Kapitel 3

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Es war mittlerweile eine Woche vergangen und Emma hatte versucht, Regina nicht weiter zu bedrängen. Sie wusste nur zu gut wie es war, wenn man einfach mit niemandem sprechen wollte und trotzdem fiel es ihr schwer, Regina ihre Freiheit zu geben. Das Gespräch im Granny’s hatte ihr Mut gegeben, dass Regina die Mauer, die sie um sich aufgebaut hatte aus Angst selbst verletzt zu werden, irgendwann einmal vergessen würde. Und das Gespräch war immerhin ein Anfang.

  Emma hatte sogar Mary Margaret um Rat gefragt, schließlich kannte sie Regina am besten. Allerdings konnte ihre Mom ihr nichts sagen, das sie nicht schon wusste. Stattdessen hatte Mary Margaret vorgeschlagen selbst mit Regina zu sprechen, doch Emma hielt das nicht für eine gute Idee. Ja, die beiden hatten Frieden geschlossen und Regina hatte ihre Versessenheit auf Vergeltung längst hinter sich gelassen, doch irgendwie… Emma hatte einfach das Gefühl, sie selbst müsste mit ihr sprechen, wenn die Zeit gekommen war. Regina bedeutete ihr sehr viel und auch wenn es egoistisch klang, sie wollte unbedingt diejenige sein, der sich Regina öffnete.

  Darum war Emma nun auf dem Weg zu Reginas Anwesen. Es war elf Uhr abends und Emma wusste, dass Henry um diese Uhrzeit im Bett lag und Regina in der Regel noch wach war.

  Sie parkte ihren Käfer an der Straße und ging die Einfahrt entlang. Es war noch Licht im Gebäude, also hatte sie mit ihrer Vermutung recht gehabt.

  Regina öffnete die Tür und sofort machte sich wieder Sorge in Emma breit. Ihre dunklen Augen sahen aus, als hätte sie die letzten Nächte nicht besonders gut geschlafen. Und als hätte sie vor kurzem geweint.

  Emma befürchtete schon, wieder weggeschickt zu werden, doch Regina trat wortlos zur Seite, um Emma rein zu lassen.

  Weiterhin schweigend ging Regina ins Wohnzimmer und Emma folgte ihr.

  „Möchtest du etwas trinken?“ Ohne Emmas Antwort abzuwarten, lief Regina in die Küche und holte ihr ein Glas.

  Emma setzte sich Regina gegenüber und trank einen Schluck des Weins, den sie sich eingeschüttet hatte.

  „Alles okay bei dir?“, fragte Emma vorsichtig.

  Regina lachte bitter. „Warum bist du hier?“

  „Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte. Ich wollte sicher gehen, dass du in Ordnung bist“, antwortete Emma ruhig. Sie machte sich innerlich schon mal auf Zurückweisung bereit. Regina mochte es nicht, schwach zu erscheinen. Das hatte Emma in der Vergangenheit häufig erleben müssen.

  Doch die Zurückweisung kam nicht. Regina sah viel mehr so aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Sie senkte ihren Blick und holte tief Luft. Emma fiel auf, dass Reginas Hände leicht zitterten, als sie nach ihrem Weinglas griff.

  „Regina?“, fragte Emma sanft. Am liebsten hätte sie Regina in die Arme genommen, aber Emma wusste, das konnte im falschen Moment tödlich enden. Stattdessen beugte sie sich weiter vor und suchte Reginas Blick.

  „Es ist nur… Es ist nicht so wichtig. Ich weiß es zu schätzen, dass du extra hierher gefahren bist, aber du kannst nichts für mich tun.“ Reginas Stimme klang überraschend kontrolliert und emotionslos. Doch Emma kannte sie bereits lang genug, um das leichte Zittern herauszuhören.

  Emma zog sich bei Reginas gebrochenem Anblick der Magen zusammen und sie spürte einen Stich in ihrem Herzen. Emma setzte sich neben sie, um die Grenzen auszutesten. Keine Reaktion von Regina, also war es scheinbar okay.

  Leider war Emma noch nie gut darin gewesen, mit jemandem über Gefühle zu sprechen (ganz besonders nicht über ihre eigenen), geschweige denn jemanden zu trösten. Sie fühlte sich irgendwie nutzlos.

„Ähm, kann ich… Ist es in Ordnung, wenn ich…?“ Scheiße, Swan, bring doch mal einen vernünftigen Satz zustande! Mann, war das peinlich.

  Ein kleines amüsiertes Lächeln zuckte auf Reginas Lippen. Na toll, jetzt machte sie sich auch noch über sie lustig.

  Statt zu fragen (sie würde den Satz eh nicht mehr zustande bringen können), schloss Emma Regina in eine verlegene Umarmung und bereitete sich auf einen Feuerball in ihrem Gesicht vor.

  Regina saß einfach da, bewegte sich nicht und war am ganzen Körper angespannt. Das machte die Situation noch peinlicher als sie sowieso schon war. Emma wich mit gerötetem Gesicht wieder zurück. Regina hatte offensichtlich nicht mit der Umarmung gerechnet, ihre Augen waren aufgerissen und starrten Emma ungläubig an.

  „Tut mir leid. Ich wollte nicht…“, stammelte Emma und war kurz davor aufzustehen und zu gehen.

  Gerade als Emma die Möglichkeit zu fliehen tatsächlich in Betracht zog, wurde ihre Taille von Reginas Armen umschlossen und ihr Gesicht war in Emmas Schulter vergraben. Ihr Herz schien einen Moment auszusetzen bevor es umso schneller wieder begann zu klopfen. Sie erwiderte die Umarmung sofort und legte ihr Kinn auf Reginas Kopf. Ihr Haar war weich und sie roch nach teurem Parfum.

  Trotz aller Erwartungen spürte Emma, dass Regina lautlos weinte. „Ist okay“, murmelte Emma, obwohl sie wusste, dass es das nicht war, egal worum es hierbei ging.
„Ist okay.“

Love is weakness... isn't it?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt