Halb flatternd, halb laufend ließ Dóragon ihren Namensgeber Sheranion hinter sich zurück.
Sie hörte, dass er sich wieder in einen Drachen verwandelte und davonflog.
Sie wandte sich kurz um, um nochmal zu den Giganten nachzusehen, der ihr ein drachenhaftes Lächeln schenkte und dann in der Wolkendecke abtauchte.
Lächelnd hüpfte sie weiter, an ein paar flatternden Tieren vorbei wie auch hohen Gräsern, die die witzigsten Dinge verbargen und so ein interessantes Spiel verursachten.Da waren zum Beispiel bunte geflügelte Wesen, die plötzlich alle davonflogen und dabei nicht einen Ton machten.
Oder auch ein pelziges Tier mit einem buscheligen Schwanz und langen Ohren, das genauso groß wie sie war und sie misstrauisch musterte.
Jedes Tier schien ihr misstrauend hinterherzusehen, besonders die größeren Tiere, die zweifellos auch den Giganten als Futter dienten.
Wahrscheinlich dachten sie daran, dass sie sie als erwachsene Drachin jagen würde.
Der Gedanke missfiel ihr jedoch.Erschöpft ließ Dóragon sich auf die Hinterläufe sinken und atmete tief ein und aus.
Ihre Flügel fühlten sich an wie gelähmt, ihre Klauen kribbelten grässlich und alle möglichen Naturbestandteile hatten sich zwischen und unter ihren Schuppen angesammelt.
Das Gefühl war höchst unangenehm.Mit einem kläglichen Brüllen ließ sie ihren jammernden Frust heraus und kroch dann zu einer großen Baumwurzel, um es sich auf dieser bequem zu machen.
Regen setzte ein.
Zuerst schwach, dann immer stärker, bis ihr schuppiger Körper glänzte.
Interessiert an dem nassen Zeug, das ihr ihre unerreichbare Heimat, der Himmel, spendete, streckte sie ihre spitze Zunge heraus und wartete auf die großen Tropfen.
Endlich fielen ein, zwei, drei auf ihre Zunge und sie zog sie zurück, um das Zeug zu kosten.
Es schmeckte nach relativ wenig, war jedoch erfrischend.
Zufrieden schloss sie die Augen und beschloss, hier eine Weile zu rasten.Als jedoch plötzlich das Gefühl der fallenden Tropfen verschwand, öffnete sie sie wieder und sah hoch in vier verschiedene Gesichter.
Es waren Drachen wie sie, doch einer war blau, einer grün, einer rot und eine weitere Drachin bronzenefarben geschuppt.
Ihre bunten Augen starrten sie neugierig an, sie starrte nicht minder interessiert zurück.
Ein lautes Knacken ließ sie jedoch erschrocken von ihrem Platz flattern, und noch während sie fiel, wurde sie von zwei warmen Händen aufgefangen und an eine warme Brust gedrückt."Wurde sie ausgesetzt?", fragte eine sanfte weibliche Stimme, eher neben ihr statt über ihr.
"Scheint mir so. Sie ist halbsterblich." Die Stimme über ihr, also die Person, sie sie hielt, war männlich. "Bringen wir sie zu uns?"
"Vorerst. Vielleicht ist sie auch einfach nur ausgebüchst." Eine wunderschöne Wesen mit weichen tiefroten Haaren, goldenen Augen, gebräunter Haut und Hörnern trat in ihr Sichtfeld und eine zart aussehende Hand liebkoste Dóragon. "Wir reden dann später mit dir. Du kannst doch reden, ja?"
Sie wünschte es.
Nach drei Jahren hatte sie es gehofft, doch irgendwie wusste sie nicht, wie genau sie das bewerkstelligte.
Also schüttelte sie den Kopf und rollte sich weiter zusammen, von der Wärme der Brust umhüllt und schläfrig gemacht.
"Das macht nichts. Wir bringen es dir bei." Sie erntete einen Stupser auf ihre Nüstern und dann brauste plötzlich die Gegend an ihr vorbei, doch trotz des schönen Gefühls und des starken Windes schlief sie ein.•▪■▪•
Sie erwachte in einem warmen Raum, in einem Nest, in eine weiche Decke aus irgendeinem Naturstoff gewickelt.
Ihr Körper fühlte sich anders an.
Wenn sie ihre Finger in die Decke krallte, spürte sie erstaunlich mehr Gegendruck.
Streckte sie sich, spürte sie, dass ihre Hinterläufe viel steifer waren als zuvor.
Ihr Rücken fühlte sich seltsam leicht an."Nur die Ruhe bewahren." Dieselbe schöne Stimme von vorher. "Du bist noch du, nur in sterblicher Gestalt."
Fragend sah sie auf ihre Klauen, die keine mehr waren.
Tatsächlich. Sie ähnelten den Händen des schönen Wesens, nur waren ihre weit kleiner und klumpiger.
Beleidigt blies sie die Wangen auf.
Das konnte doch nicht wahr sein, warum war sie nicht so hübsch wie die Rothaarige?"Magst du deine Drachengestalt lieber?"
Sie schüttelte heftig den Kopf und zeigte auf die Frau, die neben ihrem Nest saß.
"Was ist mit mir?", fragte sie verwundert und Dóragon kletterte unbeholfen aus dem Nest auf ihren Schoß ubd klopfte dann auf ihre Haut, ihre Haare und zeigte dann auf sich selbst.
"Aaach, du willst ich sein?"Wieder schüttelte sie den Kopf und spitzte die Lippen, wie die anderen es stets taten.
Sie wusste das Wort, welches ihr fehlte."Wie."
"Oh, du kannst es ja doch!" Die Frau strahlte sie an, während sie noch irritiert war, es geschafft zu haben. "Wir üben das, dann sprichst du bald ganz fließend. Also, ich bin Alexstrasza, Aspekt des Lebens und die Herrscherin des roten Drachenschwarms. Was ist mit dir?"
Sie imitierte die Lippenbewegungen Sheranions, doch heraus kam nur ein "O-oh-ooh-h".
Alexstrasza lachte. "Du musst die Zunge benutzen, sonst wird das nichts! Kannst du deinen Namen schreiben?"
Sie nickte zögerlich, zog einen Ast aus dem Nest, in welchem sie gelegen hatte, rutschte von dem Schoß der Lebensbinderin und ritzte ihren Namen vorsichtig in die Erde.
D.
Ein O mit einem Strich oben drauf.
R.
A.
G.
O.
N."Was für ein süßer Name." Alexstrasza lockte ihren Blick wieder zu ihr herauf. "Guck mir ganz deutlich zu, okay?"
Sie nickte und Alexstrasza begann ihr die Buchstaben vorzusprechen.
Langsam und überdeutlich, öfters zeigte sie auch nur die Bewegung der Zunge bei einzelnen Worten.
So lange, bis sie endlich ihren Namen aussprechen konnte."Sehr gut!" Alexstrasza drückte sie an sich und stand auf. "Wollen wir zu den anderen? Es sollte bald Essen für die Welpen geben."
Auch Dóragon kam eifrig auf die Füße und eilte ihr hinterher.Essen klang verlockend, nachdem sie schon einen Tag lang nichts hatte.
Und ihr Magen stimmte ihr da lautstark zu.
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Dóragon
Fantasia~ Rewritten "Hunter VS Demonhunter"! ~ Dóragon wird sechzehn Jahre vor dem Krieg der Ahnen im Hort der Schwarzdrachen "geboren". Als Halbdrachin schlüpft sie aus einem Ei und niemand weiß, wer die Eltern sind. Die Halbsterbliche wird ausgesetzt, auf...