Ein schwerwiegendes Schicksal

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Vom Aufgang bis Untergang warte ich nun schon, doch du kamest nie, denn du wünschest dir nur einen einzigen Sohn.

Oh Vater, lieber Vater sieh mich doch endlich an. Du kannst nichts dafür... ich.. ich..

Blut tropfte auf das alte Stück Pegrament und ließ die letzen paar Zeilen verschwimmen. Ein Seufzen war zu hören und schließlich wischte eine knöchernde Hand über die verschwimmende Masse und auch die letzten Buchstaben und Wörter verschwanden. ,,Warum versuche ich es eigentlich? Auch selbst wenn ich in den alten Schriften schreibe, er wird es sowieso nie lesen..", murmelte eine kalte und brüchige Stimme.

Dann stand das Wesen auf, welches gesprochen hatte und lies das verschmierte Pegrament Stück zu Boden gleiten. Schleichend verlässt es den halbzerstörten Raum und lässt eine blutverschmierte Spur zurück, genauso wie ein Stück Kohle und ein zerknüllter Haufen alter Pegramente.

Das Wesen tritt in immernoch dableibende Dunkelheit ein. Der Himmel, also wenn man es so nennen kann, ist eine Mischung aus dem dunkelsten schwarz, gemischt mit Kupfer und Brauntönen. Er bewegt sich, als würde er leben und atmen.

Für jemanden der nicht von dieser Welt stammt, wirkt dieser Anblick vermutlich gruselig. Aber das Knochenwesen lebt hier und ist diesen Anblick gewohnt. Auch wenn sie lieber etwas anderes sehen würde. Aber dieser eine Wunsch ist wohl aussichtslos.
Alleine irrt sie geradeaus weiter durch das trostlose Land und läuft in eine unbestimmte Richtung. Wenn sie sich umhedreht hätte, hätte sie gesehen, dass das zerstörte Gebäude in dem sie war, bereits zusammengefallen war. So etwas passiert hier alltäglich. Genau aus diesem Grund kann man hier nicht wirklich wohnen und das Wesen wandelt durch diese Welt von einem Unterschlupf zum anderen, weil sie keinen Platz hat, wo sie bleiben kann.

Sie wandelt umher in der Schattenwelt, das ist der Ort, durch den sie gerade läuft. Die Schatten hier sind groß und diese Welt ist das pure Böse. Sie selbst ist vermutlich das schlimmste Geschöpf von allen. Sie hört auf keinen Namen, weil niemand ihr einen gegeben hat. Keiner weiß wirklich wer sie ist, denn der dunkle Meister, der die Macht über den Tod hat, verschweigt ihre Existenz. Weil es einfach nicht sein darf und auch nicht soll.

Sie wandert nun schon ein ganzes Stück durch die karge Wüste und langsam weiß sie nicht, in welche Richtung sie noch gehen soll. Ein neues Haus suchen, um dort bloß wieder ein Haufen Papier zurücklassen? Was für eine wundervolle Idee. Müde von dem ewigen Laufen bleibt sie langsam stehen und reckt ihren Kopf vorsichtig nach oben. Die lebende Masse über ihr zuckt gerade besonders schlimm und es sieht aus, als würde gleich etwas passieren.

Sie lässt den Kopf wieder sinken und beginnt vorsichtig sich auf den staubigen Boden zu setzen. Ihre Gelenke knarzen und ihre Knochen schmerzen, als sie schließlich im Schneidersitz auf dem Boden sitzt. Mit einem müden Blick betrachtet das Wesen seine Beine. Kein Fleisch hängt an ihnen, es ist nur der pure Knochen. Ganz ohne Sehnen oder Muskeln. Nur das weiße, dünne, kalkklare Gebein liegt vor ihr auf dem Boden.

Sie merkt nicht, wie die Masse sich über ihr öffnet und bemerkt auch nicht das große schwarze Getier, das von hinten auf sie zustürmt. Warum sollte sie auch? Sie hat hinten keine Augen. Sie hat allgemein keine Augen, sie ist nur ein Skelett. Ein Skelett mit blutroten Augenhöhlen, aus denen manchmal etwas Blut heraustropft. Man könnte es als Träne sehen. Aber haben Skelette wirklich Gefühle? Normale Skelette sicherlich nicht, aber sie ist ja nicht normal und wird es auch nie sein. Sie wird immer die Tocher von dem Meister bleiben, der sich Tod nennt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 21, 2019 ⏰

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