ZUR SEE! Teil 2

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2. Achter aus nach unten segelt ein Fischer selten

Der Wolfsbarsch war gegen Drei Uhr Nachts kaum verdaut, als Anna an die Eignertür hämmerte und Nebel, Nebel schrie. Bin in einen blauen Bademantel geschlüpft und finde Anna auch in einem Bademantel hektisch herum hopsend vor der Tür. Der Bademantel riecht nach Fisch.

Auch Irina Zassekin hockt in einem blauen Bademantel am Steuer und hat den Radarbildschirm auf gössten Nahkontrast eingestellt. Das Bugsonar ist auf 1 Fuß unter die Wasseroberfläche eingestellt und plingt hektisch wie eine Kinderfahrradklingel. Iri winkt ab mit der rechten Hand und meint "Hier hat jemand einen halben Baumarkt im Wasser verloren!". Vom Bug her hört man leichtes Holzgepolter. Die beiden Radargeräte, eine Radomantenne und ein Schlitzstrahler, haben die Mädels von Wetterradar auf Primärradarfunktion umgestellt. Es wird vordergründig nur nach "Zielen" dedektiert - Target vorhanden: ja/nein. Dedektiert werden massenhaft kleine Holz und Kunststoffteile. Als im Scheinwerferlicht eines Steubordscheinwerfers Netzbojen und Netzteile vorbei schwimmen, meint Iri, "Hier ist ein Fischer in der Nähe nicht nur achteraus, sondern nach untern gesegelt - in der Marinesprache heißt das ja nun mal hier ist ein Fischerbot abgesoffen!" Dazu riecht es penetrant nach Bratfisch. Anne meint ruhig, der Kahn muss vor dem Absaufen gebrannt haben.

Dann beginnt die Zielerkennung des Primärradars zu Pfeifen. Auf zwei Uhr ist ganz schwach in 12 Meilen Entfernung am Rand der Kimme ein Lichtsignal im Radar kaum erkennbar"kurz kurz kurz lang lang lang kurz kurz kurz"! "SOS" tönen die beiden Damen gleichzeitig. "Seerechtlich gesehen "muss" man da hin", rufe ich ihnen zu. Anna bugsiert das Boot zwei Grad nach Steuerbord und dreht den Motor auf 12 Knoten hoch, so dass noch mehr Holzteile wie Paukenschläge gegen den Schiffsrumpf poltern. Ein wenig klart es zum Glück auf - wir sehen nach einer halben Stunde flotter Fahrt die Bescherung. In einem kleinen Rettungsschlauchbot mit Regenpilzverdeck, steht ein Mensch schon bis zu den Knien im Wasser und macht mit einer roten Taschenlampe durch langsames Heben und Senken der seitwärts vom Körper abgespreizten Arme die sogenannte 'müde Fliege'. Eine Frau steht da im absaufenden Schlauchbot mit jetzt hektisch flatternden Armen und erst jetzt piebst aus dem Funkgerät ein Rettungssignal der GMDSS-Rettungsweste sogar mit mit Positionsdaten, die an an Satelliten gesendet werden.

Eine Frauenstimme tönt im lautem Deutsch "Das mir mal drei blaue Weihnachtsmänner das Leben retten, hätte ich nie und nimmer denken mögen". Wir nehmen im inzwischen lauerem Nachtwind die Kapuzen der Bademäntel ab und die mittelältere Dame in einem weißen Bademantel mit Rettungsweste und einer schwarzen Klatsch von Celvin Klein um den Hals klettert in ausgetretenen Badelatschen über unsere Heckbadeleiter in's Boot. Die Rettungsinsel faltet sich zusammen, weil sie von der Heckbadeleiter total zerissen wurde und versinkt 12 Meilen hinter Formentera ins Mittelmeer. Irina murmelt "Nu, eto bylo blizko - na das war ja nun mal knapp!"

Es stellt sich heraus, wir haben die verwitwete Hiltrud von Buttlar, geb. von Roßbach, fünfundfünfzig Jahre alt, aktive Meeresschutz-Aktivistin, eine sehr vermögende Frau aus dem Bach gezogen. Sie hat in der im Hafen von Bonnaire bei Alcúdia ein älteres hölzernes Fischerboot für fünfundsiebzigtausend in bar gekauft. Das Schiff, ein 12 Meter Boot war noch unversichert gegen Eigen und Fremdschäden. Eine traditionelle Llaüt. Schiffskennung 7 PM-2-1-298 steht in Ihrem Eignerpapier, welches frisch abgestempelt ein wenig naß geworden ist. Sie wollte damit nach Alicante zu ihrer Freundin, einer vermögenden Sammlerin von historischen Lateinsegel-Holzbooten.

Per Funk gebe ich all ihre Daten an die Nachtschicht der spanische Küstenwache durch und lasse ihr Boot von mir, von Frau von Buttlar und meinen beiden Mädels per Passablichtung und Dienstausweisen bezeugt aus dem spanischen Schiffsregister streichen. Als dann noch die Kennung an mehreren großen Bojen einer Fischzuchtanlage an unserem Boot vorbei dümpelt, bestätigt sich, dass die forsche Seglerin mit Einhandlateinseegel und vollem Heckmotorschub bei dichtem Nebel in die Fischzuchtanlage gebrummt ist, wobei der Benzintank in die Luft geflogen ist. Beides liegt jetzt unten bei Neptun - nur, die Fische, die Doraden, tummeln sich jetzt hundertausenderweise in Freiheit! Das melde ich noch hinterher, und bekomme die Weisung Frau Hiltrud von Buttlar wegen Klärungen aller Sachverhalte in Malaga in der Hafenbehörde abzuliefern. Inzwischen im internationalen Gewässer, brauche ich dieser Aufforderung nicht mehr nach zu kommen und empfehle dieses Ersinnen auf diplomatischen Wege der Hafenbehörde von Lissabon, unserm nächsten Ziel zu kommunizieren.

Inzwischen wird Frau von Buttlar von Anna in der Pantry abgefüttert. Sie bekommt aus dem Combidämpfer nach nur fünf Minuten ein Dreigänge Menü zelebriert. Nach dem Meerettich-Sahneschaumvorsüppchen entdeckt sie unser  Satellitentelefon auf dem Pantrytisch. Mit der Freundin zu Nachtschlafender Zeit zu telefonieren, wäre ihr Ansinnen und wir sollten mal kurz den Raum dazu verlassen. Ich sage dann, dass ich dass sehr gerne veranlassen kann. Nur - jedes Gespräch unseres Telefons wird von einer vom mir noch unbezeichneten Behörde der Bundesrepublik Deutschland aufgezeichnet und Langzeitdokumentiert. "Was ist Langzeit? Was für eine Behörde" fragt Frau von Buttlar ein wenig undankbar und barsch. Die Antwort von Anna "Um Hundert Jahre!". Anna stell sich mit ihrem Dienstausweis und mündlich forsch vor: Anna von der Luche, Kriminalhauptmeisterin der Behörde Bundeskriminalamt. Liegenschaft B1, Am Treptower Park 5-8, 12435 Berlin!

Frau von Buttlar verzichtet aus's telefonieren und staunt Anna an, wie den Combidämpfer, den Anna mit einer Dampfwolke begleitet öffnet und einen Ostpreußischen Sahneschmandfleischbraten mit Petersilienkartoffeln und frischen grünen glänzenden Erbsen entnimmt. "Was? Und das in Fünf Minuten? auf einem Schiff, in der Mitte des Meeres, im Mittelmeer? Seit wann hat die Deutsche Polizei solche Kantinen?" Anna grinst und holt eine Flasche Dom Pérignon Vintage 2009 Brut Champagner samt schwarzer Geschenkverpackung aus dem zwei Meter hohen Champagner Kühlschrank, wo noch fünf weiter Flaschen der gleichen Sorte befindlich sind. Als Anna die Flasche geräuschlos öffnet, raunt sie"wir sind doch hier nicht im Fernsehen bei Polizeiruf 110", wo die Requisite noch nicht mal Mittel für eine leere Flasche hat"!

Fortsetzung folgt!

Stand: 15.02.2019 12:36:47

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 15, 2019 ⏰

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