"We must do our duty, no? Great or small we must do our duty?
Lucas öffnete die Augen, doch sah er kaum die Umrisse der Matratze über ihm. Er war es gewohnt um diese Zeit aufzuwachen. Obwohl er und seine Kameraden um diese Zeit weder wach sein mussten, noch durften. Er war es gewohnt, da er diese Gewohnheit pflegte seit er in die Militäreinrichtung gekommen war und das war vor über zehn Jahren geschehen außerdem hatte er die Einrichtung nie verlassen. Er hatte sich antrainiert etwas früher aufzuwachen um etwas Zeit für sich zu haben. Um nach zu denken. Sie hatten zwar zwischen dem vollgepackten Stundenplan hier und dort etwas Freiraum, aber doch wurde von ihnen erwartet worden, dass sie nicht "nichts" taten. Bis zum Morgengrauen lag Lucas also im Bett und dachte über dieses und jenes nach. Er dachte auch über seine weiblichen Kameraden nach, welche wohl gerade in dem Trakt auf der gegenüberliegenden Seite der Einrichtung schliefen. Nun war das wohl nichts besonderes, denn auch die meisten seiner Zimmergenossen schienen sich viele Gedanken über die Mädchen zu machen. Lucas konnte nicht leugnen, dass die Mädchen ihn kalt ließen. Jedoch war ihm immer wieder gesagt worden dass er zu einem Zweck hier war. Nämlich zu jemandem ausgebildet zu werden, "der in der Lage ist die freie Welt zu verteidigen." Dieser Phrase würde Lucas wohl sein Leben nicht vergessen, da die Lehrer, Ausbilder, Mentoren und Betreuer keine Gelegenheit ausließen um ihnen das einzutrichtern. Das hielt jedoch einige seiner Kameraden nicht davon ab sich hin und wieder in den Mädchen Trakt zu schleichen. Aber mit jedem Tag mit dem die große Prüfung näher rückte waren die Regeln strenger und die Wachen mehr geworden. "Diese Prüfung entscheidet die Zukunft eines jeden von euch" hatte man ihnen gesagt. Lucas richtete sich auf als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen und der Wecker anfing zu klingeln.
Jedes Zimmer hatte so einen und er hörte erst auf zu klingeln, sobald jeder der Zimmerbewohner seinen Arm, mit dem Metallarmband daran, gleichzeitig in eine Apparatur in der Wand steckte. Nach dieser morgendlichen Routine ging Lucas in das gemeinschaftliche Bad, welches sie sich mit vier weiteren Zimmern teilten um sich das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Während seine Zimmergenossen noch damit kämpften aus dem Bett zu kommen zog sich Lucas an. Da sie an diesem Vormittag nur theoretischen Unterricht hatten war ihnen erlaubt zu tragen was sie wollten. Also zog er sich einen weißen Kapuzenpullover und eine dunkle Jeans an und die erstbesten Schuhe die er fand. Damit es keinen Ärger gab legte er sein Bettzeug zusammen und machte sich sofort auf den Weg zum Speisesaal um das Frühstück einzunehmen, sodass er vor dem Frühstück noch Zeit haben würde für einen kurzen Abstecher zur Bibliothek. Während er Gedankenverloren durch die Flure und Korridore der Einrichtung schlenderte nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Im nächsten Moment wurde er mit solcher Wucht gegen die Wand gedrückt, dass es ihm die Luft aus den Lungen presste. "Re...becca" brachte er nur hervor als er die blau-grünen Augen erkannte, die ihn mit fordernden Blicken anstarrten. Während er angestrengt versuchte das Blickduell mit ihr nicht zu verlieren. "Woher hat sie nur diese Kraft an der ist doch kaum etwas dran." dachte er sich bis ihm auffiel das ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war. "Könntest du wohl etwas..." Sie ließ ihn schlagartig los, trat ein paar Schritte zurück und pustete sich eine Strähne ihres braunen Haares aus dem Gesicht. "Na schon auf dem Weg zum Frühstück? Heute etwas früh dran für deine Verhältnisse." meinte sie. "Also das gleiche könnte man auch von di..." "Naja jedenfalls bist du bereit heute wieder von mir am Schießstand vernichtet zu werden?" fragte sie mit einem breiten Grinsen. Lucas runzelte die Stirn. "So ist das aber nicht passi...." "Oh da sind meine Freunde wir wollten noch Mathematik durchsprechen! Muss los!" Er sah ihr nach während sie davonlief und sich ihren Freundinnen anschloss. Sie war hübsch das konnte man nicht bestreiten, doch machte das ihr Übermut und die fehlende Selbstreflexion wieder zunichte. Er kratzte sich am Kopf und machte sich auf dem Weg zur Bibliothek.
Dort angekommen musste er feststellen, dass die Bibliothek Menschenleer war. Zugegeben es war auch sonst um diese Zeit kaum einer da und außerdem hatte er sich heute morgen etwas mehr Zeit gelassen als gewohnlich. Dazu kam noch der Zwischenfall mit Rebecca. Er machte es sich auf einem großem Sofa bequem das in seinem Stil wohl einer längst vergangenen Zeit nachempfunden war. Sun Tzu's "Die Kunst des Krieges" faszinierte ihn in letzter Zeit am meisten. Es war ein Buch das großes Wissen vermittelte, seiner Meinung nach zumindest. Es gab wohl einen Grund, dass man ihn selbst tausende Jahre nach seinem Tod noch als Vater der Kriegskunst bezeichnete. "Was liest du da?" fragte eine Stimme hinter ihm. "Nichts was dein Interesse wecken würde fürchte ich." erwiderte er während er sich immer noch auf das Buch vor ihm zu konzentrieren versuchte. Es war Julia, die er seit Kindertagen kannte. Sie war öfters morgens in der Bibliothek. Sie war schlau für die Verhältnisse an der Schule. Vielleicht auch schlauer als ihr gut tat. Ob die Bibliothek Ursache oder Resultat ihrer Intelligenz war war ihm jedoch schleierhaft. "Ach ja?" sagte sie lachend und lehnte sich mit den Ellenbogen auf seine Schultern, die Hände auf seinem Kopf gefaltet, ihr Kinn über den Fingern. Ihr langes Blondes Haar fiel ihm über die Schultern. Sie roch gut. Das machte es nicht einfacher sich auf das Buch zu konzentrieren. Sie war mindestens genauso schön wie Rebecca, wenn auch von ruhigerem Gemüt. Als sie anfing ihm durch das Hellbraune Haar zu streichen entglitt ihm nun völlig der Fokus, er klappte das Buch zusammen und stand mit einem Ruck auf. Sie kicherte etwas. Er ignorierte es, da er sich sicher war die Situation zu kommentieren würde ihm nur wenig helfen. Sie machte sich öfter auf diese Art über ihn lustig. "Wir sollten zum Frühstück gehen..." sagte er etwas verärgert, doch gab er sich Mühe sich nichts anmerken zu lassen.
Sie sagten beide kaum ein Wort auf dem Weg zum Speisesaal. Dort angekommen wurden sie zunächst von der Aufseherin für ihr Zuspätkommen. "139 und 144 ihr seid zu spät! Dieses mal lasse ich es noch durchgehen aber nächstes Mal wird es Konsequenzen geben!" Lucas rollte mit den Augen sagte jedoch nichts. Er sah Julia an und sie war rot vor Wut. Die meiste Zeit war sie ruhig und gelassen, aber wenn es eines gab das sie hasste war es mit diesen Nummern angesprochen zu werden und nicht mit den Namen den ihre Eltern ihnen gegeben hatten. Unter den Schülern sprach sich auch kaum einer mit der Nummer an. Trotzdem war die Organisation der Meinung sie alle hätten das Anrecht auf einen Namen verloren, nachdem ihre Eltern sie an das Militärprogramm abgegeben hatten. Die meisten der Schüler hier waren von ihren Eltern gegen Steuererlässe und extra Essensrationen in Engpässen abgegeben worden. Mit dem vollendeten 18. Lebensjahr musste jedoch trotzdem jeder Bürger eine Militärausbildung beginnen. Diese hatten jedoch keine Chancen auf eine Spezialausbildung, sondern nur die Standartausbildung.
Sie bewegten sich durch die Halle auf ihre gewohnten Plätze zu. Julia lächelte auf dem Weg einem Jungen in unserem Alter zu. Obwohl Lucas die meisten Leute kannte mit denen sie zu tun hatte war ihm dieser völlig unbekannt. Doch er dachte nicht viel weiter darüber nach. Am Tisch angekommen setzte sich Julia zu Lucas' Rechten während zu seiner Linken sein anderer Kindheitsfreund Platz genommen hatte. "Na? Alex denkst du wenn sie noch einmal bei ihrer Nummer genannt wird platzt sie?" sagte Lucas beifällig. Dieser lächelte kurz, verkniff sich nach einem Blick von ihr jedoch jeden weiteren Kommentar. Das letzte mal hatte sie drei Tage nicht mit ihm gesprochen. Eine Laute Melodie fing an zu spielen und sie erhoben sich alle für die Hymne, während die Wachen an den Türen und an den Lehrertischen sie mit scharfen Blicken begutachteten. Es war ihm zwar nie aufgefallen aber Lucas fühlte sich in diesem Moment mehr gefangen als je zuvor.
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Trapped
Science FictionNachdem die erschöpfbaren Ressourcen fast vollständig aufgebraucht waren und auch der Platz auf der Erde wandte sich die Menschheit den Sternen zu und entwickelte einen florierenden Asterioidenbergbau und schickte erste bemannte Missionen zu sowohl...