Stimmen, Schritte, ein Aufprall, Ackermann. Erens Bewusstsein war wieder zurück gekehrt. Seine Körper war zu schwach um seine Augenlider zu heben, doch erneut halfen ihm in dieser Situation seine Ohren weiter. Er hörte ein Piepsen. Es war regelmäßig, ertönte immer wieder nach einer bestimmten Zeit. Er vernahm auch Stimmen, zwei männliche und eine weibliche. Die Stimme der Frau erkannte er sofort. Sie war laut, kraftvoll, klang geschunden, doch trotzdem irgendwie weise. Eren spürte wie sein lascher Körper plötzlich doch genug Energie aufwenden konnte, um seine Augen zu öffnen. Der Raum, in dem er sich befand war grell ausgeleuchtet und fast vollkommen weiß. Er versuchte seinen Kopf zu drehen und konnte so einen Blick auf die drei sprechenden Personen richten. Der erste Mann, war korpulent und klein und von seinen Haaren fehlte jede Spur. Er trug einen viel zu großen weißen Kittel und hielt ein Klemmbrett in der Hand. Gleich neben ihn stand ein großer, muskulöser Mann mit kurzen, roten Haaren. Er blickte finster und kalt auf den kleinen Mann im Kittel runter. Gegenüber von dem großen Mann, stand die Frau mit der kräftigen Stimme. Sie hatte braunes, schulterlanges Haar und war sogar noch kleiner als der Mann im Kittel, obwohl sie Schuhe mit hohen Absätzen trug. Aufgrund des leichten graus in ihren Haaren, ihrer Bibliothekarin-Brille und ihrem grauen Hosenanzug, schätzte Eren sie auf Mitte 50. Plötzlich hatte der winzige Mann im Kittel bemerkt, dass Eren aufgewacht war und sie anstarrte. "Oh Mr. Yaeger, sie haben die Narkose überwunden. Hervorragend. Können sie mir zufällig sagen, wie sie sich fühlen und ob sie irgendwo Schmerzen erleiden?", fragte er mit einem leicht britischen Akzent. "Mein Bein tut ein wenig weh, aber es ist nicht so schlimm. Sonst geht es mir eigentlich ganz gut. Abgesehen von der Tatsache, dass ich keine Ahnung hab wo ich bin und was ich hier mache."Die zwergenartige Frau schnaubte verächtlich. "Du bist im St. Peters Hospital, weil du einen schwerwiegenden Unfall hattest.", gab sie von sich. "Oh wirklich, das konnte ich mir auch selbst zusammen reimen. Ich möchte wissen warum zwei schwarze SUVs mich und..."
Eren setzte sich auf einmal ruckartig auf. "Wo ist Mikasa? Sie ist mit in dem Auto gewesen." Diesmal antwortete der große Rotschopf:"Detektiv Ackermann geht es gut. Sie wurde zwar wirklich stark verletzt, jedoch ist ihr Körper unheimlich robust und besitzt unnatürlich starke Selbstheilungskräfte. Sie wurde bereits aus dem Krankenhaus entlassen und befindet sich gerade im Verhör." "Wieso wird sie verhört? Kann mir vielleicht einer mal sagen, was hier los ist?", fragte Eren verdutzt und ein weinig erregt.
"Der Mann hier neben mir ist Special Agent Christian Jinn und mein Name ist Assistant Director Natalie Prescott und wir sind Mitarbeiter des FBIs. Gestern Abend hat sich Levi Ackermann, der viertmeistgesuchte Verbrecher der Vereinigten Staaten, nach einem Museumsraub der Polizei freiwillig gestellt. Er ist ein gerissener Dieb, kaltblütiger Mörder und Schrecken bringender Terrorist. Als wir ihn heute Morgen versuchten zu verhören um zu erfahren warum er kapituliert hat, sagte er uns, er wolle uns helfen jemanden zu fangen, der weitaus gefährlicher als er ist. Jedoch wollte er uns nicht sagen wer dieser jemand ist, denn er setzte eine Bedingung. Die einzige Person, der er sich anvertrauen wird, ist der Polizist Eren Yaeger, also Sie.", sagte die kleine Frau.
Erens Augen wanderten verwirrt von Director Prescott zu Agent Jinn. Langsam ließ er sich wieder zurück in sein Bett fallen. "Aber, das macht doch gar keinen Sinn. Ich kenne Levi Ackermann überhaupt nicht. Ich meine, natürlich habe ich schon von ihm gehört, aber ich habe ihn noch nie in meinem Leben persönlich gesehen. Also warum will er unbedingt mit mir sprechen?" Agent Prescott warf ihr Haar zurück und sagte:"Das wollen wir ja herausfinden, deshalb schwingen Sie jetzt Ihren Arsch aus dem Bett und ziehen sich an, damit wir Sie für das erste Gespräch mit Ackermann vorbereiten können." Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren stürmte sie mit ihren kleinen Beinen aus dem Krankenhauszimmer, dicht gefolgt von ihrem großen, rothaarigen Schatten.
Eren bekam von der Fahrt zur Zentrale des FBIs nur wenig mit. Ihm wurden die Augen verbunden, vermutlich aus Sicherheitsgründen. Nach weniger als 15 Minuten hielten sie an. Eren wurde aus dem Auto gezerrt und man nahm ihm die Maske ab. "Ackermann wartet in einem Verhörraum auf Sie. Wir werden Sie die ganze Zeit über beobachten, doch er stellte als Bedingung, dass er mit Ihnen allein sprechen möchte, deshalb wird kein Agent mit ihm Raum sein, doch machen Sie sich keine Sorgen er ist gefesselt und angekettet.", erklärte Miss Prescott. Sie führte ihm durch zahlreiche verschiedene Räume voller geschäftigem Treiben bis sie schließlich vor einer grauen Tür zum stehen kamen. "Er sitzt dort drinnen. Falls Sie Probleme haben sollten, zeigen Sie zwei Finger hoch und zwei Agents werden die Situation auflösen, verstanden?" Eren nickte. "Hervorragend, dann kann ich Ihnen nur noch Glück wünschen. Versuchen Sie so viel wie möglich aus ihm rauszukitzeln." Miss Prescott öffnete die Tür und stieß Eren hinein.
Der Verhörraum war recht klein und nur schwach von zwei Leuchtstoffröhren an der Decke beleuchtet. Er war fast vollkommen leer, abgesehen von einem schäbigen Tisch an dem zwei Stühle ran gestellt waren. Auf einem dieser Stühle saß ein kleiner Mann in einem blauen Anzug, der Eren direkt anlächelte. "Guten Morgen, Eren. Was für ein schöner Tag das doch ist. Oh ich bitte Sie, Sie müssen doch nicht stehen. Setzen Sie sich. Wir sind hier doch unter Freunden.", sagte er breit grinsend. Eren folgte der Aufforderung und setzte sich direkt gegenüber von Levi hin. Er musterte ihn ein paar Sekunden, bis er dann schließlich mit dem Verhör begann:"Wieso? Wieso wollen Sie unbedingt mit mir sprechen? Ich kenne Sie nicht und Sie kennen mich nicht, also warum verdammt bin gerade ich die Person, der Sie sich anvertrauen wollen?"
Levi lehnte sich schmunzelnd gegen seinen Stuhl und begann leicht zu kippeln. "Ach Eren, süßer, naiver, kleiner Eren. Ich kenne dich, wahrscheinlich besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Aber das ist nicht der Grund warum ich mir gerade dich ausgesucht habe. Ich habe dich ausgesucht, weil du etwas besonderes bist. Nicht übermäßig stark, wie deine Schwester Mikasa oder auch überdurchschnittlich intelligent wie dein bester Freund Armin. Nein, das macht dich nicht besonders. Du bist auf eine ganz einzigartige Weise besonders. Und genau deshalb brauche ich dich. Denn mit gewöhnlichen, nichtsnutzigen Agenten des FBI werde ich das, was ich unbedingt erreichen will, nicht erreichen." Eren sah ihn verwirrt an. 'Besonders' hatte man ihn in seinem ganzen Leben noch nicht genannt. Und auch er selbst hätte sich eher Adjektive wie 'gewöhnlich' oder auch 'mittelmäßig' zugeordnet.
"Was wollen Sie so unbedingt? Hat es etwas mit der Person zu tun, von der Sie dem FBI erzählt haben?", fragte er."Eren, wissen Sie was ein 'Angelus Mortis' ist?" Eren schüttelte den Kopf. "Das ist Latein und bedeutet so viel wie 'Engel des Todes', eine Bezeichnung, die die alten Römer besonders grausamen und gefährlichen Menschen zuteilten. Und das ist ebenfalls die Bezeichnung für die Soldaten von 'Lady Red'. Jeder von ihnen wird von ihr von Kindheit an zu einem Killer trainiert. Ihnen wird Loyalität eingeprügelt und jede Art von Schwäche ausgetrieben. Sie alle sind die perfekten Engel des Todes."
"Ehm... entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber wer ist 'Lady Red'?" Levi grinste vergnügt. "Oh, ich habe ja vollkommen die Einfältigkeit und Naivität des FBI vergessen. Lady Red ist die mit Sicherheit gefährlichste Frau der gesamten Welt. Davon abgesehen, dass sie unendliche Geldreserven zur Verfügung hat und eine riesige Armada aus unbesiegbaren Todesengeln besitzt, ist sie hochintelligent und was noch viel wichtiger ist: skrupellos und vollkommen wahnsinnig. Falls es so was gebe, wäre sie die Königin der Welt. So gut wie jeder Machtinhaber jedes Landes steht unter ihrer Kontrolle und falls jemand nicht spurt, stirbt er erbärmlich und schmerzvoll nachdem man ihm alles genommen hat, was er liebt. Jeder Mann mit etwas Einfluss hat von ihr gehört und fürchtet sie mehr als den Tod selbst. Selbst das FBI ist mit 90% Sicherheit von ihr komplett infiltriert. Das ist auch der Grund weshalb diese Idioten dort draußen nicht hören was wir wirklich sagen, sondern nur eine gefälschte Videoaufnahme sehen."
Eren wusste nicht was er sagen oder tun sollte. Er blickte Levi einfach nur mit seinem üblichen, leicht dümmlichen Blick an. "Aber warum erzählen Sie mir das alles, ich verstehe das nicht?", versuchte er schließlich doch seine Verwunderung zu lösen. "Diese Frau, Lady Red, ist der mächtigste und gefährlichste Mensch der gesamten Welt. Sie hat keinen Namen und kein Gesicht, denn sie wechselt beides wie ihre Kleidung. Jeder, der sie jemals zu Gesicht bekommen hat, ist entweder tot oder verrottet elendig in einem Keller in Russland, mit Ausnahme von mir. Sie war vor vielen Jahren meine Mentorin und lehrte mir das töten. Ich war ebenfalls ein Angelus Mortis, wurde zu gehorsam und Kaltherzigkeit erzogen, doch irgendwann hat sie mich ausgesetzt, verstoßen, weil sie meinte ich wäre zu schwach, zu mickrig, zu nett. Ich sitze nun hier in diesem räudigen Verhörraum um ihr zu zeigen, dass ich nicht zu schwach bin, um ihr zu beweisen, dass ich stärker und klüger als sie bin. Darum brauche ich dich, Eren Yaeger. Denn nur mit deiner Hilfe kann ich die gefährlichste Frau der gesamten Welt fassen um ihr anschließend ihren dämlichen, verfickten Kopf abzuhacken. Und kann ich auf dich zählen?"
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Nummer vier
Mystery / Thriller" Sie begann plötzlich, wie aus dem nichts hysterisch zu lachen. Wie das Krächzen eines Raben hallte ihre Stimme durch den dekadent geschmückten Saal:'Oh Detektive, Sie dummer, dummer, kleiner Idiot, glauben Sie wirklich Levi Ackermann ist eine Gefa...