2. Kapitel

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Zum 3. Mal in folge lasse ich einen Klingelsturm über meiner Mutter los. Ich habe nicht vor, den Schlüssel, der in meiner Jackentasche steckt, zu benutzen.

Das widerspricht meinem neuen Lebensmotto: "Mache NICHTS, was deine Mutter will, wenn es anders geht und nenne sie unbedingt bei ihrem Vornamen! Mama passt sowieso nicht mehr, sie hat dich verraten..."

Das sage ich mir immer wieder, damit ich das alles auch wirklich tue. Also lasse ich noch einen Klingelsturm los und diesesmal geht die Tür tatsächlich auf. Ich gehe hindurch und lasse sie offen stehen. Soll der ewige Wind sie doch schließen, der bläßt hier sowieso immer.

Ich renne das Treppenhaus 5 Stockwerke hoch, dann klopfe ich an die Wohnungstür, bis ich innen die Schritte meiner Mutter und ihre, sich vor Wut überschlagende Stimme höre: "Du hast einen Hausschlüssel und einen Whonungsschlüssel dabei!! Das nächste Mal lasse ich dich da drausen stehen!"

Das hat sie schon tausendmal gesagt, doch sie hat es nie  gemacht. "Jaja", sage ich bloß, als sie die Tür aufreißt. Dann gehe ich an ihr vorbei in die Wohnung und laufe sofort ins Badezimmer, das so grau ist, wie der Rest der Wohnung.

Ich schließe die Tür ab und grinse zufrieden in den Spiegel über dem Waschbecken. Ich habe mein Motto wirklich perfekt eingehalten: meine Mutter hasst es...
...wenn ich sie nicht begrüße.
...wenn ich mit dreckigen Schuhen durch den Flur laufe.
...wenn ich ständig an die Tür klopfe.
...wenn ich "Jaja" sage.
...wenn ich mich im Bad einschließe.
...wenn ich meine Schuhe, meine Jacke und meinen Rucksack einfach irgendwo liegen lasse.
Und das mache ich jetzt. Ich schmeiße die Sachen auf den Boden und wende mich meinem Spiegelbild zu.

Ich weiß, dass ich hübsch bin. Ich habe dunkelbraune, wellige Haare. Dazu auffällige blaue Augen und perfekte Zähne. Meine Haare fallen nach meine Schultern noch 20 cm. Ich bin nicht gerade groß, aber meine Mutter habe ich schon länger überholt. Noch so etwas, das sie nicht mag.
Ich trete näher an das Waschbecken heran und fange an, meine glänzenden Wellen zu bürsten. Natürlich mit der Bürste meiner Mutter, ich denke es hat jetzt jeder verstanden, warum.
Als ich schließlich aus dem Badezimmer komme, gehe ich sofort in die Küche: ich habe Hunger. Meine Mutter sitzt am Küchentisch und isst Brot.

Brot! Ich verstehe nicht, die man von Brot leben kann. Ich mache mir also Nudel. Als sie fertig sind, gehe mit ihnen in mein Zimmer und esse sie dort. Währenddessen überlege ich, was ich jetzt machen soll.

Entweder ich lerne für die Klassenarbeit übermorgen oder ich mache irgendwas anderes. Fragt sich nur, was ich denn so großartig viel anderes ich machen kann. Also lerne ich, auch gut. Ich beuge mich zu meiner Schultasche hinunter und hole meine Französischsachen heraus.

Ich mag Franz eigentlich ganz gerne und bin auch ziemlich gut darin.  Allgemein bin ich gut in der Schule. Nur Bio mag ich nicht. Auf einmal fährt ein Stechender schmerz durch meinen Kopf. Ich keuche erschrocken auf und dann wird alles schwarz...

Cut

-Alex(andra)-

Was'n das jetzt schon wieder? Warum sitze ich hier inmitten von Schulbüchern auf dem Bett? Ich mein HALLO?! Schulbücher? Ist das Französisch? Iiiiih!

Ich schiebe die Hefte angeekelt weg und stehe auf. Neben den Bett auf dem Nachttischchen steht ein Teller Nudeln. Die sind zwar nur noch lauwarm, aber ich esse sie trotsdem. Lecker.

Aber was hat die blöde Kuh sich nur mit Fanzösisch gedacht? Annie hält sich sowieso immer für was besseres. Oder Jenny!!! Die ist noch schlimmer. So brav. * würg * Und so schlau
* kotz *

So, die Nudeln sind weg. Meine Fresse, hoffentlich kann ich die Kalorien irgendwie wieder verbrennen. Sonst sind die bauchfreien Tops im Sommer gestorben.

Apropos Tops, ich muss erst mal scannen, was ich anhab. Ab ins Bad vor den einzigen Spiegel, der sich in einem abschließbaren Raum befindet.

Annies Style geht sogar, immerhin besser als Jenny, die nur Blusen und Röcke über die Knie anzieht. * kotz und würg *

Beim Anblick meines Spiegelbildes wiege ich den Kopf hin und her. Naja, immerhin hat sie den Push-up BH an. Der Pulli gefällt mir aber nicht, der hat ja quasi keinen Ausschnitt!

Solche Oberteile sind eine Schande für die Welt. Aber nichts, das man nicht ändern kann. Um die Haare hat sie sich gut gekümmert. Die Hose: Hight-waste. Ok.

Also zurück zum Kleiderschrank. Mal sehen... Ja, das Shirt gefällt mir. Warum hat die das schon wieder so weit nach hinten geschoben? Hoffentlich ist da kein Staub dran.

Dabei fällt mir auf, was hat sie eigentlich mit meinen Nägeln angestellt? Ich hab die doch extra lang wachsen lassen! Und die waren auch schön schwarz.

Ich brauch dringend Gel-Nägel... 

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 15, 2019 ⏰

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