Prolog 2 - Der Kompromiss

19 2 0
                                    

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich unglaubliche Kopfschmerzen. Kein Wunder, nachdem es ewig gedauert hatte, bis ich endlich eingeschlafen war und ich ständig heulen musste. Noch schlechter gelaunt als am Tag zuvor ging ich widerwillig zum Kleiderschrank um etwas passendes auszusuchen. Am besten dunkel und hässlich, denn so fühlte ich mich in diesem Augenblick.

Seufzend entschied ich mich für eine schwarze Röhre und ein dunkelgraues Top und lief damit weiter ins Badzimmer. Nach einem Blick in den Spiegel zuckte ich unwillkürlich zusammen. Du lieber Himmel, ich hätte buchstäblich aus einem Horrorfilm entsprungen sein können. Einfach nur gruselig.

Da ich nun wusste, dass ich mich nicht nur beschissen fühlte, sondern auch so aussah hätte ich mich am liebsten wieder im Bett verkrochen, aber da Max mir ohnehin früher oder später dazwischengefunkt hätte, riss ich mich zusammen und stieg unter die Dusche.

Ich ließ mir möglichst lange Zeit um das Beste aus meiner verkorksten Erscheinung herauszuholen und schlich so sanft und unauffällig wie es ging die Treppe hinunter. Jeder Schritt hallte dennoch in meinem Kopf wider und der erste Halt würde definitiv am Medizinschrank sein. Wie konnte einem der Kopf nur so unfassbar weh tun!? Fast so als hätte ich bis zum Morgen eine wilde, trunkreiche Party gefeiert.

''Jenny? Bist du das?'', kam es beinahe sofort aus Richtung Küche. So viel zu unauffällig und nö, die liegt oben in der Kiste, ich bin nur der Pedo von nebenan. Ich verdrehte die Augen, dumme Idee, denn auch das war ziemlich schmerzhaft, und nahm mir ein Asperin aus dem Badezimmer meines Onkels. Weiterhin widerwillig lief ich damit in die Küche, wo mein Onkel bereits das Frühstück zubereitete.

Rührei und Bacon und es roch verdammt gut, doch nicht nur das, Max kochte am Morgen nur, wenn ihm irgendwas unter den Nägeln brannte und das war nach dem eskalierten Gespräch von gestern kein gutes Zeichen.

''Wieso antwortest du denn nicht?'', wollte er wissen und sah mir prüfend dabei zu, wie ich das Asperin in einem Glas Wasser auflöste. ''Hast du Kopfschmerzen?'', fragte weiter und rührte mit dem Pfannenwender in der Pfanne herum. Ich verkniff mir meine sarkastische Bemerkung, die mir bereits auf der Zunge lag (Neeiin, ich dachte mir nur, hey, was schmeckt schon besser als ein Tütchen Chemie, lass mal schlucken) und nickte stattdessen. ''Mmmh. Na hoffentlich geht es dir bald wieder besser.'', meinte er nach kurzem Zögern schulterzuckend und stellte die Pfanne auf den Tisch. Anschließend setzte er sich und begann seelenruhig zu essen.

Ich hingegen stand mit meinem leeren Glas an der Spüle und blickte ihn verwirrt an. Das war definitiv nicht der übliche Ablauf. Normalerweise bat er darum mich zu setzen und legte dann mit seiner Rede los. Hoffentlich war das keine neue Strategie um mich zu einer Unterhaltung zu zwingen, die ich noch nicht kannte, denn das konnte ich überhaupt nicht leiden.

Ich wartete sicherheitshalber noch ein, zwei Minuten ab und begann dann selbst zu essen. Die Sache stinkte doch gewaltig.

Nach dem Frühstück räumte Max das Geschirr in die Spülmaschine, was ebenfalls total untypisch von ihm war das sofort zu tun, und verließ den Raum. Vorsichtig lief ich ihm nach und beobachtete, wie er sich auf das Sofa setzte und anfing Zeitung zu lesen. Was zum Teufel war nur los mit ihm!? Kopfschüttelnd setzte ich mich ihm schräg gegenüber in den Sessel.

Max blickte fragend über den Rand seiner Zeitung hinweg. ''Gibt es irgendwas?'', wollte er wissen. Ich schnaubte. ''Sag du es mir! Gestern hast du mit allen Mitteln versucht mit mir zu reden, bis wir gestritten haben und jetzt sagst du einfach gar nichts mehr? Was soll das?'', verlangte ich zu wissen und sah ihn prüfend an.

Er legte die Zeitung nieder und runzelte die Stirn. ''Gestern meintest du, du willst nicht reden und jetzt beschwerst du dich, dass ich nicht mit dir darüber rede? Du musst dich jetzt langsam mal entscheiden, das ist ziemlich verwirrend.''

Text me, write me, love me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt