Kapitel 1

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Es war sicher schon nach Mitternacht und Granny’s war immer noch gefüllt. Emma hatte das Gefühl, jeder Einwohner der Stadt befand sich in dem kleinen Diner. Und die Stimmung war gut. Überall wurde getrunken und gelacht, sogar Mary Margaret (Emma fand es immer noch seltsam, sie Mom nennen zu müssen) schien angetrunken zu sein.

  Während Emma sich mit Hook und Leroy unterhielt, behielt sie Henry im Auge, der mit David an einem der Tische saß und sich wohl etwas langweilte. Aber welcher Teenager hing schon gerne mit seinem Großvater ab?

  Sie hatte ihm erlaubt, bei der Party dabei zu sein. Es war schließlich Samstag und Henry war schon alt genug. Dennoch fühlte sie sich sicherer, wenn sie wusste, was genau er tat. Nicht, dass einer der Zwerge auf die Idee käme, Henry mit Alkohol abzufüllen, was leider nicht wirklich unwahrscheinlich wäre. Regina würde Emma töten, wenn das passieren würde. Zwar war Regina dank Henry auch da, doch Emma konnte sie zwischen den ganzen Leuten nicht entdecken.

  Ihr Blick schweifte durch den Raum und sie stellte sich auf Zehenspitzen, um mehr sehen zu können. Dennoch konnte sie Reginas dunklen Haarschopf nirgendwo erkennen.

  Emma wandte sich wieder Hook zu und unterbrach Leroy, der irgendwas über Probleme mit Frauen erzählte. „Hast du Regina gesehen?“

  Hook wirkte etwas überrascht. „Nicht in der letzten halben Stunde, Liebes. Bestimmt ist sie einfach müde.“

  Vermutlich hatte er recht, aber trotzdem wurde Emma ein ungutes Gefühl nicht los und Sorge machte sich in ihr breit. Emma entschuldigte sich und verließ das Diner, um zu schauen, ob Regina noch in der Nähe war. Sie war nun mal der Sheriff und sie musste sich um alle Einwohner Storybrooks kümmern. Und gerade läuteten ihre Sheriffinstinkte Alarm.

  Draußen schlug Emma sofort eiskalte Luft entgegen und sie schlang ihre Jacke enger um sich. Die Ruhe und Dunkelheit der schlafenden Stadt war ein starker Kontrast zu dem Lärm und der grellen Beleuchtung in Granny’s, und Emma brauchte einen Moment, um sich daran zu gewöhnen.

  „Regina?“, fragte Emma leise in die Stille hinein. Keine Antwort. Etwas anderes hatte Emma auch gar nicht erwartet.

  Sie ging den kurzen Weg zur Straße und sah sich noch einmal um. Überrascht stellte sie fest, dass Regina einige Meter entfernt auf dem Bürgersteig stand. Sie hatte den Blick zum sternenklaren Himmel gerichtet und ihr Atem bildete kleine Wölkchen. Sie sah so friedlich aus, dass Emma fast wieder umkehren wollte. Fast.

   „Hey, Regina.“ Emma blieb neben ihr stehen. „Was machst du hier draußen? Henry sitzt alleine mit seinen Großeltern an einem Tisch. Ich glaube, er könnte etwas Gesellschaft gebrauchen“, sagte sie und lächelte, obwohl sie wusste, dass ihr Versuch, die Stimmung etwas aufzulockern, lächerlich war.

  Regina gab nur einen verächtlichen Ton von sich und starrte weiterhin in den Himmel.

  Emma versuchte es noch einmal. „Du bist gegangen ohne etwas zu sagen. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“ Sie sah keinen Grund Regina die Wahrheit zu verschweigen. Schließlich versuchte sie sich schon seit Monaten mit der sturen Frau anzufreunden, und Ehrlichkeit gehörte doch zu jeder richtigen Freundschaft dazu.

   Endlich drehte Regina sich um und sah ihr direkt in die Augen. Beinahe wäre Emma bei der plötzlichen Bewegung zusammengezuckt, konnte sich aber noch rechtzeitig zurückhalten.

  „Natürlich, weil sich ja jeder dort so um mich sorgt und meine Gesellschaft so sehr genießt. Sicher“, fauchte Regina, ihre Worte vor Sarkasmus nur so triefend.

  Emma seufzte und steckte ihre Hände in ihre Jackentaschen. Wenn Regina angepisst war, konnte das ein anstrengendes Gespräch werden. Aber die Hoffnung starb ja zuletzt oder was auch immer.

  „Du weißt, es hat sich alles geändert. Du hast dich verändert und so auch die Meinungen über dich. Du bist bei uns willkommen.“

  Regina atmete geräuschvoll aus und verdrehte genervt die Augen. „Du bist mir nur wegen Henry gefolgt, nicht weil du dich sorgst. Und ich kann es dir nicht einmal verübeln, ich würde mich auch für ihn opfern.“

  Fassungslos starrte Emma sie einen Moment lang an. Als sie sich wieder gesammelt hatte, erwiderte sie: „Mit dir zu reden ist für mich doch kein Opfer! Ich bin freiwillig bei dir, nicht wegen Henry.“

  Emma konnte die Emotionen in Reginas Augen nicht lesen. Manchmal schaffte Regina es, ihre Gefühle so gut zu verbergen, dass selbst Emma nicht die geringste Ahnung hatte, was in ihrem Kopf vorging. Es war frustrierend, schließlich war Emma da, um ihr zu helfen.

  Jedoch konnte sie Reginas Motive dabei auch verstehen. Die ehemalige böse Königin hatte in ihrem Leben viel Leid ertragen müssen und Emma war sich sicher, sie kannte nicht mal einen Bruchteil von ihrer Vergangenheit. Und auch Emma hatte damals in ihrer schwierigen Zeit oft dasselbe getan.

  Irgendwann brach Emma das Schweigen. „Was ist da drinnen passiert?“

  Regina schwieg zunächst und Emma dachte schon, sie würde gar nicht mehr antworten. Doch sie holte tief Luft und erwiderte: „Wie gesagt, ich bin nicht erwünscht. Und bevor du wieder sagst, dass sich ihre Meinungen über mich geändert haben und ich willkommen wäre“, sie sprach das Wort „willkommen“ so verächtlich aus, dass es wie ein Schimpfwort klang, „glaube mir, du liegst falsch. Ich kenne diese Blicke. Diese abfälligen Blicke, die nicht nur von Widow und Hook, sondern auch von deinen Eltern kommen. Auch wenn du es so gerne glaubst, aber Snow hat mir immer noch nicht verziehen und das wird sie auch nie. Keiner wird das.“

  Emma hätte vielleicht etwas geantwortet, wenn sie nicht schockiert Reginas violett glühenden Hände angestarrt hätte. Sie wusste, dass Regina ihre Magie unter Kontrolle hatte und ihr niemals etwas antun würde, doch trotzdem ließ der Anblick ihr Herz nervös schneller schlagen. Das waren die Momente, in denen Emma einen kleinen Funken der bösen Königin in Regina wieder erkennen konnte.

  Regina bemerkte wohl Emmas weit aufgerissene Augen und sah irritiert an sich herunter. Sie hatte anscheinend nicht einmal gemerkt, dass ihre starken Emotionen ihre Magie entfacht hatten. Als wäre nichts gewesen, steckte sie ihre Hände in ihre Manteltaschen.

  „Ich sollte gehen.“ Regina drehte sich gerade um, als Emma nach ihrem Handgelenk griff.

  „Warte. Ganz offensichtlich geht es dir nicht gut. Ich möchte dir wirklich helfen“, sagte Emma sanft und versuchte Regina wieder zu sich umzudrehen, indem sie vorsichtig nach ihrem Handgelenk griff. Sie wollte Regina doch nur zu verstehen geben, dass sie nicht alleine war und es Leute gab, die sich um sie kümmern wollten.

  Regina zog ihr Handgelenk aus Emmas Griff und lachte bitter. „Sie können mir nicht helfen, Miss Swan. Nur weil Sie der Sheriff sind, heißt das nicht, dass Sie sich einfach in die Angelegenheiten anderer Leute einmischen können. Lernen Sie damit zu leben.“

  Emma war klar, dass Regina ganz bewusst versuchte, sie zu verletzten, damit sie sie gehen ließ. Und wahrscheinlich, um von ihren eigenen Gefühlen abzulenken. Dennoch verursachten die Worte, ganz besonders das „Miss Swan“, einen Stich in ihrem Herzen. Sie hatte gedacht, diese Zeiten seien endlich vorbei.

  Obwohl sie es besser wusste, ließ sie Regina gehen.


Hey,
das ist meine erste ff, die mal etwas länger ist als nur ein Oneshot. Ich würde mich sehr über Feedback freuen 💕
Always keep fighting ♡

Love is weakness... isn't it?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt