Schwarze Pumps auf weißem Marmor. Das Licht spiegelte sich im Boden und ließ ihn majestätisch erstrahlen. Mit meinen bordeauxrot lackierten Fingernägeln zupfte ich mir eine glatte Strähne aus meinem braunen langen Zopf. Mit den Zähnen kratzte ich mir ein bisschen Lippenstift von der Unterlippe.
Irgendwo in meinem Hinterkopf erklang der Takt eines Liedes, das ich längst vergessen hatte.
Mit energischem Schritt durchquerte ich den Flur und veranlasste einfach Jeden, mir hinterher zu starren.
Mein Blick ging einfach durch sie hindurch. Es war, als machten sie freiwillig Platz.
Mit eindrucksvollem Schwung öffnete ich die Tür und stand in einer Art provisorischem Büro.
Eigentlich hatte unser "Chef" kein Büro, doch hier fand man ihn immer und ebenso hier konnte man Beschwerde einreichen und etwas oder sich melden.
Ich klatschte meine flache Hand auf den Tresen, ein lautes Geräusch, dass im ganzen Raum widerhallte.
"Bin wieder zurück!"
Augenblicklich schob sich eine schlaksige Gestalt mit einer neongrünen Brille in den blonden Haaren neben mich.
"Rooooose..."
Desinterressiert drehte ich mich von ihm weg.
"Ich hab zu tun, Pascal."
"Aber heute Abend, was hast du vor?"
Er ließ niemals locker.
"Nun ich...gehe mit ein paar Kollegen, die ich schätze, essen."
Irgendwie hatte er sich an mir vorbei gemogelt und versperrte nun den Weg zur Tür.
Seine linke Augenbraue zuckte amüsiert.
"Ach ja? Und mit wem?"
Ehe ich überhaupt über eine Antwort nachdenken konnte, hatte er schon weitergesprochen.
"Du weißt genauso gut, wie ich, dass niemand hier mit dir auch nur auf die Toilette gehen würde."
Wo er recht hatte, hatte er leider recht.
Meine sogenannten "Kollegen" konnte man gut in zwei Gruppen einteilen:
Die einen hassten mich, wegen meiner Ausstrahlung und meinem Können. Sie folgten mir nur mit ihren Blicken, tuschelten und sahen mich mit dem Hintern nicht an.
Die anderen schätzten mich unglaublich, dass es fast ehrfürchtig wirkte. ...mit dem selben Ergebnis.
Anfangs hatte ich wenigstens noch den Versuch gemacht, mich zu intregrieren. Schmerzhaft erinnerte ich mich an den Tag zurück, an dem ich eine Begleitung für das "Hurricane" gesucht hatte. Niemand hatte sich gemeldet, dabei hatte ich später tatsächlich einige von ihnen auf dem Festival von Weitem gesehen.
Es war nicht so, dass ich ein Loser war, ich war gefürchtet und eine reine Gewinnernatur...doch glaubt es, oder nicht, das macht einem nur selten Freunde.
"Weißt du was, Pascal?!",zischte ich und kam ihm bedrohlich nahe, "du lässt mich jetzt ein für alle Mal in Ruhe! Ich will Nichts mit dir und dem Rest dieser Waschlappen zu tun haben! Verstanden? Ja ihr könnt eure Ohren jetzt von der Tür pellen, ich geh jetzt eh!"
Woher ich gewusst hatte, dass sie lauschten?
Es war doch immer so!
Auch diesmal bestätigten mich die sich hastig entfernenden Schritte vor der Tür.
"Feiglinge", murmelte ich, als ich Pascal unsanft beiseite schob. Ich hätte ihm natürlich auch alle Glieder brechen können, aber das Letzte, auf das ich heute noch Bock hatte, war den Boden zu wischen.
![](https://img.wattpad.com/cover/19562636-288-k595682.jpg)
DU LIEST GERADE
London Shorties!
CasualeDies hier ist eine Ansammlung von Kurzgeschichten, die ich AUSSCHLIEßLICH in den Sommerferien schreiben werde. Die meisten sind mir im Urlaub in London eingefallen und was der Titel schon verrät, sie spielen auch dort. Es wird von jedem Genre etwas...