IV

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Kurzgeschichte: Büchermädchen

Wie jeden Tag saß sie allein in der Bibliothek,
in einer leeren Ecke mit einem Buch.
Man fand sie jeden Tag dort vor, immer um
die gleiche Uhrzeit, nie kam sie zu früh oder
spät. Und immer war sie alleine.
Sie hatte keine Freunde, und es war ihr auch
nicht wichtig welche zu haben. So dachte
sie zumindest.
Sie vergrub lieber ihren Kopf in Bücher, statt
auszugehen oder etwas zu unternehmen.
Ein weiterer Grund, weshalb sie sich lieber
in die Bibliothek zurück zog waren ihre Eltern,
die scheinbar kein Interesse an ihrer einzigen
Tochter zeigten.
Die Bibliothek war ihr Zufluchtsort.
Dort tauchte sie in die Welt er Bücher ein.
Ein Ort wo ihre Probleme und Sorgen nicht
existierten. Die Bücher halfen ihr zu
vergessen. War man nicht selbst auch
der Schreiber seines eigenen Buches?
Aber so erschien es ihr nicht.
Sie lebte nicht mehr wirklich, hatte
einfach keinen Grund mehr dafür.
Für sie gab es wohl einfach  kein
Happy End, oder?

Doch eines Tages als sie wie immer
alleine in der leeren Ecke der Bibliothek saß
traf sie auf jemanden.
Das einige wonach er suchte war ein ruhiges
Plätzchen. Dort wo er nicht gestört wurde.
Und sie schien nicht so als würde sie ihn
stören, weshalb er sich einfach zu ihr
setzte.
Beide sagten kein Wort, genossen die
Stille. Doch nach drei Wochen hielt er
diese Stille einfach nicht mehr aus, und
brach sie ihr gegenüber. Doch egal was
er sagte nie kam etwas von ihr zurück.
Ihm fiel auf das sie anders war.
Dennoch versuchte er es immer und
immer wieder, jedoch ohne den Erfolg
einer Antwort ihrerseits. Vielleicht war sie
taubstumm? Doch sie könnte es ihm
zumindest mit anderen Wegen erklären...
Selbst Monate später wurde er immer noch
nicht schlau aus ihr. Er begann aufzugeben.
Und dann kam er auf einmal nicht mehr.
Erst jetzt wurde sie sich bewusst das es ihre
Schuld war. Hätte sie doch bloß mit ihm
geredet, statt stillschweigend neben ihm zu
sitzen und seinen Geschichten zu lauschen.
 Aus unerklärlichen Gründen vermisste sie ihn.
Sie war wieder alleine. Wieder war da diese
Leere, die zuvor noch verschwunden schien.
Hätte sie sich doch lieber getraut, statt feige
da zu sitzen und vor Schüchternheit kein
Wort herauszubekommen. Es war einsam
und still ohne ihn, sie hatte sich doch schon
dran gewöhnt das er jeden Tag kurz nach ihr
kam...
Es war eigenartig jemanden zu vermissen,
den sie doch gar nicht wirklich kannte.

Und es verging wieder Zeit. Es waren
sieben Monate, es schien als wäre sie noch weiter
in das schwarze Loch gefallen. Ihre
Hoffnungen auf ein Wiedersehen mit ihm
waren verblasst, dennoch dachte sie jeden Tag
an ihn.

Bis er plötzlich wieder auftauchte. Nach all den
Monaten stand er auf einmal wieder vor ihr.
Sie konnte ihre Freunde nicht mal verbergen.
Und diesmal machte sie den ersten Schritt,
denn diesmal würde sie es nicht
verkraften wenn er ginge.

Es war nur diese eine Entscheidung, die
ermöglichte das ihre Geschichte begann.
Vielleicht gibt es ja doch noch ein
Happy End für sie?

   The End

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⏰ Last updated: Dec 13, 2018 ⏰

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