Tagträume

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(y/n) = dein Name
Viel Spaß beim Lesen.

Von dem Moment an, als ich ihn sah, wusste ich, dass das Jahr eine Katastrophe werden würde. Als meine Augen über den Tisch der Lehrer glitten und ich ihn sah, den neuen Lehrer meines Lieblingsfaches, groß, mit warmen, freundlichen Augen und hellbraunem Haar, war mir klar, dass der Unterricht ab jetzt bedeutend schwerer für mich werden würde.
Von der ersten Stunde an, merkte ich, wie meine Gedanken wieder und wieder abschweiften, meine Augen über sein Gesicht glitten, seinen Rücken musterten, wenn er an die Tafel schrieb und seine Hände bei jeder Bewegung die sie taten. Mein Herz schlug schneller, desto näher er mir kam und das Kribbeln in meinem Bauch war kaum zu ertragen. Umso schlimmer war es für mich, wenn er mich, mit seiner weichen, dunklen Stimme aus meinen Tagträumen riss und bemerkte, dass ich dem Unterricht überhaupt nicht folgte. Seine enttäuschten Blicke konnte ich kaum ertragen.
Ich war immer ein Ass in Verteidigung gegen die Dunklen Künste gewesen. Die guten Noten fielen mir praktisch in den Schoss. Sie kosteten mich kaum Mühe. Aber jetzt!? Ich war praktisch nur noch damit beschäftigt nachzuarbeiten, was ich durch meine Schwärmereien verpasst hatte. Als wir unsere erste Arbeit zurück bekamen, traf mich beinahe der Schlag. Ich erhielt mein erstes S (für Schrecklich) und war damit durchgefallen. Ich konnte es nicht begreifen. Was passierte hier nur!? Mit Tränen in den Augen starrte ich auf meine verpfuschte Arbeit hinab. Es kostete mich alle Kraft, die ich aufbringen konnte, um nicht loszuschreien. „Wenn du willst, gebe ich dir Nachhilfe.“, gluckste Charlotte, meine einzige Freundin zufrieden. Insgeheim wartete sie schon seit Jahren darauf, mich endlich mal auszustechen. „Was ist los mit dir, Miss Ohnegleichen!?“, fragte sie. Ja… was war nur los?
Es war mein sechstes Schuljahr. Letztes Jahr hatte ich meine ZAGs abgelegt. Ich war Jahrgangsbeste. In Verteidigung gegen die Dunklen Künste hatte ich die höchste mögliche Punktzahl erreicht. Und dann kommt dieser neue Lehrer und alles ging den Bach runter. Ich versuchte mir einzureden, dass das seine Schuld wäre. Das er einfach nicht so gut unterrichten konnte, aber seien wir ehrlich. Im vorherigen Schuljahr war Professor Lockhart mein Lehrer gewesen. Wenn ich trotz  dieses Typen ein Ohnegleichen in meinen ZAGs geschafft hatte, konnte mein Versagen unmöglich an Professor Lupin liegen. Insbesondere da alle von seinem Unterricht schwärmten. Die gesamte Schülerschaft war sich einig, dass wir noch nie einen so guten Dozenten hatten. Es lag eindeutig an mir.
Er zeigte uns gerade wie man einen Patronus richtig ausführt. Ich konnte meine Augen nicht von seinen Händen lassen, den langen, geschickten Fingern, den kleinen Narben auf seinem Handrücken… „Miss (y/n), wiederholen Sie bitte noch mal, was ich eben gesagt habe!“ Erschrocken blickte ich auf, blickte in seine hellen Augen. Ein fordernder Ausdruck lag darin. „Ich…ähm…“, ich seufzte, „Bitte verzeihen Sie, Sir. Ich habe nicht richtig zugehört.“ Ich spürte die Blicke meiner Klassenkameraden in meinem Rücken, als würden sich Speere in meine Haut bohren. „Nun dann. Wenn Sie das alles schon wissen, und davon gehe ich aus, wenn Sie es sich erlauben können, derartig unaufmerksam zu sein, würden Sie uns bitte Ihren Patronus zeigen?“ Es war eine Aufforderung, keine Frage. Der Ton in seiner, sonst immer so freundlichen, weichen Stimme, war absolut unmissverständlich.
Panisch versuchte ich alles in meinem Kopf zusammen zu kramen, was ich je über Patroni gehört hatte. Ein Schutzzauber, positive Energie, die Inkarnationsformel… „Kommen Sie schon her!“, forderte er mich auf. Mit zitternden Knien erhob ich mich aus meinem Stuhl und ging nach vorne zu ihm. Er stand vor seinem Pult. Ich stellte mich neben ihn. Plötzlich spürte ich kleine Blitze, die durch meinen Körper zuckten, ausgehend von seinen Händen an meinen Schultern. „Drehen Sie sich etwas zur Seite, damit die Klasse besser sehen kann, was Sie tun!“ Mit unruhiger Hand, griff ich nach meinem Zauberstab und zog ihn aus der Tasche. Ich spürte seine Hände nicht mehr, doch die Wirkung seiner Berührung hielt weiterhin an.
„Jetzt, Miss (y/n)!“ Ich hob den Zauberstab und murmelte die Worte: „Expecto Patronum.“ Nichts geschah. Mir wurde unglaublich schlecht. „Gleich nochmal! Konzentrieren Sie sich!“ „Expecto Patronum!“ Wieder passierte nichts. Ich hörte sein Seufzen und hielt meinen Blick starr auf den Boden gerichtet, um den belustigten und teils gehässigen Blicken meiner Mitschüler zu entgehen. „Sie bleiben nach dem Unterricht noch hier, Miss (y/n). Setzen Sie sich!“
Oh, Erdboden, bitte tu dich auf und verschlucke mich! Mich unendlich schämend, verbarg ich mein Gesicht hinter meinem aufgeschlagenen Buch. Den Rest der Stunde bekam ich erst recht nichts mehr mit. Ich wagte es nicht einmal aufzusehen. Ein lautes Dröhnen in meinen Ohren bereitete mir Kopfschmerzen. Fast hätte ich das Ende der Stunde verpasst. Ich merkte es nur, weil Charlotte mir kurz auf die Schulter tippte und mir ein „Bis später“ zu murmelte.
Widerwillig klappte ich mein Buch zu und packte meine Tasche, bevor ich nach vorne zu seinem Schreibtisch ging. Er schrieb noch ein paar Zeilen. Ich unterbrach ihn nicht. Als er fertig war, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, die Arme vor der Brust verschränkend, und sah mich nachdenklich an.
„Es ist mir ein Rätsel, Miss (y/n).“ „Ein Rätsel, Sir?“ Mein Blick ging starr auf meine Schuhe. Ich schämte mich zu sehr, um den Blick zu heben. „Ja, ein Rätsel. Was ist los mit Ihnen? Ihre anderen Lehrer schwärmen geradezu von Ihnen. Des weiteren habe ich ihre ZAG-Ergebnisse gesehen. Ich verstehe diesen Wandel einfach nicht.“ Ich schwieg. Ich konnte und wollte dazu nichts sagen. Das Schweigen hing bleiern in der Luft.
Ich hörte einen Stuhl über den Boden rücken, kurz bevor er sich zwischen mich und den Tisch stellte. „Sehen Sie mich an, Miss (y/n)!“ Es war beinahe quälend den Blick zu heben, auch wenn der Anblick mich überraschte. Der enttäuschte Ausdruck, der vorhin in seinen Augen lag, war einem sanfteren und fragendem gewichen. „Haben Sie mir etwas zu sagen?“, fragte er. Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich spürte seinen Blick über mein Gesicht wandern. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen. Mein Herz begann wieder zu rasen. Am liebsten hätte ich die Hand nach ihm ausgestreckt, über seine Wange gestreichelt, mit den Fingern über die Narben fahrend, ehe ich meine Lippen leicht auf Seine legen würde… „Ich denke, ich gebe Ihnen Nachsitzen.“, unterbrach er mein Kopfkino, „Das tue ich normalerweise nicht, aber Sie können die Zeit gebrauchen. Ich lasse Ihnen einen Brief mit Datum und Uhrzeit zukommen.“ Ich nickte leicht, bewegte mich ansonsten aber nicht. „Sie können jetzt gehen.“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 09, 2019 ⏰

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Tagträume - Lupin x Leser (Lupin x Reader, smut)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt