Levi führte den Wischmopp mit gleichmäßigen, bedächtigen Bewegungen über den Steinfußboden; hin und wieder stoppte er kurz um seine Arbeit, den glänzenden Boden, im Mondlicht zu betrachten. Sein Rücken schmerzte, was aber auch kein Wunder war, schließlich stand er schon die ganze Nacht hier und schruppte das alte Museum an der Bronx. Unauffällig lugte er auf die über den Eingang hängende Uhr: Es war fast Mitternacht. 'Nur noch wenige Minuten bis es soweit ist' dachte er sich.
Plötzlich öffnete sich die Tür und ein dicker, in die Jahre gekommener Mann mit grauen Haaren trat ein. "Na James, alles klar bei dir?", fragte er. Levi unterbrach seine Arbeit und lächelte:"Ja, klar muss ja. Wie geht es deiner Frau und deinen Kindern?" Der alte Mann kratzte seinen Wams. "Ach Christine geht es wunderbar, sie hat jetzt eine neue Stelle im Autohaus und meinen beiden Mäusen geht es auch gut, aber was sollen die schon mit ihren vier und sechs Jahren für Probleme haben.", scherzte er. "Ja ja, deine Kinder sind wirklich kleine Engel.", entgegnete Levi. "Oh schon zwölf." Die Glocken der nebenan stehenden Kirche erfüllten die Nacht mit ihren Klängen. Levi seufzte schwer. "So ein Mist, dass deine kleinen Kinder bald keinen Vater mehr haben." Mit einem Tritt öffnete er den Deckel der Mülltonne, seines Putzkolonenwagens und holte eine pechschwarze Pistole mit einem langen Lauf daraus.
Der dicke, alte Mann quickte vor Angst, als er die Waffe bemerkte. "Oh Gott, James, wo hast du denn diese Knarre her? Du hast doch nicht etwa vor mich zu töten? Das kannst du doch nicht tun. Du weißt doch, dass ich Kinder habe, die versorgt werden müssen. Ich bitte di..." Noch bevor er seinen Antrag auf Barmherzigkeit beenden konnte, feuerte Levi ihm eine Kugel in den Schädel. Blut spritzte über den frisch gewischten Boden und die Leiche des Mannes folgte sogleich. Zwei kleine Tropfen hatten auch das Gesicht von Levi getroffen. Genervt rümpfte er die Nase:"Warum machen dicke Menschen beim Sterben nur immer so viel Dreck?", meckerte er. Mit einem eleganten Sprung entging er der nahenden Blutlache und machte sich auf den Weg in Richtung der Ausstellung über die Antike.
Als er sich dem Eingang näherte rannte ihm eine junge, zierliche Frau mit braunen, schulterlangen Haaren entgegen. Sie trug, anders als Levi, eine Nachtwächter Uniform. "Du bist zu spät.", blaffte Levi sie an. "Ich wurde aufgehalten. Da war eine alte Frau die einfach nicht verschwinden wollte.", sagte sie während sie ständig von den einen auf den anderen Fuß tanzte. Levi schüttelte resigniert den Kopf. "Wo ist Auruo, er hätte schon längst das Schloss knacken müssen?" Wie als hätte die Flügeltür ihn gehört schwang sie plötzlich von alleine auf. Innerhalb des sich darbietenden Raumes, erwartete ihn und die nervöse Frau ein Mann, der ähnlich wie Levi einen Undercut trug. "Warum hat das so lange gedauert, Auruo? Vereinbart war, dass die Tür offen ist wenn ich ankomme. Und wo sind jetzt Eld und Gunther?", schrie Levi dem Mann entgegen. "Beruhigen Sie sich doch bitte, Sir, wir hatten Probleme mit den Wachen, aber keine Sorge ich habe sie erledigt. Jetzt bringen Eld und Gunther gerade alle Kunstwerke in den Fluchtwagen." Levi schniefte verächtlich, beklagte sich jedoch nicht weiter, da er wusste, dass dies sowieso keinen Sinn hätte.
Als er gerade in die Ausstellung rein gehen wollte, ging auf einmal der Alarm an. Ein dröhnendes, lärmendes Geräusch erfüllte nun das bis dato vollkommen stille Museum. Ruckartig zückte Levi seine Waffe und schoss auf eine Sirene nach der anderen, bis jede in seiner Umgebung zerstört war. "So ein Scheißdreck, Petra, versiegle jeden Ausgang den du finden kannst, Auruo sorg dafür, dass sich Eld und Gunther mit dem Packen beeilen, verstanden?" Ohne auf eine Antwort zu warten stürmte Levi aus dem Saal und folgte dem Signalton, der Angab, dass jemand in das Museum eingedrungen war und dass die Polizei verständigt ist. Jedes Mal wenn er an einer der Alarmvorrichtungen vorbeirannte brachte er sie mit einem einzigen Schuss zum Schweigen, dies machte er solange bis er endlich beim Auslöser des Alarms ankam.
Ein kleines höchstens sechsjähriges Mädchen stand, ihren kleines Teddy in der Hand haltend, an dem großen roten Knopf der möglicherweise sein Ende bedeutete. Das Kind weinte laut und Levi ging davon aus, dass die neben ihr liegende Leiche ihr Vater war. 'Was ist Auruo nur für ein Nichtsnutz', schimpfte Levi innerlich. "Kleines Mädchen", begann er an sie gerichtet."Es tut mir wirklich leid, dass du ausgerechnet an diesem Tag um Mitternacht in einem Museum herumstreunest, doch du musst verstehen, dass ich dich nicht am Leben lassen kann, egal ob du unschuldig bist oder nicht, denn nur ein einziger Zeuge würde reichen um meine über Jahre aufgebaute Karriere in den Wind zu zerstreuen, verstehst du das?" Das Mädchen hatte auf einmal aufgehört zu weinen, doch sie atmete immer noch schnappartig. Sie ließ ihren Bären fallen und starrte Levi tief in seine grauen Gletscheraugen. "Warum bist du böse?", fragte sie. Und obwohl es eine so einfache und leichte Frage war, konnte Levi sie nicht beantworten. "Ich... weiß es nicht. Wahrscheinlich bin ich so böse zu der Welt, weil die Welt so böse zu mir war und mir alles nahm was mir teuer und lieb war." Das Mädchen, den Blick immer noch auf ihn gerichtet, hackte weiter nach:"Warum tötest du Menschen?" Er seufzte. "Ich weiß es nicht." Langsam hob er seinen mit der Waffe ausgestatteten Arm und richtete ihn auf das kluge, kleine Mädchen. "Sie weiß es aber." Das Mädchen begann auf einmal schauderhaft, fast gestört zu lächeln. Langsam und stetig baute sich aus dem Hintergrund ein Geräusch. Wie ein Stock der auf Marmor schlug, gleichmäßig und hölzern. Klock, Klock , Klock. Immer lauter und näher kommend, bis Levi schließlich den Ursprung sah. Er erkannte die Silhouette einer Frau, in tristem schwarz gehüllt und unwillkürlich und plötzlich zitterte sein gesamter Körper.

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Nummer vier
Mystery / Thriller" Sie begann plötzlich, wie aus dem nichts hysterisch zu lachen. Wie das Krächzen eines Raben hallte ihre Stimme durch den dekadent geschmückten Saal:'Oh Detektive, Sie dummer, dummer, kleiner Idiot, glauben Sie wirklich Levi Ackermann ist eine Gefa...