22.

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Rico:

Ich schaukelte hin und her mit meinem Stuhl. Meine Augen wanderten über die Klasse. Ich saß hinten und konnte damit alle Schüler sehen. Meine Augen blieben auf eine Person stecken. Die Person war gerade dabei ihren Zopf neu zu machen. Erst jetzt viel mir auf, dass Romy lange Haare hatte. Ich seufzte innerlich. Seit dem Vorfall im Wald , fühlte ich mich gegenüber Romy schuldig. Sie hat eine Kugel für mich genommen! Wer würde so was tun außer meine Mutter und meine Brüder? Niemand!

Was mich aber noch mehr irritierte war die Tatsache, dass ich während einer Woche nichts getan habe um die Wette gegen Daniel zu gewinnen. Jedes mal wenn ich eine Idee hatte, wie ich ihr Leben unerträglich machen konnte, hielt mich diese kleine Stimme im Kopf davon ab. Ich bin ein King, ich kann keine sympathische Gefühle für jemanden empfinden! Mein Lehrer war mein Vater. Leo Castel! Er hat mir gezeigt, dass sich um Menschen Sorgen zu machen und zu helfen unwichtig sei. Das einzige was zählte waren die eigene Ziele, die man sich aufstellte. Mein Ziel war die Wette zu gewinnen, um erstens Daniel endlich in seinem Platz zu weisen und zweitens ging es um meinem Stolz. Ich war der Basketballkapitän unserer Schule, ich habe unseren Team auf Platz eins gebracht, die Schüler hier vergöttern mich und keiner wird hier erfolgreicher in der Zukunft sein als ich. Ich bin der zukünftige Direktor von Kings Industry und Castel Industry. Das sind zwei Imperien über die wir hier reden! Was machte es schon aus Romy vor aller Welt wie eine Fliege zu zertreten? Sie war schon arm! Sie hat schon alles verloren und wird es nie schaffen auf die Beinen zukommen.

Aber sie hat dir nichts getan!

Ja, mein Gewissen spricht wieder. Super! Ich halte es nicht mehr aus!

Ich knallte mit der Faust auf dem Tisch. Alle drehten sich zu mir um. Oops! Ich habe wieder einmal mein Temperament nicht gezügelt.

„Haben Sie etwas zu sagen Mr. King?", fragte Ms. Garden.

Ich schüttelte den Kopf. „Wie ich gesagt habe, euer Abschluss findet bald statt und dieses Jahr haben wir uns etwas besonderes überlegt."

Alle in der Klasse tuschelten. „Jeder von euch in Gruppen oder alleine, wird eine Aufgabe für die kommende Abschlussfeier übernehmen. Es kann die Administration sein, die Kostüme, die Zeitung...alles was mit der Schulfeier am Ende zu tun hat."

„Selbst die Band für den Abend organisieren?", fragte einer.

„Selbst das.", grinste Ms. Garden. „Ihr habt bist nächste Woche Zeit eure Aufgabe hier auf diesem Blatt einzutragen. Es wird neben dem Lehrerzimmer hängen und ihr könnt euch jeder Zeit melden."

Die Klingel läutete. Ich verließ das Klassenzimmer, während alle sich bereits auf die Liste stürzten. Zumindest nicht alle. Romy verließ ebenfalls den Raum ohne zurückzublicken. Wohin ging sie? Es war jetzt Mittagspause?

Ich folgte ihr aus Neugier hinterher. Der Streber hat gerade die Bibliothek betreten. Natürlich! Hätte ich mir auch erahnen können. Ich betrat ebenfalls die Bibliothek, die ganz leer war. Ich fand Romy an einem Tisch vor einem Bücherstapel. Hatte sie vor jetzt zu lernen? Ich setzte mich auf dem Platz gegenüber. „Isst du nichts?", erkundigte ich mich.

Sie blickte überrascht auf. „Was machst du hier?"

„Schau mal nach was du so machst?"

„Verfolgst du mich jetzt?", schmunzelte sie.

Ich beugte mich vor und flüsterte. „Nie im Leben!"

„Gut, denn ich habe genug Leute, die mich verfolgen.", murmelte sie und las das Buch weiter.

RomyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt