'Wir wissen, was du vorhast. Wir werden nicht verhandeln und wir werden uns nicht verarschen lassen. Du hast noch eine Chance. Danach wird deine kleine Einhornprinzessin leiden. Um ein Uhr am Pier 3 am Hafen. Bring die Bezahlung mit. Wir erhöhen auf zweihundert.
RB'Zufrieden schnaubend legte Chad seinen Stift weg, als er mit der Übersetzung der Botschaft fertig war. Thomas blinzelte verwundert, als er bemerkte, dass sich tatsächlich Worte hinter dem Kauderwelsch verborgen hatten, das auf den Zettel geschrieben worden war.
"Wie hast du das jetzt rausgefunden?", fragte der Hengst begeistert. Chad hob stolz den Kopf in die Höhe.
"Was einen jahrelanges Kreuzworträtsel-Lösen nicht alles lehrt. Einmal wurde nach einem Code gefragt, der das Alphabet einfach um eine bestimmte Buchstabenanzahl nach hinten versetzt. Nennt sich im Übrigen Cesar-Cipher und klingt komplizierter, als es ist. Statt den eigentlichen Buchstaben zu verwenden, den man möchte, nutzt man einfach den Buchstaben, der zum Beispiel drei Stellen weiter vorne liegt. Und so kommt ein unleserlicher Code zustande, der sich sehr einfach lösen lässt."
"Ich wusste schon immer, dass du ein Nerd bist", neckte ihn Thomas frech, dann warf er einen Blick auf den Haufen Süßigkeiten. "Sind das zweihundert?"
"Glaubst du im Ernst, die zählen das nach?", schnaubte Chad argwöhnisch. Das sind Kinder, keine Drogenbarone.
"Sie befinden sich aber auf dem besten Wege, welche zu werden, wenn sie so weitermachen. Hast du die anderen schon kontaktiert? Rex, Chester, Bailey?"
"Alle wissen Bescheid", schnaubte Chad ungeduldig, "Aber würdest du mich jetzt bitte einweihen, was du vorhast?"
Thomas zog einen Krug Bier zu sich heran und nahm einen großen Schluck. Dann grinste er Chad an. Der große, schwarze Hengst zog eine Augenbraue hoch.
"Gott bewahre, was führst du schon wieder im Schilde?"
"Für einen Abend musst du für mich vergessen, dass du ein wirklich netter, verheirateter Kerl bist, okay?"
Chad hatte gerade ebenfalls einen Schluck aus seinem Krug genommen, doch das Bier fand wohl den Weg in seine Kehle nicht. Der Hengst spuckte den Schluck geräuschvoll wieder aus, als Thomas Worte an seine Ohren drangen! Fassungslos starrte er sein gegenüber noch einen Augenblick an, doch als der nicht reagierte, sondern ihn nur dümmlich angrinste, ergriff er wieder das Wort.
"Ich bin nicht schwul, okay?!", wieherte er erbost. "Und ich werde mit dir garantiert nicht das arme, schwule Liebespärchen machen, damit die Gören Gewissensbisse bekommen und deine Tochter freiwillig rausgeben!"
"Nicht schwul, aber sehr equiphob!", merkte Thomas an. "So sehr ich auch wünschte, dass dieser doch zugegebenermaßen an Genialität grenzender Plan nicht meinen Hirnwindungen entsprungen ist, mein Plan ist ein anderer."
"Gott sei Dank!", seufzte Chad erleichtert. "Ich dachte schon, ich müsste jetzt in Paillettenuniform am alten Hafen herumlungern. Da unten wimmelt es ohnehin schon von genug zwielichtigen Gestalten."
Doch Thomas schüttelte nur den Kopf. Ein lautes Lachen entsprang seiner Kehle.
"Das ist doch gerade der springende Punkt, mein Freund. Wir haben also etwa eine halbe Stunde, um aus dir einen furchterregenden Drogenboss zu machen."
Chad spitzte die Ohren.
"Der Gedanke gefällt mir schon eher", gab er zu. Doch Thomas hatte anderes im Sinne, als seinen Freund einfach nur zu verkleiden. In einem Zug leerte er seinen Bierkrug und hielt ihn dann fest zwischen den Zähnen.
"Wir werden sehen", schnaubte er, als er ausholte und den Krug mit voller Wucht gegen den Kopf seines Freundes donnerte. Scherben splitterten und Blut spritzte, als eine dicke Platzwunde über Chads Auge aufriss und rote Flüssigkeit an seinen Wangen herunter rann.
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Trick or Treat - Eine Mindset Kurzgeschichte
ContoWir schreiben das Jahr 2000 Die kleine Layla Princeton-Sullivan ist 5 Jahre alt und möchte zum ersten Mal an Halloween zum alljährlichen "Trick or Treating" gehen. Etwas weniger bereitwillig lässt sich ihr Vater Thomas dazu überreden, seine Tochte...