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Nach der schmerzvollen Nacht vergingen relativ ruhige Wochen. Meine Eltern waren irgendwohin gereist. Valentin und Seyfried schrien oft auf mich ein, aber sie waren nicht mit meinem Vater zu vergleichen. Sie hatten mit ihren 16 und 19 Jahren Vaters Größe erreicht, aber ich keine Lust in ihren Augen, wenn ich litt. Die Augen vom Vater veränderten sich, wenn er mich ansah. Sie wurden mit Wut und Hass erfüllt. Ich konnte seine Mordlust in ihnen sehen. Jedes Mal, wenn er mich schlug, fürchtete ich mein Ende. Er kannte kein Erbarmen. Kein Erbarmen zu mir. Er war der liebliche Gatte meiner Mutter und fürsorglicher Vater meiner Brüder. Aber zu mir. Zu mir war er ein gewalttätiges Ungeheuer. Und trotzdem liebte ich ihn. Trotzdem sehnte ich nach seiner Liebe. Nach der Liebe meines Vaters und nach der Liebe meiner Mutter. Ich wollte ihre Fürsorglichkeit, ihre Nähe, ihre Liebe und ihre Geborgenheit spüren. Aber dies waren nur ersehnte Träume. Träume die nicht in Erfüllung kommen konnten. Unnahbar und doch so nah. Eine unwirkliche Realität. Eine Realität die sich erst im Schlaf verwirklichte.

Ich zog einen Eimer voller Wasser vor mich hin. Ich musste den Tieren neues, frisches Wasser hinstellen. Auf dem halben Weg kniete ich mich erschöpft hin. Das Wasser schwappte über, aber nach einer Weile kam es zum Stillstand und spiegelte mein Bild wieder.

Mit großer Verwunderung beäugte ich mich selbst. Mein Gesicht sah gut aus. Es war vollkommen verheilt. Ich fasste vorsichtig über meine Wangen und Lippen. Ich sah mich kaum selbst. Nur ab und zu. Wenn ich im See mich duschte vermied ich es mich im Wasser anzuschauen. Mein Anblick verschlechterte meine Laune oftmals. Aber heute war es anders. Ich war entzückt von meinem Erscheinungsbild.

Obwohl jeder mein schwarzes Haar verabscheute, fand ich es hübsch. Ich liebte es nicht, aber ich fand es stand mir gut mit meiner Augenfarbe. Rot und schwarz passten. Leider war nicht jeder der Ansicht. Ich war halt das Teufelskind. Das Kind das jeder mied. Das Kind vor welchem die anderen Kinder wegrannten. Das Kind, dass keine Nächstenliebe verspüren durfte. Ich habe wahrlich niemanden außer mich selbst. Bei dem Gedanken verkrampfte mein Herz und ein Stoß Klumpen saß in meinem Hals fest, was mir das Schlucken erschwerte. Meine Augen füllten sich mit salzigem Wasser und einzelne Tränen fielen ins Wasser und mein Abbild war nicht mehr zu erkennen.

Jetzt sah ich tatsächlich aus wie ein Ungeheuer. Ein Ungeheuer welches jeden verschreckte und unglücklich machte. Ein Ungeheuer, dass nur Unheil und Schmerz mit sich brachte. Vielleicht sollte ich einfa-

„Miau, miau", gab Natty von sich. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie angeschlichen war. „Was gibst?", fragte ich.

Sie miaute ungeniert weiter und ich nahm es als eine Aufforderung zum Beeilen auf und trug den Eimer in langsamer Geschwindigkeit weiter.

--Vallentin--

Seyfried war heute schlecht drauf. Er hatte wohl Beziehungsprobleme mit seiner Versprochenen. „Willst du reden?", fragte ich ihn. „Ally will nicht.", erzählte er.

„Sie will was nicht?", fragte ich leicht verwirrt.

„Du weißt schon was ich meine. Ich hatte mir all die Wochen Hoffnung gemacht, aber sie will nicht. Wie hat Angst vor der Hochzeit schwanger zu werden. Ihre Familie würde sie wahrscheinlich umbringen. Ich weiß es sind nur Monate bis zu der Hochzeit, aber ich halte es einfach nicht aus. Ich will es jetzt tun. Und mit jetzt meine ich auch jetzt.", jammerte er.

„Geh doch zu einer Prostituierten, es gibt genug in der Stadt. Und viele Männer suchen sie auf. Und keiner sagt etwas.", schlug ich ihm vor.

„Hast du einen Rad ab?", schrie er wütend auf mich ein.

„Wieso bist du sauer. Es war nur ein Vorschlag. Hätte nicht gedacht, dass du doch ein bisschen moralisch veranlagt wärst.", antwortete ich ihm.

„Das ist nicht das Problem. Ich will mir aber nicht Syphilis einfangen. Bei Ally weiß ich, dass sie noch nie mit einem Mann was hatte. Wenn ich es schon mit jemanden treibe, dann wo ich sicher sein kann, dass sie keine Geschlechtskrankheit haben.", erklärte er.

„Das ergibt Sinn. Also die Person darf nicht schwanger werden und auch noch keinen sexuellen Kontakt gehabt haben. Habe ich recht?", fragte ich ihn belustigt.

„Und sie sollte auch gut aussehen.", fügte er hinzu.

„Da muss ich dich leider enttäuschen. So jemanden gibt es nicht. Träu-", ich konnte meinen Satz nicht beenden, weil Edert mit einem halbleeren Eimerwasser in den Stall kam.

Als ich ihn sah, weiteten sich meine Augen und ich wendete mich zu Seyfried um mit ihm meine Idee zu teilen. Aber er schien die gleiche Idee zu haben.

„Es ist unsere Chance. Mutter und Vater kommen erst 2 Mondmonaten nachhause.", flüsterte er.


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11.02.2019

Da die Geschichte erfunden ist, ist auch die Welt erfunden. Die Zeit handelt um das Ende des Mittelalters. Also mit Kaisern und Königen. Jetzt ist es noch egal, aber in den folgenden Kapiteln wird es sehr wichtig sein. Edert ist der Sohn eines Bauern. Ich weiß, dass fast keiner meine Geschichte lesen wird, aber ich werde sie trotzdem weiterschreiben und zwar sehr oft. Also mehrere Kapitel in der Woche. Ich mache es für mich selbst. Aber irgendwie will ich auch, dass andere meine Geschichte lesen. Es ist schwer dieses Gefühl zu erklären. Und danke an die 9, die mein erstes Kapitel gelesen haben. :D

Raped - BoyXBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt