Als meine Mutter mir sagte, wir würden umziehen, ging ich schon einmal auf mein Zimmer und packte. Es sollte in drei Tagen schon losgehen und meine Mutter hatte es nicht wichtig gefunden mir vielleicht etwas früher davon zu berichten. Ich schmiss zunächst alles auf mein Bett und sortierte dann in verschiedene Umzugskartons: Anziehsachen, Bücher, Schulsachen, Krimskrams usw. Nach dem Mittagessen setzten wir uns zusammen, um alle Einzelheiten zu besprechen. Nicole, meine Mutter hatte mich schon auf einer anderen Schule angemeldet, was mich nicht sehr begeisterte. Ich hätte es mir wenigstens gewünscht, verschiedene Schule in Erwägung ziehen zu können. Außerdem mochte ich nicht umziehen. Ein Neuanfang wäre zwar sicher nicht schlecht, aber ich hatte mich gerade an alles gewöhnt.
Bis zur weiter führenden Schule hatte Mama mir das wichtigste zu Hause beigebracht, da sie der Meinung ist, dass man viel zu viel unwichtigen Quatsch an der Grundschule lernt. Als ich dann in die 5. Klasse kam, hatte ich das Gefühl eingesperrt zu sein. Ich mag es eh schon nicht in geschlossenen Räumen - auch wenn diese Fenster haben - zu sein, aber dann in eine Schule zu kommen, in welcher es kaum Fenster gibt und dort die Luft unheimlich stickig ist, war ein Albtraum. Jetzt, wo ich allmählich wusste, wo ich ungestört meine Mittagspause verbringen konnte, oder wo ich mich am besten hinsetzte um mich nicht ganz so eingeschlossen zu fühlen, zogen wir um und ich musste mich noch einmal komplett neu eingewöhnen. Den einzigen Vorteil, welchen ich aus der ganzen Situation zog, ist der, dass wir in eine etwas kleinere Stadt zogen. Bis jetzt lebten wir in einer Großstadt und ich fand es wirklich nicht sonderlich toll hier. Allein schon der laute Verkehr auf der Straße vor unserem Haus war fast unerträglich.
"Also Miriam, wir wollen Montag Mittag gegen 13:30 Uhr losfahren, sodass wir Nachmittags da sind und schon einmal die Kartons ins neue Haus bringen können. Willst du dich noch von deinen Freunden verabschieden?"
"Welche Freunde?" Fragte ich genervt zurück. Allein schon die Vorstellung an eine neue Schule, an welcher ich mal wieder keine Freunde finden würde, war nervig und demütigend. An mir war nichts falsch. Zumindest sagten das meine Eltern immer. Und hässlich war ich eigentlich auch nicht wirklich. Aber trotzdem fand ich keine Freunde. Meine Mutter sagte, es wäre so, weil ich zu schüchtern wär und immer auf Abstand ginge, aber das stimmte nicht. Ich vertraute einfach nicht so schnell. auch wenn ich nichts zu verbergen hatte und eigentlich wie ein offenes Buch war.
"Hast du schon gepackt?" Fragte jetzt mein Vater.
"Ja. Nur die Möbel müssen noch abgebaut werden."
Nachdem alles restliche auch noch besprochen war, ging ich in mein Zimmer um zu schlafen. Auch wenn es noch nicht einmal so spät war...
Am Montag morgen ging ich, nachdem ich aufgestanden war, erst einmal ausgiebig duschen und zog mich anschließend an. Da es ende November war, entschied ich mich für eine schwarze high-waist Hose und einen grauen, etwas dickeren Pulli. Diese Sachen habe ich mir am Abend zuvor schon einmal rausgelegt, da meine restlichen Dinge schon im Umzugswagen verstaut waren. Als ich mit der letzten Tasche die Treppe hinunter ging, standen schon meine Eltern an der Tür und warteten anscheinend auf mich. Nachdem auch die letzten Taschen im Auto verstaut waren, fuhren wir pünktlich um halb zwei los. Ich schaute noch aus dem Fenster auf mein altes zu Hause, bis ich es nicht mehr sehen konnte. Ich bin schon traurig, es verlassen zu müssen. Ich bin hier nun mal aufgewachsen. Wer wäre da nicht traurig? Aber andererseits freute ich mich ein klitze kleines bisschen auf einen Tapetenwechsel. Auch wenn mir meine Angst eingesperrt zu sein oft im Weg steht.
Nach einer Fahrt von zwei Stunden kamen wir auch schon an. Auf meine Frage, warum wir denn so weit wegziehen mussten, bekam ich nie genaue Antworten. Nur das meine Eltern dachten, es wäre besser für mich und sie würden es nur für mich machen. Als ich aus dem Auto stieg, erblickte ich ein schönes großes, verträumtes Haus. Ich holte meinen Koffer aus dem Kofferraum und lief meinen Eltern hinterher. Nachdem meine Mutter die Haustür aufgeschlossen hatte, traten wir in eine großen Hausflur. Links um die Ecke führte eine Treppe ins Obergeschoss und wenn man einfach geradeaus ging, kam man in einen Raum, welcher wahrscheinlich die Küche sein sollte.
"Miriam! komm hoch und such dir ein Zimmer aus!" Rief meine Mutter von oben. Also folgte ich der Bitte meiner Mutter. Wenn man die Treppen hoch kam, waren direkt links, sowie geradeaus der Treppe, zwei Türen . Rechts den Flur entlang befanden sich auf der linken Seite noch zwei Türen. Als Erstes ging ich in das hinterste Zimmer.
"Ich nehme das letzte!" Rufe ich, denn das war das einzige Zimmer mit einem eigenen Badezimmer. Außerdem gab es hier eine breite Fensterbank und eine großes Fenster mit Blick auf den Garten. Ich sah hinaus. Hinter dem Garten begann ein kleiner Wald, welcher irgendwie Magisch aussah, so verträumt.
Ich ging wieder nach Unten und bemerkte dabei, dass meine Eltern schon dabei waren die ersten Möbel aufzubauen. Dabei hockten noch zwei andere Männer, die ihnen dabei halfen.
"Ich gehe ein wenig spazieren!"
Nachdem ich mein Ohrhörer aus der Hosentasche geholt hatte, ging ich die Straße entlang. Ich versank halb in der Musik und dachte nach. Vielleicht könnte mir der Neuanfang ja doch gut tun und vielleicht finde ich hier neue Freunde.
So tief in Gedanken versunken, erschrak ich, als ich plötzlich von jemandem an der Schulter angetippt wurde.
"Du singst schön" ein Junge, kaum Älter als ich selbst, lächelte mich an.
Hatte ich gesungen? Mist.
"Ehm.. Hey. Danke. Ich hab es ehrlich gesagt selbst gar nicht gemerkt." Gab ich zu.
"Macht nichts. Bist du neu hier?"
"So kann mans sagen" ich lachte. "Eigentlich sind wir vor ein paar Stunden erst hier angekommen."
"Echt? Wo wohnst du?"
"Müllerstraße 3. Wieso?"
"Cool.Ich wohne direkt gegenüber." Er lächelte jetzt auch.
"Wie heißt du eigentlich?" fragte ich.
"Oh. Entschuldige. Ich bin Niklas. Und du?"
"Miriam."
"Schöner Name. Bekomme ich deine Nummer?"
"Ehm.. Klar. Wieso auch nicht. Ich muss dann aber auch wieder los. Auspacken"
"Okay. Bis demnächst."
Als ich wieder zu Hause ankam, sah ich, dass die meisten Möbel schon im Haus waren. Ich ging rein und stand vor Stapeln von Umzugskartons.
"Bin wieder da!"
Rief ich durchs Haus und schaute zum ersten Mal seit dem wir angekommen waren wieder auf die Uhr. Ich war drei Stunden weg gewesen, es ist jetzt 18:00 Uhr, und meine Eltern waren anscheinend gerade oben am ausräumen, da unten keiner von ihnen zu sehen war. Also ging ich hoch und fand meine Eltern und zwei Männer, wohl vom Möbeldienst, in meinem Zimmer, welche gerade mein Bett aufstellten.
"Die Schlafzimmer sind schon so halb fertig und die Küche machen wir dann Morgen."
Erklärte mein Vater, als er mich bemerkte.
"Achso, okay. soll ich schon einmal was zu Essen machen?"
"Wenn du möchtest" Erwiderte meine Mutter nur.
Nachdem ich den Tisch gedeckt hatte, machte ich Rührei und Toast. Ich hätte ja auch Brötchen aufgebacken, aber außer eine Küchenzeile mit einem Herd und dem Küchentisch war noch nichts fertig aufgestellt.
Nachdem wir die Möbelbauer verabschiedet und gegessen hatten, ging ich in mein Zimmer.
Während ich mich wusch, blinkte mein Handy und eine unbekannte Nummer wurde mir angezeigt. Ich griff nach diesem und las die Nachricht.
>Hey Miriam, ich bin es, Niklas< Niklas also. Wer sonst?
>Achso, hey :) Wie gehts?< schrieb ich lächelnd zurück.
>Gut. Was machst du gerade?<
>Gehe gleich schlafen und du so?<
>Ich auch. Wollen wir Morgen etwas zusammen machen?<
>Gerne. Wieso nicht. Dann bis Morgen<
>Schlaf gut ;)<
Als ich mich fertig gewaschen hatte, legte ich mich auch schon schlafen.
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Mädchen zweier Welten
FantasíaEin Mädchen geteilter Welten. Sie lebt scheinbar in einem Märchen und durchlebt den Traum vieler anderer Mädchen in ihrem Alter. Und doch ist sie ganz und gar nicht zufrieden. Und dann muss sie sich entscheiden, zwischen zwei Jungs, zwischen zwei vö...