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You keep a lot to yourself because it's difficult to find people who understand


Rose:

Ich wende ihm meinen Rücken zu und laufe davon. Ich bin nicht wütend oder ängstlich, wie ich es nach so einer Begegnung vielleicht sein sollte. Eher fand ich diesen kleinen Schlagabtausch recht amüsant und unterhaltend. Ja und über seine Drohung kann ich auch nur schmunzeln.

Stimmt etwas nicht mit mir oder bin ich einfach nur ein wenig schlagfertiger als die ganzen anderen Mädchen, die ihm sonst so unterkommen? Denn sein geschockt, leicht verwirrter Blick, als ich ihm Patrouille geliefert habe, ist mir nicht entgangen.

Wahrscheinlich trauen sich nur wenige, etwas gegen ihn zu sagen, da er ja schon relativ beliebt an unserer Schule ist. Ganz zu schweigen von seinem doch recht respekteinflößendem Auftreten. Mich stört das jedenfalls nicht und abhalten ihm die Stirn zu bieten tut's mich auch nicht.

Eine Sache lässt dann aber doch die Falten auf meiner Stirn wieder erscheinen...Seine Augen. Sie waren die ganze Zeit über leer und einfach nur kühl. Ein kühles dunkles blau. Es erinnert mich irgendwie an die Oberfläche eines zugefrorenen Sees im Winter. Ich habe eine sehr gute Menschenkenntnis und kann viel in den Augen anderer lesen aber seine konnte ich fast die ganze Zeit während unseres Wortgefechtes nicht entziffern.

Manchmal schlich sich dann aber doch Verwirrung oder Wut in seinen Blick und einmal konnte ich sogar etwas wie Bewunderung in seinen Augen ausmachen.

Sonst jedoch, blieb sein Blick starr und leer. Ich selber kannte diesen Blick zu gut, denn auch ich bin ein Profi darin einen gelangweilten, unbeeindruckten und kühlen Eindruck zu machen. Jedoch habe ich das Gefühl, dass auch meine Maske heute einige Male verrutscht ist. Oft auch nur, weil ich Schmerzen hatte.

Ja, Schmerzen da fällt mir auch wieder ein wo ich eigentlich gerade hinwollte, bis meine Gedanken blöderweise zu Rider abgeschweift sind. Ich bin gerade nämlich auf dem Weg zum Mädchenklo, da ich aber nicht das Mädchenklo betreten wollte aus dem Rider gerade rauskam, bin ich jetzt gerade auf dem Weg in den 2.Stock unserer Schule.

Als ich die Toilette betrete, ist zum Glück außer mir niemand da. Kein Wunder, der Unterricht läuft nämlich schon seit 2 Minuten wieder. Dann werde ich wohl ein bisschen später in meinem Leistungskurs erscheinen. Diese Tatsache widerstrebt mir gerade zwar etwas, aber ändern kann ich daran jetzt ja auch nichts mehr.

Also werde ich mich jetzt mal meinem Arm widmen, der schon die ganze Zeit über unangenehm pocht und Rider's fester Griff um meine Handgelenke, hat diesen Zustand nicht gerade verbessert.

Ich mache das kalte Wasser an und lasse es über meinen Arm fließen. Ein erleichterter Seufzer verlässt meinen Mund und ich merke, wie ich mich wieder etwas entspanne. Da ich schon ein regelrechter Profil im verarzten, kühlen und so weiter bin, weiß ich auch jetzt was den Schmerz in meinem Arm ein wenig lindert.

Wenn ich recht überlege, wäre ein Medizinstudium für mich gar nicht mehr nötig...

Als ich fertig mit Kühlen bin ziehe ich meinen grauen Pulloverärmel wieder über meinen Arm, um die Verletzungen zu verstecken und mache mich auf den Weg in den Unterricht.

Noch genau 3 ganze Unterrichtsblöcke muss ich überstehen, bis ich um 15:30 Uhr dieses Gebäude verlassen  und in meine persönliche Hölle gehen kann. Auf zu Hause freue ich mich eher weniger, weil ich weiß was mich dort wieder erwartet. Jeden verdammten Tag das Gleiche.

Oft versuche ich mich nachmittags bei Sonny einzuladen, da ihr Bruder eh nie zu Hause ist und ihre Eltern immer bis spät arbeiten aber heute geht das leider nicht. Sonny hat nämlich zu meinem und ihrem Bedauern einen Zahnarzttermin.

far away Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt