2. Vorweihnachtszeit

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Jimin

In den letzten Tagen war ich völlig in den Weihnachtsvorbereitungen meiner Familie mit eingebunden, weshalb ich nicht so viel Zeit hatte, mir über andere Dinge Gedanken zu machen. Jungkook allerdings verschwand einfach nicht aus meinem Kopf.

Obwohl er glücklich zu sein schien, wenn wir uns früh und nachmittags in der Bahn trafen, war er gleichzeitig irgendwie abgelenkt, als ob ihn etwas beschäftigte.

Auch heute, einen Tag vorm Heiligen Abend, schien er nicht ganz zufrieden, was er aber nicht zugeben würde.

Statt uns wie immer am Bahnhof zu verabschieden, fragte der Schwarzhaarige, ob er mich noch ein Stück begleiten konnte.

Lächelnd nickte ich und genoss die gewonnene Zeit mit ihm. Daheim würde mich ein leeres Haus erwarten, weshalb ich es nicht unbedingt eilig hatte.

Schließlich standen wir aber doch vor dem kleinen Zaun und er starrte mit offenem Mund auf unseren Vorgarten und die beleuchteten Fenster.

"Schön, nicht? Meine Mutter liebt es, alles zu schmücken und bunt leuchten zu lassen."

Er nickte und wirkte noch etwas trauriger, was mich wunderte.

"Was ist los?"

Er zuckte nur mit den Schultern und schaute mit nicht in die Augen.

"Muss schön sein, so mit der Familie zu feiern."

Ich war wohl nicht der einzige, der Weihnachten allein verbringen sollte.

"Weiß nicht genau, ist schon ziemlich lange her."

Verwirrt erwiderte er nun meinen Blick und ich fragte lächelnd, ob er vielleicht mit rein kommen wollte. Es würde mich freuen.

Jungkook stimmte zu und wir stellten zunächst unser Zeug im Flur ab und ich gab ihm ein Paar Plüschsocken.

"Was meintest du eben? Hast du nicht gesagt, dass deine Mutter das weihnachtliche Schmücken liebt?"

Ich nickte, während wir in die Küche gingen und ich heißen Kakao für uns beide machte.

"Wir alle helfen hier bei den Vorbereitungen, aber feiern tun meine Eltern und mein Bruder bei meinen Großeltern."

Er war niedlich, wenn er so geschockt aussah.

"Sie lassen dich allein?"

Ich schmunzelte, spürte aber, wie mein Herz etwas schwerer wurde.

"Sie glauben, ich würde bei Taehyung oder Hoseok bleiben. Aber ich will nicht deren Familien stören. Ich hab sie gar nicht gefragt."

Ich war froh, mich auf die Tassen konzentrieren zu können, statt ihn genauer anzusehen. Meine Stimme klang nicht so gleichmütig, wie ich gehofft hatte.

"Und warum feierst du nicht auch bei deinen Großeltern?"

Mein Bauch kribbelte unangenehm, als es ernst wurde. Ich suchte seinen Augenkontakt.

"Meine Oma hat etwas gegen meine Vorliebe für das männliche Geschlecht. Die Menschen sind dort alle konservativ und ziemlich verklemmt."

Jungkooks Augen weiteten sich bei meinen Worten und er schluckte schwer, während er mich weiter ansah.

"Aber mein Bruder ist erst dreizehn und er liebt die Familienfeiern. Ich behaupte ihm gegenüber immer, das wäre mir alles zu langweilig."

Ich würde mich nicht langweilen. Ich würde mich freuen, manche Verwandten mal wiederzusehen.

Weihnachten // JiKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt