shadowwitches 2 • marauders/shadowhunters

Kapitel 7

Skyla P.o.V.:

Meine Fäuste schlugen immer wieder auf den Box Sack ein. Erst links, dann rechts. Meine Fäuste taten mir weh, doch ich hörte nicht auf. Azazels Gesicht blickte mir von dem Box Sack entgegen und meine Schläge wurden immer heftiger. Meine Wut wurde stärker. Seine Worte hallten mir im Kopf herum und ich konnte nichts dagegen tun.

„Ich werde euch ALLE vernichten und mit deiner süßen, kleinen Schwester fang ich an."

Immer stärker schlug ich auf den Sack ein, stärker und stärker.

Zu sagen, dass ich Angst hatte war eine Untertreibung. Ich hatte panische Angst. Nicht um mich. Sondern um Zoe. Seit das Trainingslager angefangen hatte, war sie unkonzentriert und hektisch. Sie hatte Angst schwach zu wirken, besonders vor den Anderen. Sie hatte Angst und wenn sie wüsste was Azazel gesagt hatte, würde sie vollkommen ausrasten. Das würde ich auch. Und genau deshalb hatte ich diese panische Angst. Die Angst davor, dass Zoe es rausfinden würde und noch viel schlimmere Angst davor, dass Azazel sie tatsächlich holen würde.

Nach dem Angriff in Soho, waren alle Schattenjäger besorgt. Mein Vater hatte ein Treffen in Alicante einberufen und würde noch heute dahin reisen. Und obwohl morgen das Treffen mit dem Zaubereiminister war, wusste niemand genau worum es eigentlich gehen sollte. Zoe und Michael würden mit ins Ministerium fahren. Als Unterstützer und vor allem, da sie vor Ort gewesen waren. Ich hoffte, dass sie eine Lösung finden würden. Eine Lösung die gleichzeitig erklärte, warum die Dämonen Zoe angegriffen hatten.

„Wenn du schon so heftig schlägst, solltest du trotzdem auf deine Haltung achten.", Michael beobachtete mich, „Deine Füße. Sie stehen falsch. Und wenn du so in deiner Abschlussprüfung kämpfst, fällst du zu hundert Prozent durch." „Sehr witzig." „Das ist mein voller Ernst.", er grinste und packte den Box Sack. Er hielt ihn fest, während ich weiter darauf einschlug, nun mit mehr Disziplin und Haltung.

„Soweit ich weiß, hat dein Vater eine Vermutung." „Was?", ich sah Michael an und hörte auf. „Ich habe deinen abwesenden Blick bemerkt. Und ich weiß wann du über etwas nachdenkst, über das du nicht nachdenken möchtest.", Seine Augen musterten mich besorgt. Ich senkte meinen Kopf und fing wieder an zu schlagen. Er hatte Recht. Er kannte mich gut. Manchmal sogar besser als Theo. Wir kannten uns schon seit Jahren, er war Zoes und mein bester Freund gewesen. Sowas konnte man nicht vergessen.

„Und?", ich schaute wieder zu ihm, „Was vermutet mein Vater?" „Er glaubt, dass die Dämonen gezielt auf Zoe und Scott losgegangen sind. Wahrscheinlich hätte es auch einer von uns sein können." 

Er glaubt, dass die Dämonen gezielt auf Zoe und Scott losgegangen sind.

Nein, es hätte keiner von uns sein können. Ich ließ meine Hände sinken. Er hatte sein Versprechen gehalten. Er würde kommen. Es hatte begonnen und Zoe war die Erste.

Mein Blick fiel auf meine Schwester auf der anderen Seite des Raumes. Ihr Lachen füllte den Raum als sie mit Scott das Schlag abwehren übte.

Es fühlte sich so an, als würde Azazel wieder da sein. Seine Worte und Träumen tauchten in meinem Kopf auf. Seine hässliche Fratze blickte mir entgegen. Meine Luft wurde abgeschnürt. Mein Atem wurde schwerer. Panik breitete sich in mir aus. Bitte nicht Zoe. Alle nur nicht Zoe.

„Skyla! Skyla!", Michael rüttelte mich, „Skyla! Hey. Was ist los?" Ich sah ihm in die Augen, versuchte mich zu beruhigen. Es funktionierte nicht.

„Was ist los, Sky?", besorgt sah meine Schwester mich an. Mittlerweile standen sie alle um mich herum. Zoe, Theo, Scott, Michael und Jackson. Ihre Sorgen erfüllten Blicke durchdrangen mich. Langsam fing ich an, mich zu beruhigen. Doch ihre Stimmen nahm ich immer noch nicht ganz wahr. Leise begann ich zu sprechen: „Es ist alles in Ordnung. Habe mich nur verschluckt." Sie nickten, doch ich spürte Zoes Blick auf mir. Sie glaubte mir nicht. Meine Augen fingen ihre ein. Ich versuchte ihr deutlich zu machen, dass alles in Ordnung war. Aber ich merkte, dass sie mir noch immer nicht glaubte.

„Wir machen kurz Pause. Dann können wir alle etwas trinken.", Michael drückte mir eine Wasserflasche in die Hand. Langsam ließ ich mich auf die Bank gleiten. Mein Kopf dröhnte und mir war schwindelig. Ich hatte nicht erwartet, dass mich Azazel so aus dem Konzept bringen konnte. Vielleicht würde er ganz nichts tun. Wahrscheinlich war es nur eine leere Drohung. Schließlich war nichts passiert. Vielleicht war es wirklich Zufall gewesen, dass die Dämonen Zoe und Scott angegriffen hatten.

Die Bank beugte sich leicht, als Michael sich nehmen mich setzte. Er schwieg. Sagte nichts, sondern beobachtete die Anderen, die bereits wieder mit dem Training angefangen hatten.

„Weißt du, warum ich euch so früh aufstehen lasse? Warum ihr vor dem Trainingslager trainieren müsst?", er brach die Stille. „Damit wir uns verbessern." Ich sah ihn an. Was sollte diese Frage? „Nein. Nicht deswegen. Du und Zoe. Ihr könnt das alles. Ihr seid so gute Schattenjäger. Theo und Scott haben von euch so viel gelernt. Und Jackson hat seine Prüfung bereits abgelegt." „Warum dann, Michael. Warum quälst du uns dann, vor dem Frühstück zu trainieren, während die Anderen noch schlafen?" „Keine Ahnung." Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Keine Ahnung. Was war das denn für eine Antwort. Ich stand jeden Morgen um 5:30 Uhr auf. Trainierte bis 7:30 Uhr, um dann duschen zu gehen und um 8 Uhr zu frühstücken. Nur, weil Michael daran Spaß hatte?

„Hey, sieh mich nicht so an. Du vergisst. Ich muss auch so früh aufstehen." „Du tust das ja auch freiwillig." Er lachte und blickte mich mit seinem frechen Grinsen an: „Ach Sky. Eigentlich will ich nur, dass ihr auf eure Prüfung vorbereitet seid." Ich nickte. Und blickte wieder zu meiner Schwester. Moment. Was hatte Michael grade gesagt?

„Welche Prüfung?" „Na deine und Zoes Abschlussprüfung in drei Wochen.", Michaels Grinsen wurde größer, „Hatte ich das noch gar nicht erwähnt?" „Was? Nein. Du Devrak!"

Er lachte laut auf: „Fällt dir auch eine bessere Beleidigung ein?" „Ach halt die Klappe.", ich stand auf und lief auf meine Schwester zu, „Zoe! In drei Wochen ist unsere Abschlussprüfung." „Wie bitte?" „Wir wurden zur Abschlussprüfung zugelassen Z. Verstehst du? Wir werden richtige Schattenjäger sein." Die Verwirrung verließ ihr Gesicht und Freude erfüllte ihr Grinsen: „Wirklich? Bei Merlins Bart."  Ich lachte und meine Panikattacke wich immer weiter in Vergessenheit. Wenn Zoe und ich die Prüfung bestehen würden, wären wir voll zugelassene Schattenjäger. Genauso wie Michael und Jackson. Wir würden Missionen allein führen und durften vielleicht sogar zu den Ratssitzungen gehen.

Unsere Freude erfüllte auch die Anderen und das restliche Training verlief entspannter als sonst. Als Michael und endlich entließ, waren Zoe und ich immer noch hibbelig von den Nachrichten und das Grinsen verließ erstmal nicht unser Gesicht.