Sind wir Freunde?

753 21 9
                                    

Wo wir uns gerade befinden? Keine Ahnung. In irgendein Hotel in irgendeiner Stadt.

Mal ehrlich, wenn Du anfängst die Geschichte zu lesen, muss Du dann unbedingt genau wissen wann und wo die Handlung spielt? Ja? Pech gehabt!

Denke Dir einfach etwas aus. Meinetwegen in Paris, New York, Berlin oder Peking. Es muss auch keine Stadt sein. Geschichten regen die Fantasie an, also los.

Auch wer ich bin, kannst Du Dir aussuchen. Ja gut, durch das Fandom ist die Auswahl von den über acht Milliarden Menschen(plus Fabelwesen, Aliens und so weiter) auf ein paar Leute herab gesunken. Meinetwegen bin ich Mark oder Lena oder Max. Vielleicht einer von Marks Band oder vom Management. Oder schlichtweg einer der Zuschauer/innen.

Im Prinzip sind alle gleich, wenn es um dieses Thema geht. Jeder fühlt das Selbe, diese Unsicherheit, diese gelegentlich auftretende Hoffnung, die Angst am Ende alleine dazustehen.

Es fing alles damit an, dass ich mir ein Zimmer mit ihm teilen musste.

Na gut ich habe freiwillig zugestimmt. Ich konnte halt seinen bettelnden Augen nie etwas abschlagen.

Wie er mir dann um den Hals gefallen ist,als ich genickt hatte. Wie ein kleines Kind erzählte er mir von Pyjama-Partys, nächtlichen Betrinken und Kissenschlachten.

Ich hörte lächelnd zu. Wusste ich doch, dass er immer sofort einschlief. Kaum schloss er die Augen, driftete er ins Traumland ab.

Es störte mich nicht. Keineswegs. So hatte ich genügend Zeit ihn zu betrachten.

Seine friedlichen Gesichtszüge, das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes oder auch seine zuckenden Augenlider, wenn er träumte.

So war das auch heute. Kaum schmiss er sich bin die Laken, schnarchte er leise vor sich hin. Ich legte mich ebenfalls in mein Bett und betrachtete ihn.

Weißt Du wie das ist, wenn man jemanden so nah ist und ihn trotzdem nicht berühren kann? Aus Angst? Aus Angst verurteilt zu werden?

Nach einer Weile legte ich meinen Kopf in das Kissen und starrte an die Decke. Er zuckte. Seine Atmung setzte kurz aus, um dann ungleichmäßig fort zu fahren. Er war wach.

So schnell er einschlief, so schnell wurde er auch wieder wach. Auch eine kleine Macke von ihm, die ihn aber in meinen Augen nur perfekter machte.

Ich weiß wie Du atmest
ich weiß wie Du schläfst
Ich weiß, dass Du wach liegst
und Dich nicht bewegst.

Er bewegte sich nicht. Stimmt. Aber trotzdem wusste ich ganz genau, dass er wach war.

Nicht nur die unregelmäßige Atmung verriet das. Obwohl er mir den Rücken zugewandt hatte sah ich an der Schulter, wie er seinen Arm bewegte.

Vermutlich malte er Kreise auf das Laken. Das machte er immer, wenn ihm langweilig war. Oder er knetete nachdenklich seine Hände.

Meinen Lippen entwich ein stummes Seufzen. Wann war mir das bitte alles aufgefallen? Was für Eigenarten er hatte, wie er roch oder was für warme Finger er besaß....

Schon vor etlichen Jahren. Ich habe mich nie getraut mit jemanden darüber zu sprechen.

Verstehst Du das? Kennst Du das, wenn man jahrelang ein Laster mit sich herum trägt ohne sich jemanden anzuvertrauen?

Wenn er mich berührt fühlt es sich einerseits super an. Ich denke in den Moment immer voller Euphorie. Ich glaubte fliegen zu können vor Glück. Im nächsten Moment fühlte es sich allerdings an wie Verrat. Als würde ich mir mehr von den Berührungen nehmen als ich darf.

One-Shots á la Mark ForsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt