1. Kapitel

31 4 4
                                    

10 Jahre später

"Erzähl die Geschichte noch einmal", bat ich meine Mutter, wie jeden Abend. Ich wollte einfach nicht vergessen, warum meine Eltern sich getrennt hatten. Jedes Mal hörte ich die Geschichte voller Hass auf den Mann, der sich Lucas Smith nannte, an und jedes Mal schwor ich mir, ihm alles heimzuzahlen, was er uns angetan hatte. Meine Mutter hatte ihn vielleicht gehen lassen, aber ich schrak nicht davor zurück, ich wollte endlich wissen wie es war eine Familie zu haben.

Ich hatte die ersten 7 Jahre meines Lebens bei meiner Mutter verbracht, da meine Eltern sich noch vor meiner Geburt getrennt hatten und ich hatte meinen Vater nur einmal im Monat gesehen. Früher hatte ich mich gefragt, warum ich ihn nicht öfter sehen konnte, aber inzwischen wusste ich, dass das für meine Eltern sehr schwer gewesen wäre. Sie hatten sich zwar getrennt, aber sie liebten sich immernoch.

Und deswegen hoffte ich; denn vielleicht, ja ganz vielleicht würden sie wieder zusammen kommen, wenn ich den Mann, der an allem Schuld war, dafür büßen ließ!

Sein Sohn müsste jetzt etwa elf sein, überlegte ich, bestimmt weiß er nicht einmal, dass es mich gibt, warum auch, warum sollte sein Vater, die feige Sau, ihm auch von meiner Mom erzählen? Ich hasste ihn; ich hasste ihn, ich hasste ihn, ich hasste ihn! Mein ganzes Leben schon und ich würde ihn noch bis zu meinem Tod hassen, das schwor ich mir.

5 Jahre Später

"Danke fürs Fahren", sagte ich und drückte meiner Mom noch einen Schmatzer auf die Wange, dann sprang ich, meinen Koffer fest im Griff, aus dem Auto und wenige Sekunden später, war ich für sie nicht mehr sichtbar, da ich mich in das allgemeine Gedränge quetschte. Ich war aufgeregt, denn heute wurden die neuen Klassen eingeteilt und um es interessanter zu machen, wurden jeweils Zwei Mädchen mit Zwei Jungen in ein Haus gesteckt, in dem sie schliefen, aßen, lernten und duschten.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich in ein Internat ging?
Das machte es nämlich für meine Eltern einfacher und sie mussten sich nur sehen, wenn es darum ging wer mich wann in den Ferien hatte. Es ging mir auf die Nerven, wir feierten nicht einmal gemeinsam Weihnachten oder meinen Geburtstag... Es war ätzend, aber ich war daran gewöhnt.

Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, genau.
Ich drängelte mich durch die Menge zu den schwarzen Brettern durch. Dort hätte eigentlich stehen müssen, wer mit wem in einem Haus eingeteilt war, aber stattdessen stand dort, dass wir uns alle in der ersten Stunde in der Aula treffen sollten, da es dieses Jahr dort ausgelost wurde, damit es noch spannender wurde. Ich dagegen war der Meinung, dass der Direktor in den Ferien zu faul gewesen war alle 1800 Schüler auf die Häuser aufzuteilen.

Ich machte es mir auf einem der unbequemen Aulastühle gemütlich und wartete auf Lyla, meine beste Freundin, ich hatte ihr geschrieben wo ich war und ihr und ihrem Freund einen Platz frei gehalten, ich glaube er hieß Franklin, sie waren während der Ferien zusammen gekommen und sie hatte bisher nur einmal Zeit gehabt mit mir über ihn zu reden, dafür hatte sie aber umso länger von ihm geschwärmt... Ja, sie war richtig verliebt und obwohl ich Männer nicht ausstehen konnte, bemühte ich mich, mich für sie und ihn zu freuen.

Als sie endlich kamen, hatte der Direktor bereits mit dem auslosen angefangen und die ersten Haustrupps machten sich auf den Weg zu ihren Häusern.

Als die halbe Aula bereits leer war, wurde Lylas Name aufgerufen und sie löste sich traurig von Franklin, da sie runter musste, sobald ihre Mitbewohner feststanden. Kurz darauf wurde Franklins Name aufgerufen, sie fing an zu kreischen und küsste ihn stürmisch. Ich freute mich für die beiden, ehrlich, immerhin waren 2 von uns gemeinsam in einem Haus! Doch als der nächste Name fiel, klappte meine Kinnlade herunter. "Lucy Millers", sagte der Direktor und Lyla stürmte auf mich zu. "Was für ein Zufall ist das denn?", kreischte sie aufgeregt. Ich zuckte mit den Achseln und sah mit an, wie die Lostrommel der Jungs beim Versuch den nächsten Namen zu ziehen, krachend vom Tisch fiel und in tausend Scherben zersprang.
Dann versprach ich den beiden etwas, etwas was ich bereuen würde und zwar, dass sie auf alle Fälle in einem Zimmer schlafen durften. "Sicher?", fragte Lyla und ich nickte, sie kannte meine Vorgeschichte und wusste aufgrund dessen, dass ich ein riesiges Problem mit dem männlichen Geschlecht hatte. Deswegen rechnete sie mir dieses Versprechen hoch an, doch als die Zettel endlich in eine neue Lostrommel gepackt worden waren und ich den nächsten Namen gehört hatte, hätte ich mein Versprechen am liebsten zurückgezogen, es war als würde die ganze Welt still stehen. Ich verlor das Gleichgewicht und plumpste zurück in meinen Stuhl. "Will Smith", sagte der Direktor ein zweites Mal, wie er es immer tat, um sicher zu gehen, dass man ihn gehört hätte. Es. War. Sein. Sohn! Innerlich verzweifelte ich, aber ich zwang mich dazu aufzustehen, dahin zu gehen und mein fucking Versprechen nicht zurückzuziehen. Ich hasste ihn.

Wir hatten ziemlich schnell geklärt, dass ich mit Will auf ein Zimmer ging, wobei ich wahrscheinlich sowieso den Rest des Schuljahres auf dem Sofa schlafen würde. Ihm war das egal, solange ich nicht mit ihm redete, war ihm alles egal und ich würde nicht mit ihm reden, niemals!
Warum ich mir so sicher war, dass er es wirklich war? Der Sohn meine ich. Nun ja, er ist ein Jahr älter als ich (hat allerdings das Jahr, wegen zu vieler Regelverstöße wiederholt), er sieht genau so aus wie meine Mutter seinen Vater beschrieben hat, also groß, hellblond, blaue Augen und einen breiten Körperbau. Alles in allem ziemlich schön, das gebe ich zu und viele standen auf ihn, weil er zudem noch ein Bad Boy war, aber ich verstand das nicht, ich verstand ihn nicht.
Und ich habe ganz vielleicht den Direktor in seinem Beisein über Lucas Smith reden hören...
Soo ganz vielleicht...

I hate what you areWo Geschichten leben. Entdecke jetzt