1. Kennenlernen

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Jungkook

Irgendwie hatte ich mir das alles anders vorgestellt. Klar, ich war kein Erstsemestler mehr, aber in einer fremden Universität Anschluss zu finden war schwerer, als ich befürchtet hatte. Es gab hier so viele junge und ältere Menschen und alle schienen hoch motiviert zu sein.

Irgendwie schien niemand mehr an neuem Kontakt interessiert. Jedenfalls nicht mit mir. Und zu der Studentenparty letztes Wochenende hatte ich mich nicht getraut. Zu viele Menschen waren nicht gut für mich, besonders, wenn ich nicht wusste, wem ich trauen konnte.

Genervt schlug ich meinen Schal höher und lief etwas schneller. Der Wind war ziemlich kalt, aber wir hatten auch schon Dezember, also was erwartete ich.

Irritiert drehte ich mich um, als jemand etwas rief.

"Hey", atemlos kam ein Junge mit blonden Haaren neben mir zum Stehen. Als er sich aufrichtete, schenkte er mir ein Lächeln und holte kurz Luft, seine schmalen Augen funkelten. "Wollen wir nicht zusammen laufen? Ich glaube wir müssen zur gleichen Station."

Verblüfft nickte ich, drehte mich um und lief weiter.

"Warte! Man bist du immer schnell weg." Sein Keuchen erklang hinter mir und ich konnte nicht anders, als zu lächeln.

Dies war das erste richtige Gespräch außerhalb eines Kurses.

"Wie heißt du?"

Ich schaute den Jungen an, er war ein paar Zentimeter kleiner als ich und trug trotz des Wetters Turnschuhe und eine dunkle Jeans mit Löchern an den Knien. Seine Jacke schien auch nicht so dick, dafür sah sein Schal aber kuschelig aus.

"Ich bin Jungkook", stellte ich mich vor und beobachtete ihn weiter, ohne eine Miene zu verziehen.

"Freut mich, ich bin Jimin. Wir haben ein paar Vorlesungen zusammen."

Ach so? Er war mir noch gar nicht aufgefallen. Dabei sah er echt gut aus.

Ich lächelte leicht und stieg dann in den Zug ein, Jimin folgte mir und stellte sich neben mich. Um diese Zeit waren alle Wagons überfüllt, aber in wenigen Minuten, wenn die wichtigsten Stationen angefahren waren, würden wir uns Sitzplätze suchen können.

"Und was machst du so?"

Er schien wirklich ein Gespräch mit mir führen zu wollen. Ich konnte nur mit den Schultern zucken.

"Was machst du denn so?"

Wenn er meine Unsicherheit bemerkte, täuschte er gut drüber hinweg.

"Ich tanze gern und geh-" Er wurde unterbrochen, als der Zug in einer Kurve ruckte und eine ältere Frau gegen ihn fiel und ihn somit gegen mich stieß. Hätte ich nicht bereits an der Glasscheibe gestanden, wären wir nun alle zusammen gefallen.

Statt wütend zu werden, richtete Jimin sich aber nur auf und erkundigte sich, ob die Frau unverletzt sei, ob sie auch keine Schmerzen hätte. Sie bedankte sich und wankte dann weiter durch den Zug, versuchte sich an den Griffen festzuhalten.

Ich lächelte und schaute aus dem Fenster schräg hinter mir. Er schien tatsächlich in Ordnung zu sein. Vielleicht konnte ich ihn ja jetzt öfter sehen.

-

Jimin

Seit ich den Schwarzhaarigen endlich angesprochen hatte, unterhielten wir uns immer während der Zugfahrten, ich freute mich schon darauf, wenn ich morgens aufstand. Jungkook war richtig aufgetaut und antwortete nicht mehr nur kurz angebunden, sondern erzählte auch mehr von sich und stellte mir Fragen.

Weihnachten // JiKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt