Kapitel 2

61 4 2
                                        

Einige Zeit früher

Ein letzter Blick auf Amberle und Wil, bevor sie sich umdrehte und sich den nähernden Trollen widmete. Eretria musste sich selbst opfern um die beiden vor dem Tod zu retten. Es war die einzige Wahl, redete sie sich ein, nur so könnten die vier Lande gerettet werden, wenn Amberle das Samenkorn zurück zum Ellcrys bringt und somit die Dämonen wieder in die Verfemung schickt. Jedoch ist der Preis, den Eretria dafür zahlen muss, umso höher.

Sie kamen immer näher. Sie konnte die Trolle schon hören. Ihr Schnaufen und Getrampel. Das Geklirre ihrer Waffen. Eretria spürte jeden ihrer Dolche und Messer, wusste genau ihre Position. Ein schneller Griff danach, und ihre Gegner wären tot.

Schon kam der Erste Troll um die Ecke geschossen. Ihr Dolch flog ihm genau ins Auge. Ein Schreckensschrei, danach lag er ohne Bewegung am Boden. Das nächste Messer befand sich an ihrem Bein. Sie rannte an dem toten Troll vorbei und griff dabei noch schnell ihren Wurfdolch, bevor drei Trolle auf einmal auf sie zukamen.

Große Äxte reichten nach ihr. Sie duckte sich und wich den Waffen aus. Die Äxte trafen die Wand hinter ihr und schlugen Steine heraus. Einer traf sie am Arm. Schmerz durchzuckte sie und ihr Blut färbe die Jacke dunkel.

Eretria stolperte und fiel hin aber schon kam die nächste Äxt auf sie zugeschossen. Sie rollte sich weg, eine Sekunde später, und ihr Kopf wäre zertrümmert. Sie packte ihr Messer und stieß es dem Troll über ihr in den Bauch.

Während er fiel, stand sie auf und nahm einen zweiten Dolch in Hand. Ihr Gegenüber lief wütend auf sie zu, bereit zum Ansetzten des Schlages. Eretria rannte ihm entgegen und parierte seinen Angriff. Sie nutzte den Schwung und erschlug den Troll, der hinter ihr stand.

Ihr Herz schlug wie wild. Lang würde sie es nicht mehr aushalten. Ein paar Meter weiter stand eine Kiste, zu der sie hin rannte. Der Troll, welcher durch die Gasmaske nur eine eigeschränkte Sicht hatte, verlor sie kurzzeitig aus dem Blickwinkel. Diese Chance nutzte sie. Eretria sprang von dort ab und spaltete seinen Kopf in zwei Hälften.

Ihre Wunden pochten. Sie musste schnell aus den Tunneln heraus. Die polternden Schritte der nächsten Trolle waren kaum zu überhören. Es kamen immer mehr aus der Entfernung, aber noch einen Kampf würde sie nicht überleben können. So schnell und leise sie konnte, rannte Eretria den Gang entlang, in der Hoffnung einen Ausgang zu finden. Die engen Tunnel unter der Erde ließen kein Sonnenlicht hinein, nur durch die Beleuchtung der Fackeln an der Wand konnte sie den Weg erkennen.

Mit der Zeit wurde sie immer langsamer. Ihr Kopf schmerzte und aus ihrer Wunde tropfte noch immer Blut. Zu viel hatte sie davon beim Blutfeuer verloren. Vor ihren Augen wurde es verschwommen und ihre Kraft ließ nach. 

Nach den nächsten Metern brach sie zusammen und fiel hin. Ihr Herz schlug wie wild und ihre Kopfschmerzen brachten sie fast um den Verstand. Der kalte Boden unter ihr ließ sie schaudern. Eretria musste aus diesen Tunneln heraus. Sie versuchte sich zu konzentrieren, indem sie sich kurz entspannte. Ihre Gedanken galten nur noch dem Durchhalten und dem Willen wieder an die frische Luft zu kommen. Sie atmete ein mal tief durch, fasste alle Kraft zusammen, die sie noch aufbringen konnte und zog sich nach oben. Der Schmerz ließ nicht nach und jeder Schritt war eine Qual.

Als Eretria um die Ecke bog sah sie Licht, welches von oben den Gang erhellte. Es war helles Sonnenlicht, das durch eine Luke auf sie hinab schien.

Erleichterung machte sich in ihr breit. Endlich hatte sie einen Ausgang gefunden und konnte sich in Sicherheit bringen. Sie stieg die verrostete Leiter nach oben, welche unter ihrem Gewicht knarrte. Nach mehreren Metern war sie oben angekommen. Das Sonnenlicht blendete ihre Augen und ein erfrischender Windzug strich durch ihre Haare. Der Duft von Blumen und Bäumen hing in der Luft, anders als in den Tunneln, wo es nach Tod und Blut roch.

Nachdem sich Eretrias Augen an das Licht gewöhnt hatten, zog sie sich aus dem Schacht heraus und ging so gut sie konnte in Richtung Wald. Die Bäume standen relativ dicht beieinander und boten gute Orte, um sich kurz auszuruhen und zu verstecken.

Eretria stolperte etwas durch das Unterholz, bevor sie sich auf einen umgestürzten Baumstamm setzte. Der stechende Schmerz ihrer Hand ließ immer noch nicht nach. Etwas musste die Nadel des Blutfeuers an sich gehabt haben, dass die Verletzung nicht abheilte.

Sie zog ihre Jacke aus und sah nun ihre Wunde am Arm in voller Größe. Der Stein, der sie traf hatte gewaltige Spuren hinterlassen. Ihre Haut war zum Teil fast gänzlich weg und ein Steinsplitter steckte zentimetertief in ihrem Oberarm.

Mit zitternden Händen versuchte sie den Stein hinauszuziehen, aber allein die kleinste Berührung erfüllte sie mit dem gleichen Schmerz, wie wenn sich erneut etwas in ihren Arm gebohrt hätte. Es hatte keinen Sinn das sofort zu machen. Sie musste schnell einen Fluss finden, in dem sie ihre Verletzungen auswaschen konnte und dann jemanden der die Wunden behandelte.

Ein Gedanke ging ihr sofort durch den Kopf. Wil. Er war Arzt und konnte solche Wunden heilen. Außerdem hatte er doch noch die Elfensteine. Sie musste unbedingt zu ihm. Vielleicht konnte sie ihn noch einholen, wenn sie sich beeilte. Er und Amberle hatten zwar einen Vorsprung, aber es würde ausreichen um zu ihnen aufzuschließen.

Eretria sprang auf und lief los. Ein paar Meter, doch dann schoss ein Pfeil haarscharf an ihr vorbei und blieb im Baum hinter ihr stecken. Vor Schreck blieb sie stehen und schaute sich um. Da kam auch schon der nächste Pfeil. Er landete im Gras vor ihr. Hinter dem nächsten Baum suchte sie Deckung. Der Pfeil kam ihr irgendwie bekannt vor.

Eretrias Augen trügten sie nicht. Diese Art spezielle Machart und die schwarzen Feder waren unverwechselbar. Sie stammten von den Trollen. Wie konnte das sein? Durch die Luke die sie nach draußen geführt hatte konnten sie wohl kaum durch passen und das Gitter, das sie heruntergelassen hatte war unmöglich wieder zu öffnen. Es musste einen also noch einen anderen Ausgang gegeben haben und jetzt waren sie hinter ihr her.

Eigentlich sollte sie jetzt aus der Schusslinie herausrennen und den Anschluss zu Amberle und Wil finden, sodass diese ihr helfen konnten. Doch Eretria blieb einfach nur dort stehen. Etwas hielt sie zurück. Der Gedanke daran, sofort zu ihnen zu gehen, und daran Schuld zu haben, die Trolle dorthin zu führen, sodass sie eventuell noch sterben, ließ sie zögern. Das konnte sie nicht verantworten. Vor allem, da Amberle die letzte Erwählte war und die Einzige war, welche die Vier Lande retten konnte. Aber nicht nur deswegen. Auch, weil Eretria sie nicht nur als Freundin sah, sondern mehr für sie empfand. Es war, als ob sie irgendwie miteinander verbunden waren.

Eretria brachte es nicht über das Herz zu ihnen zurück zu laufen. Sie wollte Amberle nicht tot sehen, noch dafür verantwortlich zu sein, wenn ihr etwas zustoße. Das würde ihr Herz brechen. Schon mehrmals hatte Eretria Amberle das Leben gerettet und umgekehrt. Und sie würde es jederzeit nochmal tun, auch wenn es ihr das eigene kostet.

Mit diesem Entschluss rannte sie in die entgegengesetzte Richtung, in die Amberle und Wil gingen, weg von den beiden und weg von den Trollen die bereits die Verfolgung aufgenommen hatten.













Fate | Princessrover FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt