Kapitel vier

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Verwirrt, betrübt und irgendwie besorgt gehe ich zurück. Auf dem Weg zum Personalraum fällt mir der Karton mit dem Tier wieder ein. Ich schnappe ihn mir bevor ich mich in die Pause begeben will, um ihn mitzunehmen. Die Tür klemmt, ich Stelle den Karton auf den Boden, doch sie steckt einfach fest.

Mit beiden Händen kriege ich sie nicht Mal auf. Ich lehne mich kurz sauer an die Wand, wobei mir etwas auffällt. Mein Blick ist auf das Fenster gerichtet. Es befindet sich etwa auf meiner Augenhöhe. Zu hoch also für ein kleines Mädchen, um durchzusehen.

Wenn da nicht die Bank stehen würde, neben der ich die kleine angetroffen habe. Sie hatte zum richtigen Zeitpunkt, nämlich als ich das Tier fand, den perfekten Blick auf das Geschehen.

Au Mann das hätte ich mir jetzt auch denken können! 'Ach scheiße was mach ich n jetzt?' Okay Zusammenfassung.

Ich vermute Mal ganz stark, dass dieses etwas im Pappkarton dem Kind von Grade eben zuzuschreiben ist. Nun ist mir leider vor ein paar Minuten das Kind entwischt und ich habe so gut wie gar keine Ahnung was ich jetzt mit dem zu meinen Füßen liegenden Ding (wer oder was immer es auch sein mag) anstellen soll. Ich vermute Mal es ist ein Meerschwein. Mein Bruder hat eins gehabt da war ich 10, aber nur zum aufpassen. Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare und schaue mich um, mir vorkommend wie ein verzweifelter Vater der seit ein paar Stunden vergeblich versucht die richtige Tür zur richtigen Gruppe im Kindergarten zu finden. Naja und es eben einfach nicht hinbekommt und dann seine Frau anruft.

Nur habe ich persönlich noch nicht das Vergnügen gehabt eine zu haben. Ich habe die zweifelhafte Ehre perfekter single zu sein. Und Grade bin ich am verzweifeln.

Ich nehme einfach den Karton und gehe in den Bereitschaftsraum. Kein anderer ist da, ich Bin der einzige der Grade Pause hat. Ich 10 Minuten muss ich mich jetzt strukturieren.eine Weile beobachte ich das kleidet ihr es hat eine kleine schnittwunde an einem pfötchen, ich sehe sie mir an und säubere sie einfach, und binde dann etwas drum. Ich muss den Verband mehrfach zerteilen bis er passt.ich werde das meerschwein wohl vorerst mit nach Hause nehmen. Wie ich dann weiter vorgehe weiß ich nicht. Mir wird schon was einfallen.

ich glaube ich werde mir einfach heute für den Rest des Tages frei nehmen und dieses Mädchen suchen gehen. sie kann nicht weit gekommen sein, denke ich mir, ich mache mich auf den Weg zum Direktor.

seit knapp einer Stunde laufe ich einfach so die Straßen entlang, Frage hier und da nach, doch niemand hat das Mädchen gesehen oder bemerkt. Doch ganz in der Nähe eines einkaufszentrums, an dem ich oft vorbei laufe, sehe ich sie wieder. Sie steht in einer unscheinbaren seitenstraße, es sind sowieso wenig Leute unterwegs, da es vor kurzem angefangen hat zu regnen.eine Frau steht vor der kleinen, wird auf sie ein und zerrt an ihren Verband am Arm. Ich gehe auf sie zu, ein Radfahrer kommt mir entgegen, als die Frau das Kind plötzlich nach hinten schubst, direkt vor das Rad. Ich war nahe genug, und konnte sie wegziehen, und auch der Radfahrer wich noch aus.

ich hätte mich, das Mädchen schützend, vor sie, der Frau gegenüber. Sie versuchte an das Mädchen heran zu kommen, doch ich ließ sie nicht. Die zeternde Frau gab irgendwann auf, uns zu attackieren, und droht nur noch, wenn das Mädchen je wieder kommen sollte, würde es nicht gut ausgehen, für sie. Dann verschwindet sie in einem der hauseingänge, hinter einer ranzigen Tür.

Ich halte das Mädchen immer noch fest im rechten Arm, die linke Seite zum Geschehen gedreht. Sie wehrt sich nicht gegen mich, sondern klammert sich zitternd an mein Hemd. ich wende mich ihr zu, sie hebt trotzdem ängstlich schützend die Arme über ihren Kopf, dann wird sie ohnmächtig. Ich habe einen Verdacht. Die Klinik ist nicht weit, weshalb ich sie einfach auf den Arm nehme und hin trage. mir fällt schnell auf, wie leicht sie ist. Als ich in der Notaufnahme eintreffe, lege ich das Mädchen nicht gleich auf eine Trage sondern bringe sie gleich zum MRT. mein Verdacht bestätigt sich, sie hat eine subclavia Stenose. Wir stellen außerdem eine unterernährung fest. Ich setze die OP auf morgen früh an, und bringe das Kind erstmal auf ihr Zimmer.

HannahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt