Irgendwo mittendrin

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Pudding.

Ich hasse dieses Zeug.

Lustlos stochere ich in der wabbeligen Masse, während meine Mutter mir einen wütenden Blick zuwirft. "Benimm dich", zischt sie, und ich rolle mit meinen Augen. Normalerweise hätte ich etwas erwiedert, aber ich habe das Gefühl, dass meine Mutter nicht in der Stimmung ist, mit mir zu streiten. Und das sie es eine Weile auch nicht sein wird. Stille kehrt wieder am Esstisch ein, nur manchmal unterbrochen durch das Klirren des Geschirrs oder leisem Husten. Ich fühle mich irgendwie zwischen den Fronten gefangen. Links meine Mutter, rechts mein Vater, und obwohl keiner ein Wort spricht, kann man die Stimmung alles andere als entspannt nennen. Ich sehe die Blicke, die sie austauschen, wenn sie denken, ich schaue nicht hin. Am Schlimmsten ist diese ganze Heimlichtuerei. Sie versuchen zu verstecken, dass etwas nicht stimmt, spielen, wenn ich da bin, die glückliche Familie. Als würde ich nichts mitbekommen. Als würde ich nicht hören, wie sie sich anschreien, wenn ich im Bett liege und die Decke anstarre. Als würde ich nicht sehen wie sie sich anschauen, kalt und abschätzend. Als würde ich nicht merken, dass meine Familie langsam in Scherben zerbricht. Ich senke den Kopf, starre die Schüssel vor mir an.

Pudding.

Ich hasse dieses Zeug.

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