Immerse [Kürbistumor]

Prolog

,,Und das letzte Erste-Klasse-Ticket für die Jungfernfahrt des größten Passagierdampfers der Welt, der in wenigen Wochen aufbricht, um den Atlantik zu überqueren, gewinnt..."

Der ganze Saal verstummte und alle Augen lagen auf dem stämmigen Mann, der mit seiner Hand grob durch die kleinen Papierzetteln wühlte, die eine große Glaskugel bis zur Hälfte befüllten. Provozierend zog der Mann möglichst langsam einen der beinahe winzigen Zetteln aus dem Gefäß und hielt ihn hoch in die Luft. Vereinzelt war zu hören, wie viel zu gespannte Menschen bei diesem Anblick panisch die Luft einzogen. Der Mann auf der Bühne schien all die Aufmerksamkeit, die gerade nur ihm galt, über alles zu genießen. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf die dünnen Lippen des Mannes, als er mit seinen speckigen Händen den Zettel auseinanderfaltete. Ein letztes Mal flog sein Blick durch die Menschenmasse, die sich vor der großen Bühne versammelt hatte, bevor seine Augen wieder auf das Blatt Papier wanderten und konzentriert versuchten, die schlampige Handschrift zu entziffern.

„Patrick Mayer!“, schallte die dunkle Stimme durch die gesamte Halle und alle brachen in lautes Gemurmel aus. Wieder waren vereinzelt verzweifelte Schreie zu hören, wenige stürmten bereits voller Enttäuschung aus dem Saal.

Nur ein einziger junger Mann schrie vor Freude, hüpfte auf und ab und drängte sich durch die immer lichter werdende Menschenmasse. Immer wieder bekam er auf dem Weg zur Bühne missbillige Blicke zugeworfen, keiner gönnte ihm den Erfolg. Schon immer war der Braunhaarige von der Gesellschaft ausgeschlossen worden, nie wollte jemand etwas mit dem dreckigen Bettlerkind zu tun haben. Doch an diesem Tag schien das Glück endlich auf der Seite des armen Jungen zu sein, was für Empörung in der ganzen Halle sorgte.

Es war unmöglich, das der arme Bettlerjunge eine Kreuzfahrt gewann, Abschaum wie er hatte so etwas nicht verdient. Die Regeln der damaligen Gesellschaft waren klar und deutlich. Eine Kreuzfahrt galt als Zeichen des Reichtums eines Menschen, konnte man sich so etwas leisten, musste man ganz oben stehen. So war auch die Kreuzfahrt nur für Menschen mit Titel, nicht für jemand so niedrigen wie einen Bettler gedacht.

Bettler hatten sich ihren Zustand selbst zu verdanken, so hatten sie sich doch selbst ihr Leben vermiest. Das so jemand wie Patrick nun das Gleiche genießen durfte wie so mancher Adel, sowie die Königsfamilie selbst, war unvorstellbar und mischte das gesamte Volk auf.

Doch Patrick hatte die Reise fair gewonnen und somit stand er wenige Wochen später mit einem Grinsen auf den Lippen und einem tiefblauen Fleck auf seiner rechten Kieferhälfte vor dem größten Kreuzfahrtschiff ihrer Zeit. Um den Jungen herum befanden sich unzählige Familien, die von ihren Liebsten Abschied nahmen und ihnen eine wunderbare Reise wünschten, während der arme Bettler niemanden an seiner Seite hatte, dem er hätte 'Auf Wiedersehen' sagen können.

Als wenig später die tiefe Schiffshupe ertönte und die stille Morgenluft erfüllte, traten die ersten Menschen über die hölzerne Treppe hinauf auf das riesige Schiff und winkten von oben ihrer Familie noch ein letztes Mal voller Euphorie zu. Schließlich war auch Patrick an der Reihe, sodass er sich humpelnd durch die Masse drängte und sich aufgeregt an eine freie Stelle an der Reling des Schiffes lehnte.

Nichts weiter als das beschmutzte Gewand, dass er auf seiner Haut trug, im Gepäck.

Bereit, für längere Zeit die Sorgen des Alltages zu vergessen und dem Schubladendenken der Gesellschaft zu entkommen.

Bereit, sich wie ein reicher Mann zu fühlen und auch so behandelt zu werden.

Die Schiffmotoren starteten und übertönten die Abschiedsrufe der Menschen.

Und so begann die Jungfernfahrt der Titanic am 10. April 1912.

~~~

Neue Story, neues Glück.

Ich hoffe, euch hat der Prolog gefallen, lasst euch nicht zu sehr verwirren, dass ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben vorher.

Für alle, die es noch nicht wissen, diese FF ist ein wenig an das ARK Projekt von GLP und Paluten angelehnt. Somit werdet ihr euch schon denken können, wie sie zirka verläuft.

Hoffe, ihr lest trotzdem weiter

Feedback gerne in die Kommentare

(655 Wörter)