Kapitel 2

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In dem Moment, als Caelia das Gemeinschaftsbad verlassen wollte, ließ sie ein Geräusch zusammenfahren. Schritte und Stimmen waren vor der Tür zu hören. Panisch blickte sie sich um, suchte mit hektischem Blick alles ab. Caelia nahm die Beine in die Hand um flüchtete in eine der Toilettenkabinen und schloss die Tür hinter sich. Gerade noch rechtzeitig, denn nun betrat eine Gruppe von Mädchen das Bad. Sie unterhielten sich laut und lachten. Alles, was Caelia wollte, war zu fliehen. Aber sie saß in der Falle, sagte ihr die Stimme in ihrem Kopf. Eigentlich war dies eine vollkommen normale Situation, es waren auch nicht viele Menschen. Den Stimmen nach handelte es sich um drei Mädchen. Warum also hatte sie sich versteckt? Nun saß sie hier im Halbdunklen mit pochendem Herzen und zitternden Händen, unfähig sich zu bewegen. Sonst würde sie einfach an anderen Menschen vorbei gehen und den Blickkontakt meiden, der Stimme folgend, dass sie kein Recht hätte auf Freundschaften, auf Glück oder Freude. In Gedanken an ihre lächerliche, wertlose Existenz schwebend, horchte Caelia plötzlich auf. Sprachen die Mädchen etwa von ihr?

„Bald sind wieder Prüfungen, dann wird hier endlich mal wieder ausgemistet. Es treiben sich viel zu viele Unwürdige hier herum. Wie diese Caelia", sagte eines der Mädchen. In Caelias Magen bildete sich ein Knoten.

„Caelia? Wer ist das?", fragte eine andere.

„Dieses unscheinbare Ding, läuft immer mit dem Gesicht nach unten durch die Gänge. Rote Haare, ein bisschen größer als du", erwiderte das dritte Mädchen.

„Ach, ist das nicht die, die kaum einen Zauber aufrechterhalten kann? Wie hat die es mit ihrer mageren Kiun überhaupt hierhergeschafft?"

„Das ist genau das, was ich mich frage. Mit der letzten Prüfung sind unglaublich viele Schwächlinge hier gelandet. Die gehören zurück in ihre kleinen Dörfer." Das Mädchen lachte abfällig.

Caelias Magen war ein riesiger schmerzhafter Knoten. Jedes Wort der Mädchen machte es schlimmer. Sie wollte dem hier nicht mehr zuhören, aber sie konnte auch nicht weg. Wenn sie jetzt gehen würde, wäre sie auf dem Präsentierteller der gehässigen Mädchen. Es würde nur noch schlimmer werden. Also wartete Caelia. Endlos zogen sich die Minuten dahin, sie fühlten sich wie Stunden für Caelia an. Dann endlich fiel die Tür wieder in ihr Schloss und Stille kehrte zurück in den Waschraum. Erleichtert stieß sie den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte. Sie war den Tränen nahe, ihr Kopf dröhnte und die Gedanken drehten sich im Kreis. Caelia wartete noch einen Moment, bis sie sicher war, dass sie nicht in Tränen ausbrechen würde, wenn sie aus dem Gemeinschaftsbad ging und kroch schließlich aus ihrer Kabine. Als sie sich selbst im Spiegel über den Waschbecken sah, schrie ihr die Stimme in ihrem Kopf gerade zu entgegen, dass die Mädchen recht hatten. Sie war eine jämmerliche Person, farblos und ohne jegliche Begabung. Wahrscheinlich würde man sie nach der Prüfung wieder zurückschicken, zumal sie selbst überrascht gewesen war, als man sie hierhergeschickt hatte. Im Spiegel blickten zwei traurige grüne Augen ihr entgegen, ein Mädchen mit blasser Haut und nassen roten Haaren. Sie war niemand, sie konnte nicht einmal sagen, wer ihre Eltern waren oder woher sie kam. Caelia war in einem Waisenhaus aufgewachsen, als kümmerliche Magierin mit wenig Kiun schickte man sie mit acht Jahren an die örtliche Akademie.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 10, 2018 ⏰

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Amentia (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt