Mit einem Sprung lande ich auf dem Dach gegenüber von mir und bleibe ohne jegliche Bewegung dort stehen. Meine langen weißen Haare flattern hinter mir her und lauernd beobachte ich die Frau in der dunklen Gasse. Ihr Blick verrät ihre Angst und nervös kramt sie in ihrer Tasche herum. Gleichgültig greife ich in die Innentasche meiner Robe und hole das kleine, in Leder eingebundene Buch heraus und schlage es auf. Medina Rothes, geboren am 26.08.1985, stirbt am 23.03.2015 um 18:41 Uhr, Todesursache: Ein Schuss ins Herz. Ein Blick auf die Uhr, die ich an meinem Handgelenk trage, verrät mir, das sie in 5 Minuten, das zeitliche segnen wird. Und dann liegt es an mir, ihre Seele und ihre Aufzeichnungen einzusammeln. Gelangweilt beobachte ich sie dabei, wie sie an ihrem Handy etwas eintippt und es zügig wieder in ihre Jackentasche gleiten lässt. Einige Schritte sind zu hören und 2 Männer kommen um die Ecke geschlendert. Beide ziemlich dunkel gekleidet, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Die Frau wird unruhig. "Haben sie wie vereinbart das Geld?", fragt der rechte brasch und die Hände der Frau beginnen zu zittern. "Ich kann eine so hohe Summe nicht auftreiben. Gebt mir bitte noch etwas Zeit...." Der linke Mann zieht nun eine Pistole aus dem Mantel und richtet sie auf die zitternde Frau, die ihre Augen weit aufreißt. Ich lasse meinen Blick noch einmal zur Taschenuhr gleiten. Noch 2 Minuten. "Sie hatten genug zeit....", bekennt der Mann mit der Pistole und lässt ein klicken ertönen. "Aber.....aber....", ihre Stimme verliert den Faden und versagt kläglich. Der rechte lacht und sieht seinen Kumpanen an. "Was meinst du....sollen wir noch ein bisschen Spaß mit ihr haben, oder sie lieber gleich umlegen?" Der andere schüttelt den Kopf. "Wir müssen zurück." Dann dreht er sich wieder zu seinem Opfer. "Ich würde sagen: wer nicht bezahlt, bezahlt halt mit seinem erbärmlichen Leben." Er drückt den Abzug in der Sekunde, als meine Uhr die 18:41 Uhr erreicht. Der Knall hallt in der Gasse wieder und die Frau kippt um, wie eine Marionette, dessen Fäden man durchgeschnitten hat. Die beiden greifen sich noch ihre Handtasche, stecken die Waffe weg und verschwinden ohne ein weiteres Wort. Ich warte noch ein paar Sekunden und springe dann hinunter. Lautlos lande ich neben ihr und sehe auf sie herab. Mit solchen Leuten, sollte man nicht sein Leben Teilen. Und schon gar keine Geschäfte machen. Mit einem Schwung meines Handgelenkes, erscheint meine Todessense in meiner Hand. Ein langes, zweischneidiges Schwert, mit kristallbesetztem Griff. Ruckartig steche ich zu und die Filmaufnahmen kommen zum Vorschein. Neugierig betrachte ich sie. Ein kleines ungeliebtes Mädchen von der viel erwartet wird.....später allein stehend.....eine Tochter......die Kerle von eben.....seufzend stempel ich in meinem kleinen Buch ab und lasse die Aufnahmen des Lebens wieder verschwinden. Ein ganz normaler Tag. Wie jeder andere. Ich springe davon, nachdem meine Sense sich wieder verflüchtigt hat und halte inne um meinen nächsten Kunden nachzuschlagen. Peter Drawer, geboren am 07.04.1995, stirbt am 23.03.2015 um 19:56 Uhr, Todesursache: Herzversagen. Ich stöhne auf. Mache mich aber auf dem Weg, erledige meine Pflicht, und betrachte den 20 Jährigen nachdenklich. Schon traurig irgendwie. Ich wende mich kalt ab und sehe aus dem Fenster der Wohnung im zweiten Stock, in der er gerade gestorben ist. Es ist schon dunkel und meine Stimmung kippt. Jeden Tag das gleiche. Ich bin ein Todesengel. Und den Toten eine Ruhe zu geben ist nunmal meine Aufgabe. Ich springe aufs Fensterbrett und springe über die Dächer. Dorthin wo ich Zuhause bin.
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Engel des Todes
FantasyJeden Tag das selbe. Die Sterbenden aufsuchen, die Seele an sich nehmen, entsprechend handeln, wenn der Mensch es nicht verdient weiter zu leben und dann in dem kleinen Buch abstempeln. Ich bin ein Todesengel. So kommt es, das ich eines Tages eine S...