Kapitel 1

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Ich öffnete Tür. Unwissend von dem was gleich kommen würde. Ohne überhaupt irgendetwas zu ahnen. Doch wer da vor mir stand hätte mich schlimmes ahnen lassen könnem. >Sind Sie Katelyn, die Tochter von Richard und Annabel Doloris? < fragte der dickliche Polizist, der vor der Tür stand. Sein Gesicht, überseht mit Bartstoppel, machte einen bedrückten Eindruck. Dieser Blick ließ befürchten, was er gleich sagen könnte. Verunsichert antwortete ich mit einem zögerlichem >Ja? < Es fiel ihm sichtlich schwer weiterzureden doch schließlich erläuterte er mir was passiert war:   > Es tut mir sehr leid Ihnen das Mitteilen zu müssen...>, ich wurde immer nervöser und wollte nur noch, dass er mir endlich sagte was passiert war, > Ihre Eltern hatten einen Autounfall, sie waren beide sofort Tod, es tut mir wirklich sehr leid. Kann ich etwas für Sie tun? <         Abwesend schüttelte ich den Kopf.    >Haben Sie irgendwelche Verwandte, die vorrübergehend für Sie und ihre Schwestern sorgen könnten? < Ich spürte wie meine Augen feucht wurden und die erste Träne über meine Wange rann. Ich versuchte nicht in Tränen auszubrechen, doch dieser Versuch war vergeblich. Während ich unaufhörlich weinte kam mir nur eine lebende Verwandte ein. Tante Maryanne. Doch um ehrlich zu sein, zu ihr wollte ich bestimmt nicht. Andererseits blieb mir nichts anderes über, es sei denn meine Zwillingschwestern und ich wollten in einem Kinderheim aufwachsen. Auf keinen Fall in ein Heim! >Ja, meine Tante Maryanne Champbell. < >Also ich muss dich und deine Schwestern für heute Nacht zu ihr bringen. Weiteres wird in den nächsten Tagen beschlossen. Ich bitte Sie jetzt das Nötigste zu packen und Ihre Schwestern zu holen. < Ich gab ihm Bescheid, dass ich zehn Minuten bräuchte und ich schloss die Tür hinter mir. Der Stich in meinem Herzen wurde immer unerträglicher und auf meiner Zunge spürte ich salzige Tränen. Ich ließ mich gegen die Tür fallen und sank auf dem Boden. Schluchzend, meinen Kopf in die Knie gelegt, saß ich da und meine Tränen wollten nicht aufhören über mein Gesicht zu laufen. Wären sie doch nur nicht zu dieser Kunstaustellung gefahren?! Wieso haben sie mich nicht mitgenommen? Sie wussten wie sehr ich Kunst liebe. Aber ich könnte meine kleinen Schwestern nie allein lassen. Nie. Dafür liebte ich sie zu sehr.

Plötzlich hörte ich Schritte, die die Treppen herunter kamen. Aus dem Augenwinkel konnte ich zwei kleine Schatten und. nackte Füße, die über den Holzboden unseres Hauses schlichen, erkennen. Eine vorsichtige Mädchenstimme fragte mich: >Was hast du denn, Katelyn. Was...was ist los?> Langsam setzten sich Diana und Emily links und rechts von mir auf den knarrenden Boden. Mit ihren meeresblauen Augen sahen sie mich erwartungsvoll an. Ich wusste nicht wie ich ihnen nur erklären sollte das unsere Eltern gestorben waren. Aber ich musste mich zusammen reißen. Für sie. Ich musste stark sein. > Alles ist gut.> Ich rieb mir die Tränen von den Wangen und wusste nicht ob ich Diana und Emily davon überzeugen wollte oder einfach nur mich selbst. > Wir fahren jetzt zu Tante Maryanne. Also packt eure Sachen. Ein netter Polizist wird uns hinbringen. < Fragend sahen sie mich an doch bevor sie noch eine Frage stellen konnten forderte ich sie auf: > Na los worauf wartet ihr? Beeilt euch. < Es war nicht leicht nicht wieder los zu weinen. Doch ich durfte nicht. Das ging einfach nicht. Meine kleinen Schwestern... > Oh nein. Nein bitte nicht! < flüsterte ich hilflos nachdem sie schon lange in ihrem Zimmer im Obergeschoss verschwunden waren.

Mein alter roter Koffer lag auf meinem Bett und ich warf alles Nötige hinein. Nach einigen Minuten traf ich auf meine Zwillingsschwestern die, mit ihren blassrosa Rucksack, vor der Tür warteten. >Habt ihr alles? <fragte ich sicherheitshalber und warf noch einen flüchtigen Blick in ihr Gepäck. Ich schaute noch ein letztes Mal auf die Wanduhr, 22.04 Uhr. Dann nahm ich den Türgriff in die Hand und öffnete vorsichtig die Tür. Eifrig rannten sie zu dem Auto wo der Beamte wartete. Ich schloss die Tür unseres Hauses. So bald werde ich nicht mehr in diesem Haus wohnen und ich verabschiedete mich innerlich, ohne das Bewusst zu merken von meinen ganzen vorherigen Leben. Unserem Haus, in dem ich schon mein ganzes Leben wohnte, den Nachbarn, die öfter als kleines Kind auf mich aufpassten wenn meine Eltern wichtige Termine hatten. Auch von meiner Schule und von meinen wenigen aber einzigen Freunden, die trotzdem immer für mich da waren, nahm ich Abschied ohne es zu merken. Ich wusste es da noch nicht aber als ich diese Tür schloss, schloss ich mit meinem ganzen vorherigen Leben. Mit all den schlimmen und schönen Erinnerungen. Ich machte Unterbewusst einen Schlussstrich. Ohne meinen Eltern. Ein neuer Teil einer Geschichte. Meines Lebens. Wo eine Tür zu fällt sagt man, geht eine andere auf. Hinter dieser anderen Tür erwartete mich ein ganz neues Leben.





































Mein Wissen ist dein TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt