Kätzin hinterher.

"Geisterpfote?", fragte Hachi.

"Hm? Was ist los?"

"Gibt es noch andere Schüler außer dir und deinen Wurfgefährten? Und wie soll ich mich verhalten, wenn mich die andren nicht akzeptieren?", leichte Panik breitete sich in Hachi aus.

"Es gibt noch andere Schüler. Ich werde sie dir nachher vorstellen. Und zu der Frage wie du dich verhalten sollst, entweder du zerfetzt ihnen den Pelz oder du ignorierst sie. Keiner wird so dumm sein und dich angreifen."

"Okay.", etwas beruhigt ging sie weiter.

"Ich habe auch eine Frage an dich: Warst du Gestern Nacht im Wald, als wir zu der großen Versammlung gegeangen sind?"

"Ja, ich wollte schauen wie viele Katzen im SchattenClan sind.", antwortete Hachi verlegen.

"Ich wusste, dass dort jemand war! Aber das waren noch nicht alle Katzen." Gibt es wirklich so viele Katzen im SchattenClan?, fragte sich Hachi.

Schon bald kamen sie beim Lager an. Anscheinend hatte sich herumgesprochen, dass Hachi in den Clan eintreten würde, denn nicht mehr alle Katzen waren feindlich gestimmt. Geisterpfote führte sie in den Schülerbau und zeigte ihr, wo sie ihr Nest bauen konnte. Hachi holte sich ein wenig Moos und kuschelte sich dann in ihr Nest ein. Bis es Sonnenuntergang war dauerte es noch ein wenig, also würde sie sich noch ausruhen. Beim zusammenrollen fiel ihr auf, dass sie ihr Halsband noch hatte.

"Hachi?", miaute Geisterpfote, als sie ihr in die Seite stupste. Müde richtete Hachi sich auf.

"Was ist los? Ist es schon Sonnenuntergang?", fragte sie aufgeregt.

"Ich wollte dir die anderen Schüler vorstellen und du solltest dich unbedingt putzen!", miaute Geisterpfote belustigt. Schnell putze sie ihr Fell, dann folgte sie Geisterpfote nach draußen. In einer kleinen Gruppe saßen mehrer Schüler.

"Das sind Rotpfote, Nusspfote und Ahornpfote", Geisterpfote zeigte auf einen schwarzen Kater mit rotem Bauch, eine hellbraune Kätzin und einen rot-braunen Kater.

"Das sind Wasserpfote und Frostpfote.", die hellgraue Kätzin zeigte auf eine blaugraue Kätzin und eine weiße Kätzin, die fast so aussah wie sie.

"Und das sind meine Wurfgefährten Baumpfote und Rosenpfote.", sie zeigte auf einen braunen Kater und eine hellrote Kätzin.

"Hallo, ich bin Hachi.", stellte sie sich vor. Die Schüler unterhielten sich noch eine Weile. Rotpfote prahlte sehr viel und irgendwann hörte ihm keiner mehr zu.

Warrior Cats - Sternenlose NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt