Abschlussbericht-AFS Bericht 2

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24.02.2019

Es sind nun zwei Wochen her seit ich wieder auf deutschem Boden gelandet bin. Ich vermisse die Zeit in Japan, schon seit der ersten Minute als das Flugzeug bereits in die Luft abgehoben hat. All die Erlebnisse, die ich in Japan hatte, sind jetzt nur noch Erinnerungen. Ab und zu schaue ich mir meine Posts auf Instagram und Bilder, die ich geschossen habe, oder die die auf den AFS Niigata Social Media Seiten zu finden sind, an und mit einem leichten schmunzeln gebe ich mich den Erinnerungen hin. In all den 10 Monaten habe ich ganz viele Freundschaften gewonnen, unentbehrliche Erfahrungen gesammelt und viele neue Menschen kennengelernt. Beginnen wir mit meinem Familienleben. Insgesamt war ich in drei „Long-Stay" Gastfamilien und drei „Short-Stay" Gastfamilien, wenn irgendwelche AFS Veranstaltungen stattfanden. Mit jeder Familie verstand ich mich sehr gut und habe gute Beziehungen zu allen aufgebaut. Das Wechseln meiner Gastfamilien am Anfang des Programmes war geplant gewesen, da ich zu Beginn eine Welcome Family hatte und im Mai dann in meine eigentliche Gastfamilie wechseln musste. Doch die Nachricht wegen dem Wechsel gegen ende November, Anfang Dezember, kam unerwartet. Es traf mich wie ein Schlag und ich brauchte eine lange Zeit, um diese Information zu verarbeiten. Jedoch bin ich sehr anpassungsfähig und nach dem erneuten Familienwechsel habe ich mich in das neue Familienleben ziemlich schnell eingelebt. Wie gut ich mich mit meinen Gastmüttern auch verstanden habe, dennoch hat mir die Wärme und die Liebe meiner leiblichen Mutter sehr gefehlt. Die Menschen sind grundsätzlich alle verschieden, so sind auch die Familienmitglieder von Familie zu Familie unterschiedlich und keine Mutter der Welt kann die Liebe und Wärme der leiblichen Mutter vollständig ersetzen. Nach meiner persönlichen Erfahrung musste ich feststellen, dass japanische Mütter die Priorität auf das eigene Kind setzten und ab und zu selbst auch mit eigenen Kindern auf einer gewissen Distanz sind. Dazu muss ich auch sagen, die Erziehungsmethoden sind von Elternteil zu Elternteil auch sehr unterschiedlich. Während des Auslandsjahres hatte ich eigentlich keine Gastgeschwister, die noch im Haus gelebt haben. Nur in meiner zweiten Gastfamilie hatte ich eine Gastschwester in meinem Alter, die jedoch, wegen Prüfungsstress und Lernen, kaum zu Hause sich aufhielt. Meine ältere Gastschwester, die, nebenbei bemerkt, mit AFS in Costa Rica war, geht auf eine Universität in Tokyo. Sie habe ich nur zwei Mal gesehen. Einmal, als meine Gastmutter und ich einen zwei Tagestrip nach Tokyo unternommen haben und einmal in den Sommerferien, als sie nach ihrer Sprachreise der Uni zurückgekehrt ist und uns in Niigata kurz besucht hat. Mein Gastvater war vielleicht einmal in zwei oder drei Monaten zu Hause, da er aus beruflichen Gründen nicht in Niigata lebt. In meiner Hauptfamilie sind beide Elternteile berufstätig. In meiner ersten Gastfamilie, für einen Monat, ist meine Gastmutter berufstätig und mein Gastvater ist bereits in Rente und unternimmt viele verschiedene Dinge, wie zum Beispiel das Kochen, was mich etwas an meinen leiblichen Vater erinnert hat, da auch in meiner Familie mein Vater kocht. Bei meiner letzten, dritten Familie war das genau anders rum. Der Vater ist berufstätig, als Arzt und Präsident eines Krankenhauses und die Mutter Berufsuntätig, dafür viel als freiwillig Arbeitende tätig. Mein Gastvater der letzten Familie ist außerdem noch der Präsident des AFS Chapter der Stadt Niigata. Der Umgang mit mir war mal etwas streng, mal etwas locker, aber alles in allem hatte ich nie Auseinandersetzungen mit den Familien, außer ab und zu mal ein Verständnisfehler oder Missverständnis.

Außer meine Gastfamilien vermisse ich all meine neugewonnenen Freunde, die mich durch diese 10 Monate begleitet haben. Ob einheimische Freunde oder AFSer aus anderen Ländern, alle waren stehts freundlich zu mir und halfen mir, wenn ich Hilfe nötig hatte. Leider waren die meisten Freunde immer beschäftigt weshalb ich die meiste Zeit dann doch zu Hause verbringen musste oder auch ab und zu Alleingänge in die Stadt machte. In der Schule hatte ich an sich geschätzt in so gut wie jeder Klassenstufe pro Klasse (in meiner Schule waren es 3 Klassenstufen und 9 Klassen) mindestens eine Person, die ich kannte und mir haben immer viele gegrüßt. Die meiste Zeit verbrachte ich mit meiner besten Freundin, die ebenfalls mit mir in eine Klasse ging, aber nach dem Unterricht waren wir gezwungenermaßen getrennt, da wir verschiedene Clubaktivitäten besuchten. Nach dem Unterricht, auf den japanischen Schulen, besuchen die meisten Schüler einen Club. Die Clubs sind in Sport und Kultur unterteilt. Als Austauschschülerin, durfte ich so vielen Clubs beitreten wie ich wollte. Auch wenn ich drei gewählt habe, war ich die meiste zeit dann doch in nur zwei. Meine Wahl fiel auf Volleyball, Broadcasting Club und Kyudo (japanische Bogenschießkunst). Zu Beginn des Jahres, besuchte ich den Broadcasting Club sehr oft, fast schon regelmäßig und nach den Sommerferien besuchte ich dann Kyudo regelmäßig. Ich habe mir einen Plan für die Woche erstellt, an welchem Tag ich wo ich hingehen möchte, doch wegen verschiedenen schulischen oder AFS Veranstaltungen, konnte ich meinem Wochenplan nicht exakt nachgehen. Im Unterricht verstand ich bis zum Ende kaum etwas, weshalb ich meistens Hausaufgaben von dem privaten Japanisch Unterricht erledigt habe oder in einen Block, dass ich als Tagebuch benutzt habe, schrieb. Die Lehrer behandelten mich alle freundlich und respektvoll, sie berücksichtigten immer meine möglichen Probleme als Austauschschülerin und versuchten mich wie eine normale Schülerin zu behandeln. Trotz dass meine Freunde in der Schule so gut wie nie für mich Zeit hatten, da die Niigata Senior Highschool die Nr.1 in der ganzen Präfektur ist, sind die Schüler gezwungen unvorstellbar viel zu lernen. Das lernen wird in Japan von großem Wert geschätzt. Ins Lernen wird viel Mühe gesteckt und meist überanstrengen sich die Schüler, viele können diesen Druck nicht standhalten. Das Schulleben ist, in meiner Ansicht, eines der negativen Seiten von Japan. Kaum Freizeit, kaum Schlaf. In Deutschland, nicht so extrem wie in Japan, aber auch ich stehe schulisch unter großem Druck, da ich auf einer Weiterführenden Schule bin und ein Abitur möchte. Weder in Deutschland noch in Japan hat man genug Zeit, um sich mit Freunden zu treffen. Dazu muss ich sagen, bei einigen hatte ich das Gefühl, sie wollten mit mir nicht wirklich abhängen. Auch habe ich oft die Bedeutung von Freundschaft einige Male in Frage gestellt und komm bis heute noch nicht auf die Antwort, was bedeutet „Freundschaft" für die jungen Japaner und Japanerinnen. Ein Konflikt mit irgendjemanden hatte ich direkt nie, es kam schon vor, dass ich mit der einen oder anderen Person Missverständnisse hatte oder mit einer Tat oder gar nicht erfüllten, erwarteten, versprochenen Tat auf die eine oder andere Person sauer, beziehungsweise von ihr enttäuscht war. An diesem Punkt bin ich meiner japanischen besten Freundin sehr dankbar, dass sie mir immer zugehört hat und mich und meine Aufregung verstanden und mich nicht geurteilt hat. Da es in Japan sich nicht gehört die Leute mit Problemen direkt zu konfrontieren, hatte ich oft Schwierigkeiten mich zurück zu halten und auf eine schonende Art und weise der betroffenen Person meine Unzufriedenheit, mein Problem mittzuteilen. Da die japanischen Jungs sehr schüchtern sind, hatte ich eigentlich so gut wie keine männlichen Freunde, hauptsächlich nur weibliche. Mit der Ausnahme der japanischen AFS Returnees und den anderen männlichen AFS Austauschschülern. Der Junge aus Panama und das Mädchen aus Thailand wurden zu meinen Engsten AFS Freunden aus dem Chapter der Stadt Niigata. Allgemein verstand ich mich mit jedem gut, abgesehen von ein paar kleinen, privaten Referenzen, aber nur 5 Personen in meinem Umkreis zählten in meinen engsten Freundeskreis, während meines Auslandjahres.

Ob Gastfamilie, AFS-Staff, Schule, die Klasse, die Lehrer, die Clubaktivität, Freunde, Bekannte oder sonst wer, alle Menschen, die ich im Laufe der 10 Monate kennengelernt habe sind mir unheimlich sehr ins Herz gewachsen und sind ein unentbehrlicher Teil meines Lebens geworden genauso wie die Erfahrungen die ich machen durfte!

All das wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung meiner Familie, John Saniter, der mir unheimlich viel geholfen hat und auch nach der Rückkehr auch weiterhin seine Hilfe anbietet, AFS und AFS Ulm die mich finanziell unterstützt haben und ein ganz besonderer Dank gilt an die Firma Voith GmbH, die mir eine sehr großzügige Spende gegeben haben und somit eine sehr große Rolle der Erfüllung meines Traumes gespielt haben!

Jedes Ende ist ein Anfang. Ein Anfang von etwas Neuem. Auch das Ende eines Auslandsjahres ist ein Anfang von einem neuen Lebensabschnitt. Von hier an beginnt auch ein neuer Abschnitt meines Lebens, in das ich mich genauso ahnungslos und mit großer Neugier stürze, wie ich mich einst in das Ungewisse einer neuen, fremden Kultur gestürzt habe.

Abschlussbericht für AFS / Voith GmbH

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