Kapitel 2: Die Begegnung
W E Y A
Immer noch total geschockt sitze ich auf meinem Bett. Meine Hände zittern sogar leicht. Und mein Blick ist starr auf den Boden vor mir gerichtet.»Ich muss wieder nach Afghanistan. Schon in wenigen Tagen.«
Diese Wörter hallen ununterbrochen in meinem Kopf wieder. Afghanistan. Wenige Tage. Nicht mehr lange und mein Vater wird wieder für Wochen, wenn nicht sogar ehr für Monate weg sein. Um in einem Kriegsgebiet zu helfen. Gutes zu tun. Und eventuell dabei zu sterben.
Als mein Vater vorhin diese Wörter ausgesprochen hat, hab ich ihn nur geschockt angesehen. Ich konnte nichts mehr machen. War wie gelähmt. Und traf mich die Erkenntnis. Er könnte dort vielleicht sterben. Dann hätte ich gar keine Eltern mehr.
Also bin ich ganz schnell aufgesprungen und in mein Zimmer gerannt. Mein Vater hat mir nur traurig hinterher geschaut.
Und jetzt sitze ich hier. Hab mich seit dem kein Stückchen bewegt. Seufzend schaue ich auf meinen Wecker. 23.36 Uhr. Mein Vater ist bereits schlafen gegangen.
Wie in Trance stehe ich auf. Mein Körper weiß, was zutun ist. So oft habe ich mich Nachts schon raus geschlichen. Also schnappe ich mir meinen Rucksack, mein Portmonee und ziehe schnell meine schwarzen Nike Schuhe an. Kurz schaue ich in den Spiegel. Meine schwarze Jako Jogginghose und ein dunkelblauer Nike Pullover müssen reichen.
Leise schleiche ich die Treppe nach unten und gehe vorsichtig am Wohnzimmer vorbei. Doch hier brennt kein Licht mehr. Auch in der Küche ist es rabenschwarz. Vor der Haustüre ziehe ich leise meine Winterjacke an und eine graue Mütze. Dann stopfe ich noch Handschuhe und einen Schal in meinen Rucksack.
Draußen angekommen stecke ich meine Hände so tief es geht in die Jackentasche. Mein Blick ist größtenteils auf den Boden gerichtet.
Die Luft ist klar und eisig. Aber immerhin ist es windstill. Es sind kaum Menschen unterwegs, zu dieser Uhrzeit und in dieser Jahreszeit. Besonders in diesem Viertel. Da sind einzelnd mal betrunkene unterwegs und hier und da verstecken sich ein paar Obdachlose.
Erst wenn man näher Richtung Berlin Mitte geht, kommen einem mehr Menschen entgegen. Doch zu viele Menschen meide ich um diese Uhrzeit. Mein Weg führt an einem Supermarkt vorbei, welcher schon um 22 Uhr geschlossen hat.
Meistens kaufe ich den Alkohol an einer Tankstelle in der Nähe, welche die ganze Nacht auf hat. Oder bei einem Supermarkt etwas weiter weg, der bis 24 Uhr auf hat.
Heute entscheide ich mich für die Tankstelle, umso schneller komme ich an den Alkohol. Also biege ich die nächste Straße rechts ab. In eine kleine versiffte dunkle Gasse. Das ist meine Abkürzung zur Tankstelle.
Andere würden sich jetzt denken: Was geht die Nachts im dunklen alleine durch so eine Gasse? Aber mir macht das nichts aus. Ich habe keine Angst. Und passiert ist mir hier ja auch nichts. Diese Gasse kennen anscheinend sowieso nur wenige. Ich hab bisher immer nur eine Person hier getroffen.
Jimmy. Einen obdachlosen älteren Mann, welcher diesen Weg hier nutzt um Nachts in ruhe schlafen zu können. Ohne Angst haben zu müssen, überfallen zu werden. Bei unser ersten Begegnung haben wir beide uns stark erschrocken über uns gegenseitig. Ich hab ihn nur kurz angeschaut und bin schnell weiter gegangen. In der nächsten Nacht haben wir uns wieder erkannt.
Beim nächsten mal, hat er um die Zeit geschlafen. Es war eisig kalt. Also habe ich ihm meinen Schal und meine Mütze da gelassen. Die Nacht darauf, war er erneut wach. Er merkte, dass ich circa immer zur gleichen Zeit dort lang gehe. Er hat sich freundlich bei mir bedankt. Also habe ich mich kurz zu ihm gestellt und seinen Namen erfahren.
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Engel in Not || Kontra K ✏
FanfictionWeya ist seit dem Tod ihrer Mutter wie ausgewechselt. Alkohol wird immer mehr zu ihrem besten Freund, obwohl sie ihn eigentlich ziemlich verabscheut. Das ihr Vater beim Militär ist und wieder nach Afghanistan muss, hilft da nicht wirklich weiter. D...