[4] Stay High

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Ich saß immer noch auf der Couch und wartete darauf dass Jake wieder kam. Ich musste ihn unbedingt aushorchen und ihm fragen über dieses Haus hier stellen. Vielleicht hatte er Antworten und stellten sich sogar als nützlich heraus, wer hier wohnte und was aus meiner Großmutter geworden war.

Die laute Elektromusik wechselte zu 'Stay High' von Tove lo, was ich sehr passend fand, weil die meisten Leute hier aussahen, als wären sie nicht mehr ganz bei der Sache. Noch mehr Typen davon sagen richtig aggressiv aus und mein Herz pochte etwas schneller.

Diese aggressiven Gesichter und die ganzen Trinkspiele waren mir sehr vertraut. Ich bekam ein ungutes Gefühl und mein Hals war plötzlich wie zugeschnürrt.

Ich kannte diese Szenarien nur zu gut und ich wollte einfach nur noch in ein Hotel, mich in die Decken eingraben und im Schlaf die Erinnerungen für eine Zeit lang vergessen.

Ein Mädchen blieb vor mir stehen und unterbrach meine traurigen Gedanken, wofür ich ihr in diesem Moment sehr dankbar war. Sie sah etwas grün um die Nase herum aus und ihre Augen waren rundherum rot angelaufen. Aber kein Wunder, denn die Luft hier im Haus war schlecht, die Musik viel zu Laut und es gab tonnenweise Alkohol.

Das Mädchen würde echt ganz hübsch aussehen, wäre ihre ganze Schminke, vor allem ihr Lippenstift, nicht so verschmiert in ihrem Gesicht gewesen, die farblich zu ihrem knall pinken Kleid gepasst hatte. Das Kleid war ziemlich kurz, an den Seiten frei und bedeckte nur einen winzigen Teil ihres Körpers. Ich hob eine Augenbraue und sah den Fetzen argwöhnisch an.

Ihre trägen braunen Augen trafen meinen urteilenden Blick und sie kam einen Schritt auf mich zu.

"Heeeeey" lallte das Mädchen, blieb dann aber abrupt stehen und fasste sich mit ihren Händen an den Kopf. Es sah fast so aus, als würde sie gleich umfallen, denn sie schwankte leicht hin und her.

"Ähm..." Ich drehte mich um, um zu gucken, ob sie vielleicht jemand anderen angesprochen hatte aber jeder andere fühlte sich wohl nicht angesprochen, jedoch bemerkte ich ein paar Blicke die auf ihrem Körper ruhten und so entschied ich mich ihr zu helfen, da kein anderer sich wohl um sie kümmern wollte.

Ich stand von der Couch auf und legte ihr eine Hand auf den Rücken. "Alles okay?", fragte ich sie und blickte hoch in ihre Augen, da sie durch ihre High Heels einen ganzen Kopf größer war als ich. Ich war leider etwas zu klein geraten und heute war ein Tag, an dem ich mal keine hohen Schuhe anhatte, was ich jetzt schon bereute, als ich sie sah.

"Ich .. ich glaub ich muss -" fing sie an, brach den Satz dann aber ab, weil sie sich die Hand vor den Mund hielt.

"Kotzen?!", kreischte ich und blickte mich panisch nach Hilfe um, nur um wieder zu bemerken, dass es keinen interessierte.

Oh bitte, bitte nicht.

Bevor ich grad abhauen wollte schnaufte sie einmal, zweimal und stellte sich dann wieder aufrecht hin. "Allesss gut, kein Grund gleich so auszurasten", sagte sie und kicherte mich betrunken an. Ich seufze und war erleichtert das von ihr zuhören, weil ich öfters mal Ekelattacken bekam und kotzen stand auf dieser Liste ganz oben.

Ich blickte mich nach Jake um. Wofür brauchte er so lange ? Er wollte mir doch nur was zu trinken holen und ich könnte seine Hilfe grad gut gebrauchen. Außerdem brauchte ich Antworten.

Sie holte tief Luft und versuchte sich zu orientieren. "Ich bin Ivy Clarke", sagte sie und streckte ihre Hand aus, um damit an meinem Arm leicht rauf und runter zu fahren.

"Juliet Sciutto", stellte ich mich ihr vor, trat irritiert einen Schritt nach hinten und entzog mich ihrer Berührung. Unwohlsein verschränkte ich die Arme vor der Brust um sie abzuwehren. "Was -"

"Ohhhh duuu bist das." Sie bekam trotz ihres Zustandes große Augen und schenkte mir ein betrunkenes, aber dennoch kokettes, Lächeln. Ivy trat wieder einen Schritt auf mich zu."Sie meinte immer, dass du scheisse bist. Und hässlich. Aber das bist du bessstimmt nicht, Süße. Du bist heisss."

Ich hatte keine Ahnung von wem sie da sprach und war mir auch sicher, dass es sich bestimmt um eine andere Person handeln musste, von der Ivy mir grad erzählte.

Ich war das letze mal vor 10 Jahren hier in London und es war sehr unwahrscheinlich, dass sich noch jemand an das 9 jährige kleine Mädchen erinnert, dass nur manchmal zu Besuch bei seiner Oma war. Und ich hatte hier früher mit keinem gesprochen, da ich viel zu schüchtern dazu war.

Unsicher blickte ich mich im Raum um, da ich ihrem intensiven Blick nicht mehr standhalten konnte.

Gerade als ich sie für Irre beschloss und unauffällig verschwinden wollte, legte sich ein Arm um meine Schultern und hielt mich auf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 05, 2014 ⏰

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