Das Kennenlernen von Timo und Anna

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Ich rappelte mich aus meinem Liegestuhl auf. Es war nun wirklich an der Zeit meine guten Vorsätze zu realisieren. Auch wenn das Ausspannen, Selbstbemitleiden und Ruhe genießen sehr, sehr gut getan hatte. Aber gut, ich hatte mir ja etwas vorgenommen und das hieß einerseits über meine Trennungsphase hinwegzukommen und andererseits wieder etwas für meine Ausdauer zu tun. Beides war meiner Meinung nach wirklich notwendig. Wenn auch das eine ein klitzekleines Stück mehr als das andere.

Seufzend schlüpfte ich also in mein Lycraoutfit, schlüpfte in meine Joggingschuhe, stopfte die Ohrenstöpsel meines Handys in die Ohren und machte mich auf den Weg. Meine extra zusammengestellte Playlist vermittelte mir zumindest ein bisschen gute Laune auch wenn ich jetzt schon nach den ersten Metern bemerkte, dass meine Kondition sich wohl gänzlich in der letzten Zeit verabschiedet hatte.

Ich versuchte in meinen gewohnten Atemrythmus von 2 mal einatmen und 1 mal ausatmen hineinzukommen, dies wollte jedoch nicht wirklich klappen. Ob das an meiner schlechten Kondition, der großen Höhe von 1400 Höhenmetern, oder den verdammten Betablockern lag, konnte ich nicht sagen. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt, mein wie wild schlagendes Herz, sowie meinen keuchenden Atem unter Kontrolle zu bekommen. Für das herrliche Bergpanorama, das mich umgab, hatte ich überhaupt keinen Blick übrig. Umso bescheuerter kam ich mir vor als mich so mir nichts dir nichts irgendein dahergelaufener, zugegebenermaßen echt gut aussehender Kerl , überholte der mich noch locker flockig mit einem "Salut" begrüßte. Ich hatte leider nicht wirklich mehr Kraftreserven als mit meinem letzten Rest Stolz ihm kurz zurück zu nicken. Immerhin lenkte mich der Blick auf seinen knackigen Hintern kurz von meinem mittlerweile heftig gewordenen Seitenstechen ab. Leider aber wirklich nur kurz. Ich konnte und wollte nicht mehr. Aber gerade jetzt klein beigeben ging eben auch nicht. Ich schloss also mit mir selbst einen Deal. Bis zu dem großen Stein, der in der Mitte des Weges stand würde ich Vollgas geben und dann Pause. Bis dahin wäre der Kerl da vorne bestimmt auch schon um die Ecke gebogen und ich kam mir nicht wie die allerlahmste Schnecke ever vor. Mittlerweile hörte ich von der Musik nichts mehr, dass einzige was ich noch wahrnahm, war das Rauschen des Blutes in meinen Ohren und das Dröhnen meines Herzschlags in meinem Kopf. Ich versuchte mich selbst zu motivieren. Nur noch 20m dann hast du es geschafft. Ich begann Sternchen zu sehen. Egal, dem Typen wirst du es zeigen. Nach den Sternchen kam das Karussell. Ich war am Ende und zwar so richtig. Ich kauerte mich auf den Boden. Meine Lungen schienen zu bersten. Jetzt bloß nicht das Bewusstsein verlieren. Ich biss mir auf die Lippe. Der Schmerz holte mich glücklicherweise wieder ein bisschen zurück auf den sprichwörtlichen Boden der Tatsachen.

Ich schrak zusammen als mich 2 Arme von hinten umfingen.

"Ganz ruhig atmen. Es wird gleich wieder besser!" sagte eine männliche, dunkel klingende Stimme. Ich war viel zu sehr auf mich selbst konzentriert, als dass es mich interessierte, wer mich da gerade unterstützte. Seine Arme richteten mich aus meiner kauernden- in eine aufrechte Position auf. Ich saß nun sozusagen im Schoß von diesem Unbekannten. Mein Kopf wurde zurückgezogen, so dass ich an seiner Schulter lehnte. Normalerweise war ich nicht von der willenlosen Fraktion, aber gerade war mir alles egal. Ich wollte wieder Luft bekommen und das Hämmern meines Herzens sollte endlich aufhören. Mein Umpositionierung ging weiter. Meine Arme wurden nach hinten oben gezogen - ich hing nun wirklich nach hinten. Gleichzeitig spürte ich aber wie so endlich wieder mehr Sauerstoff in meine Lungen gelangen konnte.

"So besser? Schön weiter atmen." Ich spürte wie 2 Finger unterhalb meines Kiefers sanft herum tasteten.

" Tachycard, tachypnoe, irgendeinen Vorgeschichte von Asthma, Allergien, Herzprobleme?"

Wieder schüttelte ich nur den Kopf. Langsam bekam ich glücklicherweise wieder Luft und das Rauschen des Blutes in meinen Ohren hatte abgenommen. Langsam öffnete ich die Augen, drehte meinen Kopf nach hinten und war sofort geblendet. Blaue, unglaublich intensiv strahlende Augen schauten mich ruhig an. Seine blonden Haare waren etwas länger und ziemlich zerstrubbelt. Das gab ihm ein bisschen ein wildes Aussehen. Sofort fiel mir sein Grübchen auf der linken Seite seiner Wange auf. Es war der Typ von vorher, der mich so locker flockig überholt hatte. Ich spürte, wie ich rot wurde. Gott wie peinlich! Langsam versuchte ich mich aufzurappeln, doch seine Arme hielten mich fest.

Eine kleine Urlaubsfantasie - das Kennenlernen von Timo und AnnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt