Kapitel 1

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Es gibt keinen perfekten oder richtigen Zeitpunkt, deshalb verschwende keine Zeit mit warten sondern tue es einfach jetzt - denn eines sollte man bedenken, man kann sich nie sicher sein was morgen ist.

,,Bist du dir wirklich sicher ?"
Ich schlucke und blicke in die liebevollen, haselnussbraunen Augen meiner Tante, welche mich jedes Mal an die meiner Mutter erinnern.
Diese Frage hat mich die letzten Monate lang gequält. Kurz sammle ich meine Gedanken, ehe ich Helen entschlossen anblicke und nicke.
Daraufhin schenkt sie mir ein zaghaftes Lächeln. ,,Okay.", erwidert sie sanft und zieht mich in eine Umarmung. Ich vergrabe mein Gesicht in ihre langen, dunklen Haare und atme ihren Duft ein. Sie riecht nach einer Mischung aus Lavendel und Rosenblüten, nach zu Hause. Als mir wieder ein Mal mehr bewusst wird, dass sie nun nicht mehr mein zu Hause sein wird ziehe ich sie ein wenig fester an mich. Von Anfang an war mir klar, dass Tante Helen nur eine Übergangslösung ist, trotzdem schmerzt die Erkenntnis mich von ihr verabschieden zu müssen. Vier Jahre lang hat sie sich nach dem Tod meiner Mutter um mich gekümmert und ihr eigenes Leben meinetwegen vernachlässigt. Vier Jahre lang war sie für mich das, was einem zu Hause am nächsten kommt. Sie war die Person die mir über den Schmerz hinweghalf, diejenige die mir wieder neuen Mut gemacht hat mein Leben zu leben. Dank ihr hab ich mein Leben wieder in den Griff bekommen. Ich löse mich sachte von ihr und lächle sie traurig an. ,,Ich werde dich vermissen." Besorgt zieht sie ihre Stirn in Falten und fährt sich durch ihre Haare.
,,Farrah, wenn du doch nicht zu deinem Vater möchtest, werden wir schon eine Lösung finden... ich könnte -"
Hastig schüttele ich meinen Kopf und unterbreche sie.
,,Nein, so hab ich das nicht gemeint. Außerdem ist es so am besten. Du hast es verdient endlich wieder dein eigenes Leben leben zu können und glücklich zu sein. Und er wird dich glücklich machen, da bin ich mir sicher.", sage ich und deute mit einem Kopfnicken zu Ethan, welcher am Rande des Terminals steht und das Geschehen auf dem Flughafen beobachtet.
Ethan war mit einer der Auslöser, weshalb ich mich dazu entschieden hab zu meinem Vater zu ziehen und einen Neustart zu wagen. Vor über einem Jahr ist Helen mit ihm zusammengekommen, am Anfang schien ihre Beziehung beinahe perfekt, doch nach einer gewissen Zeit merkte ich, dass sie unglücklich war. Ethan war oft auf Geschäftsreise, weshalb Helen ihn oft nur selten sah und kaum Gelegenheit hatte Zeit mit ihm zu verbringen. Weil sie mich nicht allein lassen wollte blieb sie jedoch bei mir zu Hause und reiste ihm nicht hinterher. Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen sie so unglücklich zu sehen und beschloss zu meinem Vater zu ziehen, damit sie gemeinsam mit ihm reisen kann. Nach einigen Diskussionen willigte Helen schließlich ein.
,,Bitte pass gut auf dich auf. Verspricht du mir das ?", fragt Helen und streicht mir eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht.
,,Werde ich Helen. Ich schreib dir sobald ich angekommen bin."
,,Grüß deinen Vater von mir."
Ich nicke ihr zu und nehme sie ein letztes Mal in die Arme. ,,Und Helen ?" frage ich nachdem ich mich von ihr gelöst habe.
,,Ja ?" Fragend blickt sie mich an und wartet auf meine Worte. Ich hole tief Luft und spreche endlich die drei Worte aus, die längst überfällig sind. ,,Danke für Alles." Tränen sammeln sich in ihren Augen und ich sehe wie sie um Beherrschung ringt, auch ich muss mich zusammenreißen. ,,Für dich würde ich es immer wieder tun. Ich bin stolz auf dich Farrah und deine Mum wäre es auch, wenn sie jetzt hier sein könnte."
,,Das bedeutet mir viel.", antworte ich mit belegter Stimme. ,,Ich weiß und jetzt geh und starte in dein neues Leben, bevor ich es mir noch anders überlege und dich wieder mit nach Hause nehme.", mit ihrer Hand macht sie eine verscheuchende Bewegung in Richtung des Flugzeuges, woraufhin ich lachen muss.
Mit zielsicheren Schritten bahne ich mir einen Weg durch die wartenden Passagiere, um zu meinem Flugzeug zu gelangen, kurz bevor ich jedoch durch die Absperre gehe drehe ich mich noch Mal um und suche das Terminal nach Helen ab. Ich entdecke sie hinter einigen Passanten neben Ethan, welcher ihr einen Arm um die Schulter gelegt hat und ihr beruhigend etwas zu murmelt. Als sie mich sieht geht sie einen Schritt vorwärts und winkt mir zu, ich lächle ihr aufmuntert zu. Ich hab in den letzten Jahren Momente voller Schmerz und Trauer erlebt, bin beinahe daran zerbrochen und doch stehe ich nun hier, bereit für einen Neuanfang. Vielleicht bin ich gerade durch diese Momente stärker geworden, selbstbewusster und willensstärker, als ich es sonst ohne dieser Momente gewesen wäre.
Mit diesem Wissen laufe ich durch die Absperre, geradewegs hinein in mein neues Leben.

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Hallo an alle da draußen, die es geschafft haben das erste Kapitel meiner neuen Geschichte zu lesen.
Ich hatte schon lange Lust mal wieder eine neue Geschichte zu schreiben und da ich heute auch endlich mal die Zeit dazu hatte hab ich den Abend genutzt und das erste Kapitel fertiggestellt.
Ich hoffe, dass es euch gefällt und würde mich sehr über Kommentarre freuen ❣️
Eure Rylee

Stay WildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt