five

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„Wie lange machst du diesen Job schon?" schlürft der Mann seinen Kaffee, interessiert sich wie erfahren du bist.

„Knapp zwei Jahre" nimmst du die nächste Gabel Kuchen und schiebst diese genüsslich in deinen Mund, ehe Sejun sich erneut zu Wort meldet.

„Du kommst ziemlich gut an wie ich das sehe, doch man kann es dir auch nicht übel nehmen du bist eine wunderschöne Frau" stahlt er, wirkt gleichzeitig so unschuldig.

„Dankesehr" lächelst du verlegen.

„Was gefällt dir so an der Öffentlichkeit?" zieht er seine Augenbraue hoch, will nachvollziehen was du an deiner Berufung findest.

„Um ehrlich zu sein weiß ich das nicht genau, damals habe ich nur damit angefangen meine Bilder zu posten und hatte nicht die Intuition damit Erfolg zu haben."

„hat sich dein Leben viel verändert? Irgendwas womit du nie gerechnet hast?" rührt er in seinem Kaffee herum.

Kurz überlegst du, denkst an dein Leben vor Social Media.

„Ich denke die Aufmerksamkeit und das Ansehen. Einerseits bin ich froh darüber, dennoch steht man durchgängig unter Druck die Bedürfnisse der Follower zu besänftigen."

„Ja daran liegt es meistens, versprich mir dass du auf dich achtest und dich nicht zu viel herausforderst!" lächelt Sejun, streicht kurz mit seiner Hand über deine, wobei diese kurz bei der plötzlichen Berührung aufzuckt.

Du kennst dieses Mann erst seit ein paar Stunden, doch trotzdem lässt du seine Hand deine halten.

„Ich verspreche es!"

...

Durch einen lauten Knall schreckt Taehyung auf und ist sich für einen kurzen Moment nicht bewusst wo er sich befindet.

Das grelle Licht des Fernsehers blendet ihn und der schrille Ton dröhnt in seinen Ohren. Er schnappt sich die Fernbedienung und bedient diese, ehe der Bildschirm tiefschwarz wird.

Er muss eingeschlafen sein, was den jungen Mann ziemlich verwundert, denn ohne seine tägliche Dosis tut er dies nie.

Wieder hellwach geht er in sein Atelier, will sich einfach nur an seinen Tisch setzen und zeichnen. Es muss nichtmal etwas sinnvolles dabei herauskommen.

Als wäre er hypnotisiert schwingt er die Stifte und Pinsel über das Papier, völlig unbewusst bohren sich seine Nägel in seine Handfläche. Er bemerkt nichtmal wie diese anfängt leicht zu bluten, so vertieft, nicht in der Realität anwesend, ist er.

Erst als sich der Ton seiner Farbe verändert wirft er einen Blick auf seine Hand, sobald er das Blut erblickt sticht es in seinem Kopf und er lässt den Pinsel fallen, ehe er zur Toilette rennt.

Immer wieder springen diese Bilder in seinen Kopf, er musste solange nicht mehr an sie denken.
Taehyung ist es ein völliges Rätsel wie diese verbannten Erinnerungen ihn einholen.

Nicht jetzt.

Nicht jetzt, wo er auf dem Weg zur Besserung war. Es jedenfalls dachte.

Sich wieder beruhigt stellt er sich vor den Spiegel, betrachtet eine Gestallt welche seinem früheren Ich ähnelt. Seit langem ist er nicht mehr so.

Er hat sich ungewollt verändert.
Er wurde des Schicksals Opfer, doch die eigentlichen Opfer in diesem Universum waren sie.

Schuldig senkt er seinen Kopf, nimmt sich die orangene Schachtel und öffnet diese, greift nach den weißen Tabletten und kippt sie ohne weiteres seinen Rachen herunter.

Taehyung schleppt sich zu seinem Bett, kuschelt sich in die Kissen und wartet darauf, dass die Tabletten wie jeden Abend mit ihrer Wirkung beginnen.

Auch du liegst bereits seit einer Weile in deinem Bett, denkst über das Gespräch von dir und Sejun nach, wie er dir sagte dass du auf dich acht geben und nicht zu sehr überanstrengen sollst.

So leicht gesagt, doch leicht getan ist es nicht.
Du stehst ganz allein dort, musst alleine mit dem Druck klar kommen, da du all deine Vertrauenspersonen hinter dir gelassen hast.

Alles für deinen Traum.

Einen Traum den so viele Andere ebenfalls haben.

Haben sich deine Opfer gelohnt?
Hat es sich gelohnt für deinen Traum alleine zu sein? Neimanden zu haben?

Nein würde jeder andere sagen, doch es gibt kein zurück, weswegen du lieber in einer scheinheiligen und falschen Vorstellung lebst anstatt in die einsame und traurige Realität zurück zu kehren.

Sejun hat recht, das Internet ist eine Wunschvorstellung, eine reine Fälschung.
Niemand ist 100% ehrlich, wenn überhaupt irgendetwas real ist.

Leere Versprechungen, Lügen.

Du willst nicht so sein, doch alleine der Fakt, dass du jedes Mal deine Narbe versteckst ist der Anfang eines gefälschten Lebens, einer Illusion.

Einer Illusion welch ein Jener zu verfallen scheint.

Ohne weiteres schnappst du dir dein Smartphone, öffnest den Chat von dir und Taehyung. Er hat dich vom ersten Moment an verzaubert. Nicht nur durch sein äußeres Erscheinungbild, sondern auch durch seine Gedankengänge, wie er die Kunstwerke betrachtete und sie analisierte.

Nun schreibst du ihm um diese späte Uhrzeit, denn du willst ihn wiedersehen, etwas unternehmen was nicht gespielt ist.
Etwas was real ist.

Erschöpft legst du es bei Seite, bist dir bewusst, dass Taehyung jetzt nicht mehr antworten wird, doch nach ein paar weiteren Sekunden füllt der ersehnte Ton den Raum.

In der Hoffnung dass er es ist entsperrst du dein Smartphone, doch triffst auf etwas komplett anderes.

öffne dich nicht zu sehr mein Herzblatt.
Leute tun schlimme Dinge und ich will nicht, dass dir etwas passiert.

Dein Herz rast, du hattest wirklich die Hoffnung es sei vorbei, doch tief in deinem Inneren war dir von Beginn an klar, dass er nicht aufgeben wird.

Wieso sollte er auch, er kennt bereits zu viele deiner Schwächen um nun einfach aufzugeben, dich erneut zu zerstören.

obsessedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt