In der Nacht in der alles begann, lag Simon in seinem Bett und schlief. Es war warm, das Fenster des Zimmers, das er mit seinem Bruder teilte, war weit geöffnet. Der Duft der Nacht drang herein, und die Bäume tauschten leise, ein beruhigendes flüstern, das ihn umhüllte. Plötzlich schreckte Simon hoch. Sein herz klopfte heftig. Hatte er eben seinen Namen gehört? Er setzte sich auf und lauschte in die Dunkelheit. Um Haus war es still, seine Eltern schliefen. Auch im Bett auf der anderen Seite des Zimmers, in dem sein älterer Bruder lag, regte sich nichts. Simon stand auf und trat ans Fenster. Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte den Garten in kühles blaues Licht. Sanft strich der Nachtwind durch die Kronen der Olivenbäume. Ein Käuzchen rief, irgendwo schrie eine Katze, dann war es wieder still, bis auf das leise tauschen des Meeres, das weit entfernt gegen die Küste brandete. Langsam beruhigte sich Simons Herzschlag wieder. Ich muss geträumt haben, sagte er sich. Aber für eine Augenblick war er sich sicher gewesen, eine Stimme gehört zu haben. Nur, wer sollte mitten in der Nacht, wenn alle schliefen seinen Namen rufen?
Er wollte gerade zurück in seinem Bett gehen, als er aus dem Augenwinkel unten im Garten eine Bewegung Wahrnahm. Simon fuhr herum. Gespannt blickte er draußen in die Dunkelheit. Nichts rührte sich, bis auf deine Blätter der Bäume, die im Wind zitterten. Doch dann sah er es: ein Schatten glitt durch das Gebüsch neben der alten Scheune, leise und ohne Eile. Der würde langsamer, blieb stehen und verschmolz mit der Finsternis. Simon beugte sich vor und starrte in die Nacht. Auf einmal blitzte etwas auf: zwei Augen sahen zu ihm hinauf, nur einen kurzen Moment lang, dann wären sie wieder verschwunden. Erschrocken wich Simon zurück was war da draußen? Die Augen hatten geleuchtet, als ob in ihnen Licht brennen würde! Vorsichtig, den Atem angehalten, trat er wieder ab das Fenster in sah hinaus. Der Schatten war fort, auch die Augen waren nirgends zu sehen. Nur eine einsame Fledermaus flatterte um die alte Scheune. Ein seufzen ließ Simon zusammenfahren. Sein Bruder bewegte sich im Schlaf, er schmatze leise, sein Bett knarrte, wenig später tönt ein schnarchen durch den Raum. Kurz überlegte Simon, den Bruder zu wecken und ihm alles zu erzählen, dich dann ließ er es lieber: Tim würde ihm nicht glauben. Er würde ihn stattdessen auslachen, so wie er es immer tat, und ihn danach Tagelang verspotten. Nach einem letzten Blick aus dem Fenster lief Simon zurück zu seinem Bett. Eilig kletterte er hinein. Vielleicht träume ich das alles tatsächlich nur, sagte er sich, während er die Decke über sich zog. Erst jetzt, in der wärme seines Bettes, merkte Simon, dass er fror. Ob man im Traum auch frieren konnte? Simon wusste es nicht. Müdigkeit ergriff ihn. Er zog das Kopfkissen zu sich heran und kuschelte sich in seine Bettdecke. Sekunden später war er eingeschlafen.

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Der Torwächter
FantasySimon zögerte. Noch einmal blickte er zu dem goldglänzenden Turm. Dort, wo er die Handfläche auf die Fassade gelegt hatte, war ein Fleck entstanden, er wurde größer, bis der Abdruck einer Hand zusehen war. Die hand glitzerte. verblüfft sah Simon, da...