Allein ging sie durch die langen Korridore des Palasts. Es war Nacht und der Mond schien hell durch die großen Fenster auf den Weg vor ihr. Amberle konnte einfach nicht schlafen. Schon morgen würde sie Wil heiraten. Die Aufregung war einfach unerträglich.
Nach dem Krieg ist alles auf einmal so schnell gegangen. Wil hatte ihr seine Liebe gestanden, und Amberle war sich sicher, dass sie ihn auch liebte. Als er sie dann auf einmal gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wollte konnte Amberle einfach nicht nein sagen. Wil war ein wirklich netter Kerl und sie konnte ihn gut leiden. Er war süß und lustig.
Während der langen Reise nach Sichermal war er immer auf ihrer Seite und hat sie vor Dämonen beschützt. Aber diese Zeiten sind vorbei. Der Ellcrys ist gerettet und die Dämonen tot.
Irgendwie vermisste Amberle die Zeit als sie noch zu dritt durch die vier Lande gereist sind. Wil, Eretria und sie. Ach Eretria, hoffentlich geht es ihr gut. Als sie alle aus Sichermal geflohen sind, hat Eretria sich geopfert, dass Wil und Amberle entkommen konnten.
Der Gedanke an Eretria versetzte Amberle einen Stich in den Magen. Sie vermisste sie so sehr. Was, wenn Eretria von den Trollen gefoltert, oder gar getötet wurde? Die schrecklichen Vorstellungen überschlugen sich in ihrem Kopf. Amberle konnte ihr noch nicht einmal sagen, wie viel sie ihr bedeutete. Aber nun ist es wohl vorbei, und sie werden sich niemals mehr wiedersehen.So sehr in Gedanken vertieft merkte Amberle gar nicht dass sie schon an ihrem Ziel angekommen war. Hier am Ellcrys fühlte sie sich sicher und geborgen. Seit sie wieder zurück im Palast war, ging Amberle jeden Abend hierher. An diesem Ort konnte sie in Ruhe nachdenken, ohne von irgendwem gestört zu werden. Die Stille war wunderbar, so ruhig und leise, und der Ellrcys leistete ihr in diesen Momenten immer Gesellschaft. Eigentlich waren sie sich schon immer verbunden. Selbst als Amberle noch ein Kind war hat er zu ihr das erste mal gesprochen. Seither hatte Amberle oft mit dem Gedanken gespielt eine Erwählte zu werden, bis sie schließlich durch Catanias und Anders Hilfe wirklich eine wurde. Auch der Ellcrys hatte sie zu dieser Zeit unterstützt, indem er ihr manchmal Visionen geschickt hatte, welche aber nach der Rettung der vier Lande nicht mehr auftauchten. Insgeheim wünscht sich Amberle immernoch, dass er ihr wenigsten auch nur eine weitere Vision schickt, zur Sicherheit, dass er noch bei ihr ist.
Amberle näherte sich dem Ellcrys langsam und legte ihre Hand auf den Stamm. Die Rinde fühlte sich rau und vertraut an. Es war wie in alten Zeiten, jedoch passierte nichts. Sie hatte gehofft, er würde wenigstens heute etwas zu ihr sagen, da sie am nächsten ihre eigene Hochzeit feierte.
Traurig nahm sie ihre Hand wieder zurück und setzte sich mit dem Rücken an den Baum gelehnt auf den Boden. Das Moos war weich, jedoch auch etwas feucht, da es am vorherigen Tag geregnet hatte.
Ein kühler Luftzug strich durch ihr hellbraunes Haar. Es kam ihr vor, als ob der Ellcrys selbst, diesen Windzug zu ihr geleitet hätte, um ihr etwas zu sagen. Verzweiflung beitete sich in Amberle aus, als sie merkte, dass es nur Einbildung war, und jegliche Hoffnung verloren war. Der Ellcrys würde niemals wieder zu ihr sprechen. Sie fühlte sich so einsam und hilflos, verantwortlich für alles, was geschehen war, für den Tod ihres Vaters, König Eventine, Arion, Lorin und all die anderen Elfen, die wegen ihr gestorben waren. Niemand könnte ihr mehr helfen oder sie verstehen, und auch der Ellcrys blieb still. Nicht mal ein Blätterrauschen gab er von sich.Amberle blieb noch einige Zeit dort sitzen, bis sie schließlich aufstand und sich auf den Rückweg machte.
In ihrem Zimmer angekommen, zog sie ihre Schuhe aus und legte sich in ihr Bett. In Gedanken an Wil und ihre bevorstehende Hochzeit fiel sie in einen tiefen Schlaf.

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Fate | Princessrover Ff
FantasyNachdem Amberle und Wil nach Arborlon zurückgekehrt sind rettete Amberle den Ellcrys und somit die Vier Lande. Eine verantwortungsvolle Zukunft steht Amberle bevor, von der sie noch nichts ahnt. Draußen in der Wildnis schlägt sich währenddessen Ere...