Chapter 9.

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Ich schnappe gierig nach Luft, als ich aus der Wasseroberfläche auftauche. Ich bin schon wieder in meine Gedankenwelt versunken. Hustend schaue ich auf das Wasser in der Badewanne. Als ich mich wieder fange, durchflutet mich ein unangenehmes Gefühl. Ich fühle mich, als will mein Inneres aus mir herausspringen, weil es den Körper nicht akseptiert. Und das ist echt unangenehm. Es ist als würde etwas in meinem Inneren gegen mich ankämpfen. Nur ohne Schmerz. Einfach nur dieses Übelkeitsgefühlt im Körper.
Sofort fällt mir der Vorfall vor einer Woche ein. Seit dem bin ich weder zur Schule, noch zur Arbeit gegangen. Wie hätte ich auch noch hingehen können? Ein Kribbeln in meiner Brust lässt mich meine Beine magnetisch anziehen und den Kopf darauf platzieren. Pure Erschöpfung macht sich in mir breit. Es ist auch schon ein Weilchen her, seit ich draußen war. Vielleicht sollte ich mal wieder raus? An die frische Luft. Ins Freie.
Entschlossen aber zögernd, mache ich mich bereit. Nach schließlich einer halben Stunde, in der ich mich einfach bockig aber lustvoll fertig gemacht habe, stehe ich nun an der frischen Luft. Scharf ziehe ich die Luft ein und laufe zum Park.
Das meine Mutter plötzlich Spätschicht hat, ist nichts neues mehr.
Unerwartet laufe ich gegen eine Person. "Uh, Matt ich hab nicht erwartet sich so spät noch einmal anzu...-", "Seh ich echt so aus wie der?" haucht eine etwas genervte Stimme. Sofort springt mir mein Herz, vor Schreck, aus der Brust. Jetzt bloß nicht zu Ryan hoch gucken! Wie konnte das passieren? Erst Matt, jetzt er. Dieser Park ist verflucht!
"I-Ich, ach Gott!" stottere ich leicht und schaue aus Höflichkeit doch zu ihm hoch. Seine braunen Haare stehen in alle Richtungen ab und lassen ihn einfach heiß aussehen. Seine Augen fixieren mich an. Kaum zu glauben, dass ich das noch erkennen kann, schließlich stehen wir in einem Park ohne Lichter. Und ein Glück, dass es so ist. Denn bei seinem intensiven Blick, bin ich bestimmt rot geworden.
Ich weiche seinem Blick aus, nicht das ich ihm noch total verfalle...
Er räuspert sich. "Du siehst nicht wirklich krank aus. Also schwänzt du wohl Schule?"
Der letzte Satz ging eher mehr an sich selbst als zu mir. Soll ich antworten? Soll ich einfach gehen? Zweites klingt gut. Ich drehe mich um und setze zum Laufen an, als er mich an der Kapuze packt und somit festhält. What?
"Mann, was soll das?" beschwere ich mich genervt und versuche seine Hand von meiner Kapuze abzubekommen.
"Ich will eine Antwort" entgegnet er mir nur, worauf ich nur seufzen kann. Ich bleibe ruhig stehen und drehe mich ganz zu ihm um. "Verstehst du nicht. Jetzt lass mich los" meckere ich und könnte vor Scharm zu Boden versinken. Das alles ist so peinlich. Zu meiner Verwunderung, folgt er meiner Anweisung und dreht sich von mir weg. Wortlos geht er einfach. Das ist dieser Moment im Leben, indem man merkt, dass man alles vermasselt hat. "Warte!" rutscht es mir raus, worauf ich mich ohrfeigen könnte. Durch Ryan's Körper geht ein Ruck und er dreht sich zu mir um. Oh mann! Ich beiße mir auf die Unterlippe. Was soll ich jetzt machen?
Ich schließe meine Augen für eine kurze Zeit und presse meine Lippen aufeinander. Als ich meine Augen wieder öffne, und dadurch wieder zu Ryan gucke, scheint dieser wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. So als hätte er niemals exestiert. Ich seufze laut auf. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schaue in den Himmel. Was er jetzt machen wird? Wird er mich jetzt verpetzen oder wird er so tun, als wären wir uns nie begegnet?
Ich schrecke auf, als mein Handyklingelton plötzlich anspringt. Hektisch greife ich in meine Jackentasche und richte den Blick dann auf das Display. Ich beiße mir auf die Zunge, als ich dort den Namen meiner Mutter lese. Ein Schauer zieht sich durch meinen Körper und setzt sich in meiner Brust ab. Zögernt nehme ich ab.
"Hallo?", flüstere ich, laut schluckend.
"Irgendwie bist du nicht Zuhause, kann das sein?" beginnt sie genervt, während man sie, im Hintergrund, den Schlüssel auf die Tresen legen hört.
"Soll ich sofort nach Hause kommen?"
Kurze Stille auf der anderen Seite der Leitung.
"Ja, bitte" murmelt sie plötzlich erschöpft.
"Dann bis gleich?" behaupte ich und bekomme sofort eine Bestätigung.
Plötzlich werde ich von hinten umarmt. Ich quietsche auf und spanne mich an.
"Alles ok?" sorgt sich meine Mutter, worauf ich "Ja" stottere und dann auflege. Eine Stirn platziert sich auf meine Schulter. "Eh, Entschuldigung?" beschwere ich mich, unternehme aber nichts dagegen, weil es sich irgendwie richtig anfühlt. Und ich würde jetzt lügen, wenn ich behaupten würde, dass da gerade nichts knistert oder es mir nicht gefallen würde. "Ach, schön dich wieder zu sehen. Du warst so lange nicht mehr in der Schule und ich habe mir langsam sorgen gemacht" haucht die Person hinter mir, während ich nur gerade aus in die Dunkelheit starren kann. Diese Stimme ist wie dafür gemacht, um sich in sie zu verlieben. Ein Vorteil wäre jetzt, wenn ich die Stimme nur erkennen könnte. Seine Stimme klingt bekannt, ziemlich rau und ruhig. Ein wohliges Kribbeln durchfährt mich. Anstatt es aber noch weiterhin zu genießen oder nach dem Namen der Person zu fragen, löse ich mich einfach von ihr und gehe, mit dem Satz:"Muss jetzt los" nach Hause.
Auch zwei Stunden, nachdem ich zu Hause angekommen bin, muss ich an diese perfekte Stimme denken und kann deshalb nicht schlafen. Ich will wissen wer die Person ist, verdammt.

Notice me already! >Weiterführung<Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt