Kapitel Dreißig

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Manche von euch haben das letzte Update nicht bekommen. Falls ihr also einer davon seit, würde es mich freuen, falls ihr beim letzten Kapitel noch ein Sternchen hinterlässt, wenn es euch gefallen hat ❤️

Ich merkte, dass Harry sich während der nächsten Woche veränderte. Er wurde ruhiger und unser einziger Körperkontakt war, dass wir Nachts miteinander kuschelten. Ansonsten arbeitete ich viel alleine auf dem Hof, half Joe und traf Harry dann an, wenn ich ihm Essen ans Bett brachte, weil er sonst nichts zu sich nehmen würde.

Keyla aus dem Haus zu bekommen, war ebenfalls schwer, da sie natürlich merkte, dass etwas nicht stimmte. Harrys Augenringe waren trotz des vielen Schlafs dunkler und die Albträume nahmen zu, obwohl ich neben ihm lag. Ich sah ihn weinen und verschwieg es, damit es ihm nicht unangenehm wurde, während ich am liebsten einfach mit ihm weinen würde.

Ich hatte keine Ahnung, was passiert war, aber auch wenn ich nachfragte, wollte er es mir einfach nicht sagen. Ich fühlte mich einsamer als jemals zuvor, obwohl ich nicht einmal mehr alleine in diesem Haus wohnte. Es schien so, als würde ein kalter Windzug hindurch fahren, jedes Mal, wenn Harrys Blick auf meinen traf und mein Herz wurde schwer, während ich mir die Zeit zurück wünschte, in der Harry noch nichts von seiner Vergangenheit wusste und ich hasste mich dafür, so egoistisch zu sein.

Auch jetzt wieder, war es vergeblich gewesen, ihm das Mittagessen anzubieten und ich lag oben auf dem Heuboden, während ich einfach nur nach draußen in die Ferne schaute. Vögel zwitscherten, der Wind fuhr durch die Bäume und mein Herz wummerte traurig vor sich hin. Die Tränen waren lange versiegt, als ich jemanden hörte, der die Leiter nach oben stieg und meinen Blick dort hin wandte.

Harry stand vor mir, tatsächlich in Alltagsklamotten gekleidet und mit einigermaßen gemachten Haaren. Und obwohl es in den letzten Wochen total normal gewesen wäre, machte mir dieser Anblick nach dieser Woche Angst. Kälte durchfuhr meinen Körper, als ich merkte, wie mir vor Sorge schlecht wurde und ich einmal schluckte. Harry schien ebenfalls nicht zu wissen, was er jetzt hier oben wollte oder, wie er das Gespräch beginnen sollte. Wir hatten nicht wirklich viel zu bereden gehabt, beziehungsweise, kam es einfach nicht dazu und das war schon traurig genug, da wir uns sonst immer etwas zu erzählen hatten. Normalerweise wäre ich jetzt aufgestanden und ihm in die Arme gelaufen, doch irgendwas an seiner Haltung hielt mich davon ab, mich ihm auch nur für einen Zentimeter zu nähern. Ich hatte Angst. Nicht vor ihm, aber vor dem, was er mir jetzt sagen wollte.

"Ich.. habe sehr viel nachgedacht", sagte Harry irgendwann langsam und seine Stimme stockte, als er die Hände in die Hosentaschen schob und den Blick senkte. "Ich weiß nicht, ob es das Richtige ist oder.. oder ob es mich zerstören wird, aber.." Er stoppte und schüttelte den Kopf, was ich als Möglichkeit sah, eine Träne über meine Wange laufen zu lassen, die ich einfach nicht mehr zurückhalten konnte.

"Egal was es ist, ich unterstütze dich", hauchte ich also nur, fast schon so leise, dass ich befürchtete, er hätte es nicht gehört, doch das hatte er. Ich hörte ihn schluchzen, konnte aber trotzdem nicht aufstehen und zu ihm gehen, weil die Angst vor dem abstoßen seinerseits zu groß war. Sein Körper bebte, als immer tiefere Schluchzer seinen Körper schüttelten und mein Herz tat weh, als ich mir den gebrochenen Mann anschaute. Was war nur passiert?

"Ich will das eigentlich gar nicht aber ich kann nicht aufhören, daran zu denken", schluchzte er und da er weiterhin den Boden anschaute, gab ich mir einen Ruck und stand von den Heuballen auf, um auf ihn zuzugehen. Meine Hand fand wie von selbst an seine Wange, woraufhin sich sein Gesicht hob und ich versuchte, ihn mit einem lächeln zu zeigen, dass es okay war. Was auch immer er wollte.

"Bitte rede mit mir", flehte ich leise und fuhr über seine Wange, um die Tränen weg zu wischen, die immer noch aus seinen Schönen Augen traten. "Ich vermisse dich so, bitte rede mit mir."

Lost in the Woods | L.S Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt